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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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Der Sprinkler, der frühmorgens den penibel geschnittenen Rasen benetzte. Die hochglanzpolierten Sportwagen auf dem schuleigenen Parkplatz. Alles dort stank nach Geld.
    Hier gab es nur zwei Sorten von Typen: Die, die wie ihre Eltern sein wollten, und die, die genau das nicht wollten. Was mich betraf: Ich wollte den Laden abfackeln. Wollte zusehen, wie die Dachbalken herabstürzen,
bersten und funkensprühend die Nacht erleuchten.
    So hat es angefangen.
    Ich redete drei Monate lang mit niemand auf der verfickten Schule ein Wort. Drei Monate lang, bis Thorley im Chemieunterricht etwas zu mir sagte. Drei Monate lang hatte er beobachtet, wie ich die Chemielehrerin anstarrte, deren schwarze Unterwäsche im flackernden Neonlicht durch ihren weißen Laborkittel schien. Wie sie an den Reagenzgläsern herumfummelte. Wie ihre Titten sich gegen meine Schulterblätter pressten, wenn sie sich über mich beugte, um meine Berechnungen zu korrigieren. Thorley war das aufgefallen.
    Die Chemielehrerin und der Mathelehrer waren verheiratet. Offengestanden habe ich keine Ahnung, wie sie mit Vornamen hieß. Ihr Nachname war Arthur, weil sie mit Mr. John Arthur verheiratet war. An seinen Namen kann ich mich erinnern. Der hat sich in meinem Gedächtnis festgesetzt wie ein Glassplitter unter der Haut.
    Thorley kam rüber zu meiner Bank und beugte sich lächelnd zu mir herab. Sagte mir, ich könne sie haben, Mrs. Arthur. Wie offenbar schon ein paar von den anderen Jungs.
    »Leichte Beute«, erklärte Thorley.
    All das wäre nicht passiert, wenn Mr. John Arthur sich nicht so beschissen aufgespielt hätte. Mr. Arthur
hatte nämlich beschlossen, mich tagtäglich anzumachen.
    »Na, dealst du noch?«, fragte er dauernd. Und hakte nach: »Immer noch am Kiffen?« Er wollte mir demonstrieren, dass er über meine Vergangenheit als Drogendealer an der alten Schule Bescheid wusste. Manchmal baute er sich vor mir auf, die über seine in der Sonne glänzende Glatze gekämmten Haare standen grotesk ab, und sagte: »Ich habe gehört, du hast einem deiner Mitschüler mit einem Hammer die Finger gebrochen.« Eine Geschichte, die immer viel schlimmer klingt, wenn man nicht dabei war und es selbst gesehen hat. »Du hältst dich wohl für einen besonders harten Burschen? Wir tolerieren aber keine Schlägertypen.«
    Einmal packte er mich sogar am Arm und zischte mir »Mach mir bloß keinen verfickten Ärger« ins Ohr. Als glaubte er, wenn er »verfickt« sagte, würde ich kapieren, dass er es ernst meinte.
    Im Nachhinein betrachtet, hat Mr. John Arthur wohl geglaubt, er tue mir mit seinen Einschüchterungsversuchen einen Gefallen und könne mich so auf den rechten Weg zurückbringen. Ich weiß, wie das läuft. Aber Mr. John Arthur kotzte mich gleich doppelt an.
    Erstens, weil er mich vor diesen beschissenen reichen Muttersöhnchen wie ein armseliges Würstchen aussehen ließ. Und zweitens, weil er die Inkarnation
all dessen war, was ich an dieser Schule hasste. Dieses Gefühl, als wollten sie hinter mir herwischen, weil ich ihre heiligen Hallen beschmutzte. Mein kleines Scheißleben, das vor meinen Augen zerfiel. Und mit jedem Satz, den er absonderte, wurde Mr. John Arthur in meinen Augen zum Hauptverantwortlichen der abschätzigen Blicke und Bemerkungen, die hinter meinem Rücken ausgetauscht wurden.
    Eine Frage der Gleichbehandlung. Wenn jemand dich fickt, solltest du ihn auch ficken.
     
    Beim Mittagessen setzt Thorley sich neben mich und erzählt mir, wo Mrs. Arthur freitags nach der Schule hingeht: stets in denselben europäisch gestylten Pub. Kleine Länderflaggen aus aller Welt über der Theke und original Guinnesswerbung an den Wänden. Sie trifft sich dort mit Freunden, mit denen sie zu Retromusik tanzt, die sie daran erinnert, wer sie waren, bevor sie wurden, was sie sind. Thorley erzählt mir, dass er sie dort gesehen habe. Dass er ihr schon öfter gefolgt sei. Ich frage ihn, ob er was mit ihr gehabt habe, aber Thorley antwortet nie auf so direkte Fragen.
    »Komisch, nicht?«, meint Thorley. »Um die Chemielehrerin zu ficken, wirst du ein bisschen Chemie büffeln müssen.«
    Thorleys Eltern leben in Frankreich. Sein Vater ist Chef einer Sicherheitsfirma und hat schon diverse
Regierungen beraten. Thorley hat ein Foto, auf dem sein Vater mit Kofi Annan posiert, und als Thorley es mir zeigt, sagt er, als er klein war, habe er immer geglaubt, es sei Morgan Freeman.
    Letztes Jahr hat Thorleys Vater seine Aktivitäten nach Paris verlagert. Deshalb haben

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