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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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beklauen kannst, um schnell an Bargeld heranzukommen. Eine Option kann sein, jemanden zu benennen, der mit dir irgendwo war, jemanden, den du hasst, und dessen Name und Beschreibung du angeben kannst. Ein Option kann vielleicht auch …« Thorley wedelt mit den Händen in der Luft herum, als suche er nach dem richtigen Wort. »… jemand sein, der verzichtbar ist. Jedenfalls solltest du immer eine Option im Hinterkopf haben, als letzte Möglichkeit.«
Thorley nickt bekräftigend. Und bemerkt meinen fragenden Blick.
    »Wenn es hart auf hart kommt, sitzen wir nicht mehr im selben Boot«, sagt Thorley. »Spielen wir nicht mehr in derselben Liga, sind keine Blutsbrüder mehr. Wir sind schlechte Menschen. Schlechte Menschen tun böse Dinge. Das ist überhaupt nicht persönlich gemeint.«
    »Warum hast du die neunte Regel nicht mit draufgeschrieben?«, frage ich.
    »Du siehst doch, dass kein Platz mehr war, oder?« Tatsächlich reichen seine dicken schwarzen Buchstaben bis an die Kanten des Tisches. »Und vielleicht braucht nicht jeder diese Regel zu kennen.«

V ielleicht hat Thorley für uns alle Pläne gehabt. Vielleicht sind wir alle seine Optionen gewesen, die er sich für den ein oder anderen Fall offengehalten hat. Das dämmert mir, während der Beton meiner Arrestzelle an meinen Knochen nagt, während ich die Schatten der Gitterstäbe studiere, die ein Zebramuster über meine Beine legen.
    Er hatte mir gesagt, Harris wäre sowieso nur des Geldes wegen dabei. Und dass Troy langsam den Verstand verlöre, dass er außer Kontrolle sei, ein beschissener Volltrottel, ein Baby. Aber wenn er einen Schläger brauchte, einen, der losging und jemand fertigmachte, jemanden, um Aleesa zu bedrohen oder Schlimmeres, dann rief er Troy an. Troy wollte zwar nicht, aber er gehorchte trotzdem. Thorley hatte sie in der Hand. Er hat ihnen Dinge gezeigt, ihnen Erlebnisse verschafft, die sie nie von selbst gemacht hätten. Er hat ihnen Mädchen besorgt, alles, was sie wollten. Und alle waren ihm etwas schuldig.
    Uncle konnte Drogen besorgen. Uncle war Thorleys Verbindung zur Drogenszene. Der Grund, warum er Uncle genannt wird, ist folgender: Als man ihn einmal
festgenommen hatte, kam Thorley, stellte die Kaution und erklärte den Bullen, Uncle wäre sein Onkel. Das ist der wahre Grund. Uncle hat es mir erzählt, als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe. Uncle lehnte sich dabei mit der Stirn gegen das Zellengitter, lächelte und starrte zu Boden. Und auf seine komisch abstehenden Finger.
    Uncle erzählte mir, wie Thorley ihn damals auf Kaution herausgeholt hatte, wie sie die ganze Nacht gefeiert, gesoffen und sich Drogen eingepfiffen hätten, und wie er und Thorley die ganze Nacht lang auf dem Witz herumgeritten hatten.
    »Das hier ist mein Onkel.«
    »Kennst du meinen Onkel?«
    »Sogar mein Onkel ist heute Abend mitgekommen.«
    Sie spielten ihr Spielchen, und der Name blieb haften. So ist es tatsächlich abgelaufen. Deshalb stand Uncle tief in Thorleys Schuld, deshalb würde Uncle alles tun, um sie zurückzuzahlen. Wenn Thorley zu den Bullen gegangen wäre und ihnen die Wahrheit eingeschenkt oder eine Story erfunden hätte, wie Uncle ihn erpresst habe, hätten sie Uncle ganz schnell in den Knast gesteckt.
    Uncle wusste das.
    Thorley wusste es auch.
    Sie standen alle in seiner Schuld.
    Wir standen alle in seiner Schuld. Aber womit hatte er mich am Wickel? Er hat mir bei meiner Rache an
Mr. Arthur geholfen, er hat mich mit in Clubs genommen, mir Drogen besorgt, mir einen Platz zum Schlafen gegeben. Aber warum wollte er mich um sich haben? Welche Option war ich für ihn? Mir fiel nichts ein, wie ich ihm irgendwie von Nutzen hätte sein können.
    Vielleicht blieb er durch mich unsichtbar. Im Hintergrund. Vielleicht würde alles so aussehen, als wäre es meine Schuld. Der Versager, der von der Schule geflogen ist, von dem alle nur das Schlimmste erwarteten. Vielleicht war ich seine wichtigste Option.
    Ich denke darüber nach, bis der Beton warm ist und ich das alles lange genug ausblenden kann, um eine Weile zu schlafen. Ich schließe die Augen. Lege die Hände flach auf den Beton, dort, wo er kalt ist, wo der Anstrich kleine Bläschen wirft. Blutspitzer, die festgetrocknet sind. Das bin ich. Ein Versager.
    Ein Bulle kommt vorbei und starrt zu mir herein. Er steht vor der Korridorleuchte, so dass ich sein Gesicht im Dunkeln nicht erkennen kann. Nur ein Schatten, der hereinstarrt. Er steht unbeweglich da und schaut mich lange an. Irgendwo

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