Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol
sagt. Der süße Bulle steht ein Stück entfernt und schaut zu. Der saure Bulle sagt: »Du und deine Freunde, ihr werdet alle dafür bezahlen.«
Er hält inne, als wolle er meine Reaktion abwarten. Dann: »Am liebsten würde ich dir den Hals umdrehen und zusehen, wie du den Geist aufgibst. Dein Leben ist vorbei, Bürschchen.«
Wir müssen ein Zeichen setzen gegen solche extremen und unentschuldbaren Taten und uns dieser Monster entledigen.
J. PARSONS, ELTHAM
Der Anwalt betritt den kahlen Raum. Auf der anderen Seite des Tisches wartet ein leerer Stuhl. Er sagt: »Lies das«, und lässt ein dickes Buch auf den Tisch fallen. Dann geht er.
Vorverhandlung. Es ist still in dem holzgetäfelten Zimmer. Es riecht nach Beize. Die Handschellen zwicken meine Armhaare. Der Richter sieht schon jetzt
genervt aus. Dann werden wir in eine andere Zelle gebracht.
Angesichts der Verbrechen, die sie begangen haben, haben sie weder Gnade noch mildernde Umstände verdient. Nicht bloß eine symbolische Strafe. Keine zweite Chance. Sie müssen mit aller Härte bestraft werden.
J. SMITH, TRARALAGON
Am folgenden Tag beherrschen wir die Schlagzeilen. Fette Schlagzeilen.
VERGEWALTIGER-GANG GESCHNAPPT FEIGE JUGENDLICHE VERGEWALTIGEN MÄDCHEN UNTER DROGEN BRUTALE MONSTER
Ein Beamter wirft eine Zeitung in die Zelle, ich höre ihn sagen: »Die haben jetzt keine Freunde mehr.«
Unter der Schlagzeile ist ein Foto von uns, wie wir aufs Polizeipräsidium geführt werden. Unsere Gesichter sind gepixelt, wir sehen aus wie aus einem Achtziger-Jahre-Computerspiel. Ich denke: Scheiße, das ist eins fürs Fotoalbum. Eins, das du den Enkeln zeigen kannst.
Außerdem haben sie Bilder von Thorleys Apartment, Thorleys Straße. Auf Seite drei verkündet eine kleinere Schlagzeile: »Gestohlener Wagen rast in den Flinders-Street-Bahnhof«. Dem Artikel entnehme ich, dass sie zunächst dachten, es handele sich um einen terroristischen Anschlag und das Auto sei mit Sprengstoff beladen. Die Leserbriefseite ist komplett uns gewidmet. Briefe aus allen Ecken des Landes konstatieren, wir hätten den Tod verdient.
Werft sie zu den anderen Vergewaltigern und Mördern in die Zelle und lasst sie es unter sich ausmachen.
P. MURPHY, MELTON
An ihrem achtzehnten Geburtstag probieren die meisten Teenager den ersten Geschmack der Freiheit, bekommen ihren Führerschein, dürfen das erste Mal legal Alkohol trinken. Troy wird an seinem achtzehnten Geburtstag im Knast vergewaltigt. Die Arme auf den Rücken gedreht, das Gesicht gegen den rauen Beton gepresst. Ein Typ mit stinkendem Atem sagt zu ihm mit tiefer, kehliger Stimme: »So läuft das jetzt. Spürst du’s? Das hat man davon, wenn man kleine Mädchen vergewaltigt. Das kriegt man dafür. Immer und immer wieder.«
Dann schlagen sie ihm so lange den Kopf gegen die Wand, bis er die Tränen nicht mehr von dem Blut unterscheiden kann, das ihm über die Wangen läuft. Troy wird vergewaltigt und zusammengeschlagen, und um seine gebrochenen Rippen und Schwellungen zu schützen, verbirgt er sich in der Zellenecke hinter seiner Matratze und hofft, dass sie ihn nicht noch einmal besuchen kommen. Oder wenigstens keine Waffen haben. Einmal vereiteln die Wärter einen Plan, ihn mit der Spritze eines HIV-positiven Mithäftlings zu infizieren.
Und ohne seine Steroide beginnt Troy Van Graas wieder auf Normalmaß zu schrumpfen. Er bekommt Orangenhaut, die schlaff von seinen nicht länger prallen Muskeln herunterlappt. Offenbar hat er seine Eltern gebeten, ihn nicht zu besuchen. So sitzt er stumm in seiner Zelle. Kratzt an den Wänden und lauscht den Geräuschen des Gefängnisses. Ich habe Troy seitdem nur noch im Gerichtssaal zu Gesicht bekommen. Und ein paarmal im Fernsehen in den Nachrichten.
Diesen Bestien sollte man das Gleiche antun, was sie diesen hilflosen, hoffnungslos unterlegenen Mädchen angetan haben.
L. ROBERTS, HAWTHORN
Meine Mutter sagt, sie habe kein Monster großgezogen.
In dem kahlen Raum lese ich. Über Rohypnol und das Verabreichen von Drogen, um sexuelle Willfährigkeit zu erzeugen. Lese über Untersuchungshaft, Kaution und das rechtliche Procedere eines Gerichtsverfahrens. Die Lektüre bestimmt mein Leben. Ehrlich, für das, was man über das Rechtssystem lernt, wenn man verhaftet wird, sollte man einen Seminarschein in Jura kriegen.
Ich lese über Psychologie.
»Die Sache ist die«, sagt der Anwalt. Das ist sein Lieblingssatz, den er ständig
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