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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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weiter unten im Flur sind Stimmen zu hören. Mein Schädel liegt auf dem unebenen Boden. Ich halte seinem Blick stand, habe Angst, auch nur zu blinzeln. Das ist es, was ich verdiene. Ich bleibe unbeweglich liegen, meine Schultern und Hüften tun mir vom Liegen auf dem Beton weh. Der Bulle schiebt sich näher an die Gitterstäbe
heran. Lehnt sich fast dagegen. Mustert mich eindringlich. Ein ziemlich massiger Typ.
    Der Bulle wendet sich wortlos ab und geht. Die Schritte seiner Stiefel verhallen, als er sich von der Zelle entfernt.

M r. John Arthur besucht mich; wartet auf mich in einem kleinen, grauen Raum, sitzt geduldig da, die Hände auf dem leeren Tisch. Er hat sich inzwischen einen Vollbart wachsen lassen, trägt aber immer noch denselben braunen Anzug. Er erhebt sich von seinem Stuhl und gibt mir die Hand. Auf seinem Gesicht liegt ein zufriedenes Lächeln.
    »Wie geht es dir?«, fragt Mr. John Arthur.
    »Wieso sind Sie gekommen?«
    »Ich dachte, ich könnte dir vielleicht helfen, ich war ja schließlich Lehrer.«
    »Warum?«
    In diesem kahlen Raum ist es schwer auszumachen, ob Mr. John Arthur aufrichtig oder schadenfroh aussieht. Er versteckt sich hinter seiner Gesichtsbehaarung, um seine zusammengepressten Lippen spielt ein dünnes Lächeln.
    »Meine Frau hat mich verlassen«, sagt er.
    »Sie meinen, die, äh, Chemielehrerin?«
    »Nach diesen Fotos, danach konnte es nicht mehr sein wie früher.« Er wartet auf eine Antwort von mir.
Mr. John Arthur hebt an, bricht ab und sagt schließlich: »Ich habe immer gewusst, dass du es warst.«
    »Was war?«
    »Ich habe immer gewusst, dass du das bist auf den Fotos.«
    »Welchen Fotos?«
    »Als ich dann von deiner Verhaftung hörte, wurde mir alles klar. Alles ergab Sinn. Und ich wusste, dass du es warst.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Du«, Mr. John Arthur erhebt die Stimme und zeigt mit dem Finger auf mich. »Du hast meine Frau unter Drogen gesetzt und in diesem miesen dreckigen Motel vergewaltigt.«
    Dazu sage ich nichts.
    »An dem Tag, an dem ich die Fotos bekommen hatte, kam sie vom Unterricht nach Hause. Ich hörte, wie sie die Haustür aufschloss. Sie kam herein und sah die Fotos, die ich auf unserem weißen Teppich ausgebreitet hatte, dem Teppich, den sie sich immer gewünscht hatte und den sie peinlich sauber hielt. ›Tritt nicht mit Schuhen auf den Teppich‹, hat sie immer gesagt.«
    Mr. John Arthur lacht auf, während er die Erinnerung Revue passieren lässt.
    »Ich habe sie angeschrien, sie solle es mir erklären, und als sie es nicht konnte, habe ich sie gestoßen, an der Schulter gestoßen. Das einzige Mal in unserer Ehe, dass ich sie gestoßen habe. Sie weinte. Sie gab
mir eine Nachricht, die sie mir an diesem Tag geschrieben hatte. Wir haben das immer gemacht. Uns kleine Zettelchen geschrieben.«
    Mr. John Arthur greift in die Tasche und drückt mir ein zusammengeknülltes Blatt Papier in die Hand. Darauf steht:
    Ich liebe deine Stimme am Telefon …
    Ich liebe es, wenn du mir sagst, dass du mich liebst. Du bist mein Leben.
    Weit weg von der Schule, den Schülern, den Sandwiches in der Mittagspause Du bist mein Ein und Alles.
    »Nachdem sie mich verlassen hat, habe ich gekündigt. Mit allem Schluss gemacht. Zu Hause gesessen und mir Western angesehen. Clint Eastwood.« Mr. John Arthur knirscht mit den Zähnen. »Tagelang habe ich ihre Katze ausgesperrt, mich geweigert, sie zu füttern. Jedes Mal, wenn sie mich ansah, stieg die Erinnerung an meine Frau in mir hoch. Ihre Stimme, ihr Geruch. Ich wollte alleine sein.«
    Er beugt sich über den Tisch zwischen uns.
    »Nachdem ich von eurem Fall gehört habe, dämmerte mir, dass ich meine Frau angebrüllt habe, obwohl sie das Opfer war.«
    Er starrt mich an. »Ich weiß, dass du es warst. Ich will, dass du es sagst.«

    Dann ist nur Stille zwischen uns. Der kahle Raum.
    »Was, wenn ich dir sage, dass ich heute hergekommen bin, um dich umzubringen«, sagt Mr. John Arthur.
    Ich denke mir: Das würde mich kein bisschen überraschen.
    »Was, wenn ich heute hergekommen bin, mit den Beamten gesprochen habe, ihnen erklärt habe, dass ich dein ehemaliger Lehrer bin. Dass ich vielleicht zu dir durchdringen kann. Weil du mich kennst. Mich respektierst. Und die Beamten mich nicht einmal abgetastet haben, bevor sie mich zu dir ließen. Warum sollte man einen ehemaligen Lehrer durchsuchen? Einen ehemaligen Lehrer einer der angesehensten Privatschulen des Landes. Ein ehemaliger Lehrer, der dir helfen will.«
    Mr. John Arthur

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