Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol
gehen.«
»Polizei!«, ruft eine weitere Stimme.
Uncle kommt zurück ins Zimmer gerannt, schaut sich suchend um.
»Wo ist Thorley?«, fragt er und sieht sich um, als sei er irgendwo hier versteckt.
»Ist er nicht in seinem Zimmer?«
»Nein. Er hat uns doch letzte Nacht reingelassen, oder?«
Die Tür erzittert unter einem heftigen Schlag. Einmal, zweimal.
»Sie werden sie eintreten«, sage ich. »Wie sind die überhaupt hier hochgekommen?«
»Und wer zum Teufel ist das?«
Uncle geht in die Küche und deponiert die Messer aus der Schublade auf der Sitzbank.
Die Tür erbebt wieder, die Farbe platzt von den Angeln und rieselt zu Boden.
»Wie kommen wir hier raus?«, schreit Uncle, ein Messer kampfbereit in der Hand. Ein CD-Regal stürzt um, als ein neuer Schlag gegen die Tür donnert. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Mein Handy klingelt.
»Hallo, hier spricht Detective …«, ich drücke ihn weg.
»War das Thorley?«, schreit Uncle und versucht die Schläge zu übertönen, die jetzt methodischer werden und das ganze Apartment in seinen Grundfesten erzittern lassen.
»Nein, das waren die Bullen.«
»Ihr seid verfickt noch mal tot«, brüllt eine Stimme von draußen. Sie haben die Tür einen Spalt aufgekriegt, eine kleine Öffnung oben im Türrahmen, groß genug, damit wir sie klar und deutlich hören können. Die Angeln verbiegen sich und ächzen bei jedem Schlag. Uncle rennt ins Schlafzimmer, kommt wieder zurück, rennt ans andere Ende des Apartments, kommt zurück ins Wohnzimmer.
»Was sollen wir machen?«, schreit er.
»Ihr seid alle im Arsch da drinnen«, brüllt es von draußen.
»Beeilt euch, die müssen bald da sein«, sagt eine andere Stimme.
Ich sage zu Uncle: »Mach die Tür auf.« Dann wische ich die Zeitschriften und leeren Flaschen vom Couchtisch, auf dessen Glas in schwarzen Lettern die Regeln prangen und packe ihn an den Beinen. Ich sage Uncle, er soll sich die nächstbeste Waffe schnappen und sich bereithalten. Die Tür gibt ein weiteres Stück nach, es ist jetzt genug Platz, dass sie ihre Finger durchstecken können. Uncle steckt sich mehrere Messer in die Taschen und schnappt sich einen schmiedeeisernen Barhocker. Er hebt ihn hoch über die Schulter und macht ein paar Schritte auf die Tür zu. Ich verberge mich hinter dem Wandvorsprung neben dem Eingang und warte darauf, dass sie hereinkommen.
»Hey«, sagt Uncle, »der New Punk!«
Ich nicke ihm zu.
»Fick sie«, schreit er mit wutverzerrtem Gesicht.
Aus einiger Entfernung dreht er vorsichtig am Türknauf, einmal, zweimal, dann schnappt das Schloss auf.
»He, ihr Wichser!«, brüllt er. »Die Tür ist offen.« Die Tür fliegt auf, die Klinke knallt in die Wand und fünf, vielleicht sechs Typen stürmen herein. Große Typen. Uncle schlägt mit dem Hocker auf sie ein, erwischt einen am Kopf. Der Kerl fasst sich an den Schädel und taumelt zurück. Uncle will ein Messer ziehen, aber einer packt ihn schnell am Arm, und ein zweiter drischt ihm die Faust ins Gesicht.
Ich knalle den Couchtisch mit all meiner Kraft auf sie drauf, zerschmettere ihn auf einem kahlen Schädel. Die Regeln bersten und splittern. Ich zerre am Tisch, damit die Kanten auch ja ins Fleisch schneiden, rüttle den Rahmen hin und her und knalle die gezackten, noch immer im Metall hängenden Scherben einem Angreifer in die Brust.
»Ihr gottverdammten Wichser!«, schreit einer der Typen Uncle ins Gesicht, der von drei anderen am Boden festgehalten wird. Sie schreien Thorleys Namen. Irgendwer nennt meinen.
»Das machen wir hier mit Vergewaltigern!«, brüllt einer. Jemand trifft mich von hinten mit etwas Hartem, ich schwinge die Reste des Rahmens herum und
stürme durch die Tür raus. Uncle liegt brüllend auf dem Boden.
Inzwischen weiß ich, was sie mit Uncle gemacht haben: Sie haben seine Finger zurückgebogen, bis sie aus dem Gelenk sprangen und brachen. Einen nach dem anderen.
Ich höre Uncle schreien, als ich die Tür zum Treppenhaus öffne und die Stufen hinunterhaste. Ich höre ihn noch, als ich über den Gehweg draußen davonlaufe.
Jetzt sind auch die Bullen da, drei Streifenwagen fahren mit Blaulicht und Sirene in die Zufahrt. Ich sehe mich gerade lange genug um, um mitzukriegen, wie die Bullen aus ihren Wagen springen und ins Haus stürmen. Einer von ihnen bemerkt mich und spricht in sein Walkie-Talkie.
Ich renne in Richtung City.
H arris wird am frühen Morgen festgenommen, aber vorher ist noch eine üble Nummer abgelaufen.
Gegen
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