Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
möglicherweise ausreichen würde, um die Blutung fürs Erste zu stoppen.
"Da hatten wir Glück", kommentierte Fenric so trocken, dass Lillja erneut aufsah.
" Was ihr Soldaten nicht alles als Glück bezeichnet", erwiderte sie mürrisch und musste an H'Regas Kommentar im Lager denken. "Das nennst du Glück?"
"Sicher – hier unten hätte ebenso gut blanker Fels sein können."
Fast gegen ihren Willen musste sie bitter lächeln, setzte sich auf und besah erneut ihr Bein. Es hatte im ersten Moment deutlich schlimmer ausgesehen, als das, was sie nun sah. Fenric hatte einen Druckverband angelegt, der dumpf weh tat, aber sie konnte Fuß und Knie problemlos bewegen.
"Nur ein Streifschuss", kommentierte er. "Es blutet kaum und sollte bald ganz aufhören - aber dein Körper ist geschwächt. Wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen."
Er war zurück zu dem Toten gegangen, hatte sich über ihn gebeugt und durchsuchte seine Taschen, bis er schließlich ein schmales Funkgerät hervorzog und das Display begutachtete.
"Mehr als bloßes Glück", nahm er seine vorherige Aussage wieder auf. "Keine ausgehenden Funksprüche während der letzten Minuten - sie haben wohl niemandem berichtet."
Sie war kurzzeitig versucht, den Yndra daraufhin zu weisen, dass es kein Glück gewesen war, was die Daru vom Absetzen eines Funkspruches abgehalten hatte, sondern ihr Einschreiten. Doch sie zog es vor, zu schweigen, denn immerhin hätte sie ihre unüberlegte Aktion fast selbst das Leben gekostet.
Lillja nickte schwach und richtete sich langsam auf. Ihr Herz raste noch immer, während sie auf die Leiche im Wasser herabsah.
Der Verband um ihre Hand hatte sich mit Wasser und Blut vollgesogen und zerrte schwer an der Wunde. Obwohl das Schmerzmittel noch für ein paar Stunden wirken sollte, tat die Hand entsetzlich weh und fühlte sich heiß an. Sie schob den Teil des Verbandes zur Seite, der um ihre Mittelhand gewickelt war und erkannte, dass das Gewebe rot und geschwollen war. Es tat weh, sehr sogar und während sie das unheilvolle Rot betrachtete, bemerkte sie, dass der Schmerz gar nicht vom Schnitt ausging, sondern ihre Handinnenfläche a ls Ausgangspunkt zu haben schien.
Mit einem wirklich unguten Gefühl zog sie den Scanner hervor und nahm die Schutzkappe ab. Offenbar hatte das Gerät ihren unfreiwilligen Ausflug ins Wasser jedoch ebenso wenig überstanden, wie der Tacker, denn es passierte einfach gar nichts, als sie auf den Aktivierungsknopf drückte.
"Läuft dein Scanner noch?", fragte sie in Fenrics Richtung, ohne von ihrer Hand aufzusehen.
Sie hörte, dass er etwas tat und dann antwortete: "Ja."
Er reichte ihr das kleine Gerät und Lillja ließ den blauen Strahl über ihre Hand wandern.
"Alles in Ordnung?" Erneut ließ sich der Yndra an ihrer Seite nieder und ließ einen besorgten Blick über ihre Erscheinung wandern. Lillja sah nur kurz auf und zuckte hilflos die Schultern, ehe sie ihm das Gerät mitsamt den Ergebnissen zurückreichte. Die Haut war gereizt und Wundflüssigkeit hatte sich angesammelt.
"Nein, wäre alles in Ordnung, hätte ich noch zehn Finger und mir würde nicht alles weh tun. Und wäre alles in Ordnung, wären wir gar nicht erst hier", sagte sie ausdruckslos und schloss für einen Moment die Augen. "Tut mir leid."
Vor ihrem inneren Auge spielten sich die grauenvollen Szenen der vergangenen Stunden wie im Zeitraffer erneut ab und mit einem Mal hatte sie das Gefühl, den brechenden Schädel Tulans wieder in ihren Händen zu halten. Sie schluckte schwer und versuchte, die Erinnerung zu verdrängen, obgleich sie wusste, dass diese schrecklichen Bilder sie sicher nie wieder wirklich verlassen würden.
"Muss es nicht." Er sah zu ihr herüber und lächelte. "Wir werden das schon überleben und sobald wir das nächste Sanitätsschiff erreichen, wird man dir eine kybernetische Prothese anpassen und du kannst anfangen, das alles zu vergessen."
Eine ermutigende Aussicht, das musste sie sich eingestehen, auch wenn sie es lieber nicht wagen wollte, wirklich darauf zu setzen, dass es so kommen würde. Wahrscheinlicher war, dass die Xhar zu dem Entschluss kamen, dass vier Finger ausreichten – zumal sie selbst über genau diese Anzahl pro Hand verfügten.
Er steckte den Scanner weg und zog stattdessen die Kontrolleinheit des Kommunikators hervor.
"Ich hoffe, dass die Reichweite ohne Verstärker ausreicht und dass uns diese Felsen nicht übermäßig abschirmen", kommentierte er, während er mit dem Daumen
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