Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
widerwillig.
    Für Nostalgiker war es eine gute Kollektion. Es gab Grammophone und Röhrenradios mit den üblichen grünen Augen und Sofas, die in der guten Stube meiner Eltern gestanden haben konnten.
    »Nette Sachen«, meinte ich.
    »Äh! Altes Zeug. Man soll sich neu und modern einrichten. Man kann die Zeit nicht anhalten.«
    Simon hatte überhaupt keinen Sinn für schöne alte Dinge, sondern war der Meinung, daß Plastik ein äußerst praktisches Material sei und zu allem passe. Wir nahmen an dem einzigen freien Tisch in der Nähe der Kuchenbar Platz. Dahinter hingen eine goldene Pendeluhr und ein Reklameschild für Poule au Pot – unentbehrlich in jeder Küche. Eine Aufschrift verriet, was serviert wurde, und Simon nickte, als er las: »Riesensandwich Hugo 20 kr.«
    »Die ist er auch wert, der Hugo. Nimm auch so eines.«
    Gewiß war ich hungrig, aber da ich an diesem Tag bis dahin ausschließlich Butterbrote verzehrt hatte, stand mir der Sinn eher nach etwas anderem. Im Lokal herrschte eine freundliche, gelöste Stimmung, und die jungen Serviererinnen scherzten um die Wette mit den Gästen. Ein dunkeläugiger Mann um die Dreißig trat an unseren Tisch und grüßte Simon wie einen Bekannten.
    »Nimmst du wie immer zwei Hugos?«
    »Ja, für den Anfang. Kaffee und Milch. Mein Kollege hier nimmt einen Hugo und Tee.«
    Ehe ich mich dazu äußern konnte, war die Bestellung notiert, und ich fügte mich mit einem leichten Seufzer. Das Bestellte kam, und das Sandwich ersetzte tatsächlich ein ganzes Mittagessen.
    »Wie läuft es so, Dan?« fragte Simon. »Scheint ja ein voller Erfolg geworden zu sein.«
    Der brünette Mann nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
    »Den Jugendlichen gefällt es hier. Für viele ist es ein zweites Zuhause geworden. Aber ich muß in einigen Monaten raus. Als man den Mietvertrag mit mir abgeschlossen hat, hieß es, daß hier in der Gegend in den nächsten Jahren nicht gebaut werden würde, aber das hat man wohl vergessen.«
    »Was hat man denn für Pläne?«
    »Die Reichstagsabgeordneten sollen neue Behausungen bekommen. Das Gebäude hier war eigentlich seit langem denkmalgeschützt und durfte weder innerlich noch äußerlich verändert werden, aber das gilt plötzlich nicht mehr. Dabei wäre es billiger, ein Hotel ein ganzes Jahr lang für die Abgeordneten zu mieten, als dieses Haus umzubauen. Den Sommer über steht es dann sowieso leer. Und außerdem bekommen wir dann noch uniformierte Wächter, den Personenschutz und andere nette Typen in unsere ruhige Gegend.«
    Er lächelte und gab Simon einen Klaps auf die Schulter.
    »Bald wirst du deinen letzten Hugo hier essen.«
    »Jesses! Am besten, ich nehme gleich noch einen. Und noch eine Milch.«
    Ein paar Minuten später mußte ich mich ducken, weil ein Kunde sich für einen hochlehnigen Stuhl interessierte, der hinter mir auf einem niedrigen Regal stand. Der Preis wurde über meinen Kopf hinweg ausgehandelt. Die Geldscheine wedelten nur so um meine Ohren.
    Endlich war Simon fertig und verkündete, daß er nun bis zum Abendbrot daheim aushalten würde. Wir gingen die Götagatan runter in Richtung St. Paulsgatan. Vielleicht sollte ich versuchen, hierher zu ziehen? Es gab nette Geschäfte und originelle Menschen, die sich vernehmlich gegen die Uniformität, die Stockholm mehr und mehr prägte, zur Wehr setzten. Aber Virena würde vielleicht meinen, daß es hier ebenso kinderfeindlich aussah wie in der Drottninggatan.
    Als wir in die St. Paulsgatan einbogen, entdeckte ich einen neuen Laden und beschloß zu versuchen, Virena doch zu überzeugen. Der kleine Shop nannte sich Multi-Kulti, und was mich vor allem überzeugte, war ein Schild im Schaufenster: »Wenn du willst, daß die kleinen, originellen, persönlichen Geschäfte erhalten bleiben, dann mußt du auch bei ihnen kaufen! Sonst wird es bald nur noch Warenhäuser und Kettenläden geben!«
    »Das ist wahr«, stimmte ich zu.
    »Wieso? Ich gehe gern ins Kaufhaus. Da hat man alles so schön beisammen.«
    Simon würde niemals an der Spitze einer Demonstration zum Erhalt dieses Ladens marschieren, aber ich hätte mir sicher ein Plakat gemalt. Der Inhaber bot Kultur und Gebrauchsgegenstände aus Afrika, Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und der Karibik.
    Das Sortiment war faszinierend, mit Büchern und Platten und Instrumenten und vielen anderen Dingen. Im Schaufenster stand ein Regal mit afrikanischen Kaffee- und Teesorten, Henna in verführerischen, mit erotischen Motiven verzierten

Weitere Kostenlose Bücher