Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
fragte der Mann überrascht, als Lillja bis auf wenige Meter heran war. Er drehte das Licht etwas weiter zur Seite und Lillja erkannte, dass er sich auf einem steinernen Vorsprung befand, der in etwa einem Meter Höhe aus dem Wasser ragte und dabei eine Fläche von mehreren Quadratmetern einnahm, während er sich nach hinten hin verjüngte und zu einer Art Steg wurde, der in gerader Linie aus ihrem Blickfeld führte. Auf der Plattform vor sich erkannte sie zwei Männer, Daru, wie ihre übergroßen, farbenfrohen Augen und die spitz zulaufenden Ohren verrieten.
Der Vordere hielt eine stabförmige Lampe in den Händen, während der andere eine halbautomatische Waffe gezogen hatte und mit wachem Blick die Wasseroberfläche absuchte. Auf halber Höhe zwischen den beiden Männern stand eine weitere Lampe, die ein mildes Licht verströmte und alles innerhalb von fünf Metern erhellte. Beide Männer waren jung und trugen robuste Kleidung in grünen und schwarzen Mustern. Sie mussten zu den anderen Daru gehören - keine schöne Aussicht.
"Wo ist der andere?", verlangte der hintere Mann zu wissen.
" Welcher andere? Ich bin alleine", log sie und hoffte, dabei halbwegs überzeugend zu klingen.
"Ich habe zwei Aufschläge gehört."
"Das wird mein Rucksack gewesen sein – ich schätze, er liegt jetzt irgendwo am Grund des Sees."
In Wirklichkeit war sie sich gar nicht so sicher, was aus dem Gepäckstück geworden war. Sie hatte ihn fallen gelassen, wusste aber nicht sicher, ob er vielleicht so dicht an der Spalte gelegen hatte, dass er ihr tatsächlich nach unten gefolgt war. Es war in diesem Augenblick auch wirklich nicht wichtig.
Sie hoffte inständig, dass Fenric irgendeinem Plan folgte, der sie aus dieser unangenehmen Situation befreien würde.
Der hintere Söldner nickte langsam und schien ihr diese Geschichte zu glauben.
"Was suchen Sie auf diesem Planeten?", wollte der Mann mit der Lampe wissen und tauschte einen kurzen Blick mit seinem Kumpanen, der erneut nickte.
Dazu wollte ihr nun wirklich keine passende Lüge einfallen und als sie in die finsteren Züge der Daru sah, wurde ihr klar, dass diese beiden wissen mussten, dass ihre Anwesenheit für sie nichts Gutes bedeuten konnte. Es war Stunden her, seit sie Tulan und die anderen getötet hatten und es wäre schon recht naiv, anzunehmen, dass niemand sonst davon erfahren hatte.
"Kommen Sie raus!", verlangte er schließlich und Lillja schwamm zögerlich bis an die Kante. Wo war Fenric?
Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, unterzutauchen und im Schutz der Dunkelheit zu verschwinden, verwarf diese Möglichkeit jedoch schnell wieder. Zumindest der hintere Mann hielt seine Waffe noch immer im Anschlag und sie würde sicher nicht schnell genug aus seiner Reichweite kommen. Wenn sie flüchtete, würde er ihr einfach ein paar Schüsse nachsenden und sie konnte kaum darauf hoffen, dass er aus dieser Entfernung danebenschoss.
Ein Gefühl tiefer Verzweiflung und aufkeimender Panik breiteten sich in ihr aus, während sie die Kante langsam erreichte und danach tastete.
Die letzte Erinnerung an das, was passiert war, als sie vor wenigen Stunden von Kameraden dieser beiden gefangen gehalten wurde, war noch viel zu lebendig. Sie würde sicher nicht zulassen, dass man sie erneut der Droge aussetzte oder sie wieder als Mittel missbrauchte, um ihre Freunde zur Kooperation zu zwingen.
Lillja würde sicher nicht ohne Gegenwehr aufgeben.
Das überstandene Fieber und das kurze Schwimmen hatten stärker an ihren Kräften gezehrt, als sie es für möglich gehalten hatte. Sie griff mit beiden Händen nach der Kante und zog sich ein Stück weit aus dem Wasser, doch dann begannen ihre Arme zu zittern und sie musste innehalten.
Der vordere Daru schaltete die Stablampe aus und schob s ie in einen Riemen an seinem Gürtel, ehe er zu Lillja trat und sie über die Kante zerrte. Sie versuchte dabei, die Waffe an ihrem Gürtel zu verbergen, was ihr aber offensichtlich nicht ausreichend gelang, denn der Daru hielt augenblicklich inne, ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder und drehte sie grob auf den Rücken.
"Das ist eine von unseren", kommentier te er, während er ihr die Strahlenwaffe abnahm. "Wie kommen Sie an eine von diesen Waffen?"
Er drehte die Schusswaffe in den Händen und wandte sich schließlich seinem Kumpanen zu, dem er die kleine Pistole nach einem fragenden Blick zuwarf.
Lillja richtete sich in eine sitzende Position auf und zog die Knie an den Körper, wobei
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