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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Schließlich war es Jahre her, seit sie sich gekannt hatten, und für ihn war die Begegnung sicher nicht so wichtig, daß er sich ihr anvertraut hätte. Sie biß sich auf die Lippen, und zu meiner großen Überraschung antwortete sie:
    »Ja. Ich glaube, ich weiß, warum er ermordet wurde. Und von wem.«

Achtes Kapitel
    »Erzähl«, forderte ich sie auf.
    Sie sah sich ängstlich um und senkte die Stimme, als versteckten sich Spione feindlicher Mächte hinter den Möbeln.
    »Er hat mir anvertraut, daß er einer mächtigen Konspiration auf der Spur war und bereits über Beweise verfügte.«
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Jahren. Ungefähr. Als ich zuletzt bei ihm war. Karsten hatte ein bißchen Wein getrunken. Er trank ansonsten nie, aber diesmal hatte er wohl ein Glas zuviel genommen. Nicht so, daß er geschwankt oder sich gar vergessen hätte, aber er war gesprächiger als sonst.«
    Sie hatte ihm also eine Flasche Wein mitgebracht und vielleicht noch etwas Gutes zum Essen und möglicherweise ein paar Kerzen für die Gemütlichkeit. Auch dagegen gab es nichts zu sagen. So hatten Verführungen zu allen Zeiten begonnen.
    »Was hat er dir anvertraut?«
    Sie sah mich groß an und flüsterte: »Der Mord an Olof Palme!«
    »Nicht schlecht. Und weiter?«
    Meine gerade erst erwachte Hoffnung war gesunken wie das Barometer bei einem plötzlichen Wetterumschwung. Noch einer, der ein Komplott aufgedeckt hatte, noch einer unter tausend und abertausend anderen, vom Wahrsager bis zum Computerfreak.
    »Eine internationale Gruppe von Geschäftsleuten mit Schwerpunkt in Amerika stand hinter dem Attentat.«
    »Und warum wollten sie Palme ermorden?«
    Sie kniff die Oberlippe ein, wie der Abteilungsleiter eines Supermarktes, der Waren mit überzogenem Verfallsdatum im Regal entdeckt.
    »Heute nennen sie ihn den Friedensfürsten, aber gab es einen, der wie er Leute aufstacheln konnte? Friedensfürst sagen sie, aber das letzte, was er getan hat, war, Waffen nach Indien zu verkaufen.« Ihr Blick fiel auf den alten Mann, der sie blicklos anstarrte.
    »Mein ganzes Leben lang bin ich Sozialdemokratin gewesen, aber jetzt weiß ich, daß die Politiker alle zur selben miesen Bande gehören. Alle unsere Ideale sind im Ausverkauf. Das Land wird an Spekulanten verscheuert, und ich sitze hier mit einem Papa, für den es keinen Heimplatz mehr gibt.«
    Ihre politische Desillusionierung ging mich als Polizist nichts an, deshalb fragte ich weiter: »Wann hast du zuletzt mit ihm gesprochen?«
    »Das war damals. Oder eine Woche später. Er wollte sein Leben und all seine Kraft dieser Untersuchung widmen. Das kann man verstehen. Ein Mann muß in seinem Beruf aufgehen.«
    Das bedeutete, daß sie auf elegante Weise abgeschoben worden war. Sie hatte begriffen, zog es aber vor, bei seiner Version zu bleiben. Man glaubt immer das, was man glauben will. Das Telefon klingelte. Simon war am Apparat und verlangte, mich zu sprechen.
    »Ich habe mir gedacht, daß ich dich unter dieser Nummer erreiche. Das mit Barbro hat sich erst mal erledigt. Du mußt noch warten.«
    »Warum, was ist passiert?«
    »Glaub es mir, oder glaub es mir nicht, aber Wickman ist noch einmal hingegangen. Er muß sich diesmal noch schlimmer aufgeführt haben. Sie rief mich an und teilte mir mit, daß sie ihre Wohnung verläßt, und ehe ich nach dem Wohin fragen konnte, hatte sie schon aufgelegt. Aber wir könnten uns jetzt statt dessen Karstens Wohnung ansehen. Wenn du Zeit hast.«
    »Zeit habe ich genug. Ich hole dich in etwa einer Viertelstunde von der Bergsgatan ab.«
    Ich bedankte mich für den Tee, aber es war deutlich, daß sie mir noch mehr zu sagen hatte.
    Es wollte nicht so recht heraus, deshalb schaute ich sie so aufmunternd an, wie ich konnte.
    »Gerade fällt mir ein, daß ich noch ein Gespräch mit Karsten hatte, erst vor ein paar Monaten.«
    »Hat er dich angerufen?«
    »Na ja, ich erinnere mich nicht mehr so genau, wer nun wen … Ja, ich glaube, ich habe ihn angerufen. Er klang sehr müde, und ich fragte ihn, ob wir uns treffen könnten. Ich dachte, er hätte ein wenig Aufmunterung nötig.«
    Mit einem schiefen Blick auf ihren Vater fügte sie hinzu: »Und ich auch. Weißt du, was er mich gefragt hat?«
    Da ich das beim besten Willen nicht wissen konnte, nahm ich die Frage rhetorisch und wartete auf die erschütternde Mitteilung.
    »Er fragte mich, ob ich an Gott glaube!«
    »Was hast du denn geantwortet?«
    »Daß Religion Quatsch ist, und wenn es einen Gott gibt, dann muß er

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