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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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Atemzug. Stell dir vor, ein Stiefel tritt dir ins Gesicht.« Ich schlage mit der Faust in die Handfläche. »Plötzlich kriegst du keine Luft mehr, und der Stiefel tritt wieder zu. Dann knallt es in deinen Ohren wie noch nie, und du kannst nichts mehr hören. Du willst ›Aufhören‹ schreien, aber da tritt der Stiefel schon wieder zu, diesmal auf den Mund, als du schreien willst, beißt du dir auf die Zunge. Der Stiefel tritt wieder zu, und dein Körper zuckt panisch und wehrlos. Wieder tritt der Stiefel zu. Dein Hirn registriert, dass etwas ganz Schlimmes passiert. Davon wirst du dich nie mehr erholen. Wieder tritt er zu und etwas bricht, kracht, platzt in deinem Schädel, du spürst Blut auf deiner Haut, aber du kannst nichts mehr schmecken. Alles tut dir weh. Alles ist taub. Du weißt kaum noch, wo du bist, als du das Bewusstsein verlierst.

    Aber der Stiefel kennt keine Gnade. Tritt wieder und wieder und wieder zu. Das ist das Ende deines Lebens«, erkläre ich Dr. Jessica Snowden. Ich rutsche vor auf die Kante meines Stuhles und starre sie an. »Alles, was war, endet hier, in diesem Moment. Dinge, die du gesehen hast, verschwinden. Deine Träume, die Annahme, du wärst etwas Besonderes. Dass Gott einen großen Plan für dich hat. Dass so etwas nie passiert. Du hast nicht einmal die Chance, ›Adieu‹ zu sagen. Du kannst deine Liebsten kein letztes Mal streicheln. Dein Leben kann einfach so vorbei sein.«
    Dr. Jessica Snowden hält den Blickkontakt, sie weigert sich, den Blick zu senken.
    »So habe ich mich gefühlt, als ich Aprils Leiche sah«, erkläre ich ihr mit zusammengebissenen Zähnen. »Ist es das, was du willst, Jess?« Ich schlucke heftig und lehne mich zurück. »Ist es so richtig?«
    In Dr. Jessica Snowdens Augen scheint Sympathie auf, Mitgefühl. Sie legt Block und Stift auf den Schreibtisch, setzt sich gerade hin, beide Füße wieder auf dem Boden, den Kopf leicht schräg geneigt.
    »Es ist gut«, sagt sie. »Du hast eine äußerst traumatische Erfahrung gemacht.«
    Und ich merke, dass ich ihr eben genau das gegeben habe, was sie wollte. Sie setzt ein falsches, aufmunterndes Lächeln auf, nickt mir zu, ihre Hände liegen ruhig auf den Knien.

    Dr. Jessica Snowden.
    Du Schlampe.
    Du Nutte.
    Du Fotze.
    »Glotz mich nicht so verfickt an.«

J emand donnert gegen Thorleys Wohnungstür. Ich wache auf, liege mit dem Gesicht nach unten auf der Couch, der Fernseher läuft noch. Den Cartoons nach zu urteilen, ist es früher Morgen. Mein Ellbogen tut weh, als ich ihn ausstrecke. Ich spüre die blauen Flecken und Schwellungen vom Aufschlag auf den Asphalt. Eine Brandwunde an meinem Bein.
    Tatsache ist: Es gibt keine sichere Methode, aus einem fahrenden Auto zu springen.
    Wieder donnert jemand dermaßen gegen die Tür, dass die Angeln erzittern und Thorleys CD-Regal bebt. Eigentlich donnert nie jemand gegen Thorleys Tür. Eigentlich gibt es die Videoidentifikation. Die Kamera befindet sich in der Lobby. Um in das Gebäude zu kommen, drückt man die Nummer des Apartments, der Bewohner checkt den Monitor, um dich zu identifizieren, und drückt den Summer, der die untere Sicherheitstür öffnet. Normalerweise lässt Thorley dann die Wohnungstür offen und wartet. Aber niemand donnert einfach so gegen seine Tür.
    Ich rufe nach Thorley, rufe ihm zu, jemand sei an der Tür, da donnert es wieder, noch härter diesmal,
vielleicht, weil sie meine Stimme gehört haben. Uncle kommt aus dem anderen Schlafzimmer gerannt, zieht sich schnell ein T-Shirt über.
    »Wer zum Teufel ist das?« Panik in seiner Stimme.
    Ich sage ihm, ich hätte keine Ahnung, und es donnert wieder.
    »Macht die verdammte Scheißtür auf!«, ruft eine gedämpfte Stimme von draußen.
    »Vielleicht die Bullen«, sage ich.
    »Auf gar keinen Fall. Die würden nicht gegen die Tür donnern, die würden sagen: ›Polizei, öffnen Sie die Tür‹ und ›Wir haben einen Durchsuchungsbefehl‹ oder so was.«
    Uncle starrt, die Hand zur Faust geballt, gebannt auf die Tür. Wieder donnert es dagegen, der Knall bringt das Fenster zum Klirren. Uncles Augen suchen das Zimmer ab.
    »Warum hat Thorley nicht so ein verdammtes Guckloch in der Tür? Und hat er nicht eine Knarre oder so was?«
    »Gestern hatte er einen Revolver«, erwidere ich.
    »Wo ist er?«
    »Auf die Bullen …?«
    »Das sind nicht die verdammten Bullen«, zischt Uncle. »Wo ist Thorley?« Er rennt ins andere Zimmer.
    Draußen sagt eine neue Stimme: »Wir müssen reinkommen. Das muss schneller

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