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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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… wird … nicht … reden …, du blöder Arsch!«, brülle ich und umfasse den Schraubenzieher in meiner Tasche.

    Troy starrt mich an. Ich male mir aus, was passiert, wenn er jetzt einen seiner Schübe kriegt. Und mich in Stücke reißt. Könnte jeden Moment passieren. Troy schaut noch einmal zurück in den Park, schaut mich an und marschiert zurück zum Auto.
    Meine Hand, die den Schraubenzieher umklammert, zittert. Ich spüre, wie er gegen meinen Schenkel schlägt.

E s ist komisch, wie man die Dinge schärfer wahrnimmt, wenn man weiß, dass das Leben vorbei ist. Dinge, die normalerweise im Hintergrund mitlaufen, am Rande der Realität, treten plötzlich in den Vordergrund. Die kleinsten Dinge bekommen eine Bedeutung. Weil du sie vielleicht nie wieder erlebst. Nimm sie wahr, solange du noch kannst.
    An diesem letzten Tag, nachdem ich aus Thorleys Apartment abgehauen bin, streife ich den ganzen Tag durch die City. Ohne Absicht und Ziel. Zuerst denke ich noch an Uncle, wie er mit gebrochenen Fingern auf dem Fußboden liegt. Dann an Thorley, und wo er wohl abgeblieben ist. Ich denke an den Fischer auf seinem Segelboot, der hinaus- und davonsegelt. Vielleicht sollte ich mich als blinder Passagier versuchen und von hier verschwinden. Ich denke an alles, das schiefgelaufen ist. Und durchstreife die City. Beobachte, wie die Leute sich von Kreuzung zu Kreuzung bewegen. Eine Million Leben, die aneinander vorbeiflanieren und sich nie kennenlernen. Autos, die blinken. Eine Frau, die vor sich hinsingt. Ein Mann, der die Jacke seiner Frau hält und vor
einem Bekleidungsgeschäft mit traurigem Gesicht auf sie wartet.
    Ich gehe in einen Comicladen, einen Spielzeugladen, den Spielsalon. Die Orte, die mich daran erinnern, wie mich mein Dad in die City mitgenommen hat. Ich stehe vor dem Bürogebäude, in dem meine Mutter gearbeitet hat. Lasse meine Erinnerungen Revue passieren. Die Geräusche von früher.
    Meine Mutter, die zu Hause sitzt und auf mich wartet, bei jedem Geräusch an der Haustür aufspringt.
    Der Wind mäandert durch die Straßen der City, fegt das Laub von den Bäumen und trägt es hoch zu den Penthäusern und Baukränen, die am Himmel kratzen. Hier unten sind wir am Grund des Meeres. Als der Wind auffrischt und laut durch die Straßenschluchten pfeift, ziehen die Menschen ihre Krägen fester zusammen und greifen nach ihren Regenschirmen. Für die da oben in den Wolkenkratzern sind wir hier unten in Atlantis.
    Als die grauen Wolken die Sonne ausblenden, wirken die Läden plötzlich heimeliger, die ersten Regentropfen legen sich wie Dunst auf das warme Licht im Innern. Flyer, die Konzerte ankündigen, wirbeln umher. Zwischen Menschen, die Schutz vor dem Regen suchen. Der ungeduldige Verkehr muss sich zügeln und kriecht im Tempo von Karnevalswagen vorwärts. Regentropfen klatschen auf Wagendächer. Die Schritte
der Fußgänger, die eilig die Straßen überqueren. Plötzlich eine Sirene.
    Ich streife durch die Lebensmittelabteilung des Casino, sehe mir in einem leeren Kino einen Film an.
    Es könnte das letzte Mal sein , denke ich. Saug alles in dich auf.
     
    Es gießt in Strömen, Bindfäden vor den Scheinwerfern der Taxis. Die nächtliche City wirkt nun traurig und verdrossen. Die Straßen einer Geisterstadt. Wo am Tag Hunderte von Menschen entlanggehen, herrscht jetzt die Einsamkeit, allenfalls unterbrochen von einem verlorenen Fremden im Licht einer Straßenlaterne. Schlafende Baukräne neben den Skeletten neuer Gebäude. Der blaue Schein eines Fernsehers in einem Apartment im achten Stock.
    Die dunklen Seitengassen wecken meine kindliche Angst vor der Nacht. Vor lauernden Monstern.
    Mein Handy klingelt, Tropfen rinnen über das Display.
    »Hier spricht Detective Senior Sergeant Davies.«
    »Na und?«, erwidere ich. »Juckt mich nicht.«
    »Wir wollen, dass Sie sich zur Vernehmung stellen.«
    »Ich akzeptiere, dass ich für das bezahlen muss, was ich getan habe. Ich gebe auf. Fickt euch.« Ich rede wie ein Besoffener. »Verfolgt ihr den Anruf zurück?«

    Detective Senior Sergeant Davis antwortet nicht. Ich sage ihm, ich sei in der City. Sie sollten kommen und mich finden. Ich lasse mein Handy an und stecke es weg. Der Bulle labert meine Tasche voll.
    Ich merke, dass ich die Finsternis nicht zu fürchten brauche, dass ich keine Angst haben muss.
    Ich bin das Monster. Das lauernde Monster.
    In einer verlassenen Grünanlage setze ich mich auf eine triefende Bank und sehe den entlaubten Bäumen zu, wie sie in

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