Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
murmelte er, sah nun doch auf und schüttelte den Kopf. "Wir hätten im Lager gleich nach Karten über das System suchen sollen."
"Haben wir aber nicht", entgegnete sie etwas unwillig und mürrischer, als sie vorgehabt hatte, "und jetzt müssen wir das Beste daraus machen."
Er seufzte und nickte etwas zögernd, während er den Blick wieder auf das kleine Gerät richtete und ein paar weitere Schritte machte.
"Es zeigt eine Wasserquelle direkt vor mir an", sagte er zweifelnd und seufzte.
Ein unnatürliches Bersten ertönte und plötzlich sackte der Yndra nach unten weg. Lillja ließ die Flasche und den Rucksack fallen und hechtete zu dem Punkt, an dem Fenric sich bis vor einem Herzschlag noch befunden hatte und starrte plötzlich in ein gähnendes Loch, das steil nach unten führte. Der Soldat war durch den lockeren Bewuchs gestürzt, der die Spalte verborgen haben musste, hatte sich aber mit der Rechten in das Wurzelwerk krallen können und hing etwa einen halben Meter unter ihr.
Lillja ließ sich auf den Bauch fallen und streckte ihm die gesunde Hand entgegen, während sie mit der anderen nach festem Halt im anstehenden Wurzelwerk suchte. Der Boden war locker und nachgiebig – kaum mehr als eine vielleicht zehn Zentimeter mächtige Humusschicht, die sich über mehr oder weniger festem, von kleineren und größeren Steinen durchzogenem, Untergrund angesammelt hatte.
"Pass auf, dass nicht noch mehr einstürzt", warnte Fenric, brachte schwungvoll den freien Arm nach oben und ergriff ihre Hand.
"Das hält schon."
Tat es nicht.
Mit aller Kraft, die sie zusammenkratzen konnte, packte sie sein Handgelenk und zog daran. Unter ihrer Brust fühlte sie, wie Bewegung in den Untergrund kam und sie ein paar Zentimeter nach unten rutschte – dann stürzte der Grund unter ihr ein und riss sie in die Tiefe.
Fenric entglitt ihrem Griff und sie prallte hart gegen die Seitenwände, während sie die Hände vor den Kopf riss, um sich irgendwie zu schützen. Etwas streifte ihre Schulter und riss sie herum, ehe die schrägen Wände schlagartig verschwanden und Lillja ein paar Meter im freien Fall nach unten raste. In der nächsten Sekunde durchbrach sie die Oberfläche eines erstaunlich kühlen Wassers und tauchte unter.
Dunkelheit und Wasser brachen über ihr zusammen und sie verlor jegliche Orientierung. Panisch begriff sie, dass sie nicht wusste, wo oben oder unten war, dann schloss sich eine Hand um ihren Oberarm und zog sie an die Luft. Hustend rang sie nach Atem, während Fenric sie im Rettungsgriff halb auf sich zog und irgendetwas zu ihr sagte.
"Alles ist gut", drangen die leisen Worte schließlich in ihren Verstand und sie zwang sich, ruhiger zu atmen.
"Was...?", hallte eine deutlich erstaunte Stimme, die ihr vollkommen fremd war, durch die unterirdische Kaverne.
Endlich sah sie sich um. Sie waren in einer Art See innerhalb einer Höhle gelandet. Die freigelegte Spalte und der kleine Erdrutsch hatten ein winziges Loch in den düsteren Himmel, vielleicht sieben oder acht Meter über ihnen, gestanzt, sodass ein wenig Licht hinunterfiel, das jedoch bei Weitem nicht ausreichte, um die gesamte Höhle zu überblicken.
Noch ehe Lillja wirklich begreifen konnte, zu wem die fremde Stimme gehörte und was überhaupt passiert war, hielt das gebündelte Licht eines Scheinwerfers auf sie zu und schien die Wasseroberfläche nach ihnen abzusuchen.
Der Spalt musste sie zumindest ein Stück weit schräg und nicht gerade nach unten geführt haben, sodass sie nur einen kleinen Teil des Ausgangs von ihrer Position aus erkennen konnte.
"Kannst du schwimmen?", fragte Fenric leise.
"Ja."
Er ließ sie los und Lillja hielt sich aus eigener Kraft über Wasser, während er lautlos abtauchte und in der Dunkelheit verschwand. Dann hatte der Scheinwerfer sie erreicht und blendete sie.
"Wer ist da?", fragte die Stimme erneut und schien dabei den gleichen Ursprung wie der Scheinwerfer zu haben. Lillja hob die Hände aus dem Wasser, um ihr Gegenüber nicht unnötig zu provozieren und versuchte gleichzeitig, ihre Augen vor dem grellen Licht zu schützen.
"Ich bin eingestürzt", erklärte sie überflüssigerweise und begann, sich langsam auf die Lichtquelle zuzubewegen. Der Lichtkegel senkte sich etwas und leuchtete nun das Wasser vor ihr aus. Lillja folgte ihm und schwamm langsam weiter. Während ihres kurzen Falls hatte sie nur Bruchteile ihrer Umgebung erkennen können, hoffte aber, dass sich der andere an einem Ufer befand.
"Ein Mensch?",
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