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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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indischen Schalen, Parfüm aus Jamaika, spannenden Kräutern, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, und heißen Pfeffersoßen, Rauchzeug und auch einem Glas frischem schwedischem Honig.
    Von der Decke herab hingen zwei herrliche weiße Gangsterhüte mit schwarzen Bändern. Laut Beschriftung handelte es sich um Palmblatthüte aus Guatemala, die ein Leben lang hielten und in verschiedenen Größen für 120 Kronen das Stück zu haben waren.
    »So einen werde ich mir im Sommer kaufen«, erklärte ich. »Ich werde unwiderstehlich sein!«
    »Tu das, wenn du es brauchst. Wir anderen kommen mit unseren natürlichen Reizen aus.«
    Es war schön, sich wieder zusammen mit Simon wie ein ganz normaler Ermittler zu fühlen. Wir waren wieder das alte, wohlbekannte Team, der Schrecken der Unterwelt. Die Dschungeltrommel verbreitete Panik: »Da sind sie! Hassel und Palm! Rette sich, wer kann!« Wir plauderten und scherzten und leisteten uns ein wenig Gemütlichkeit, waren aber sofort wieder auf dem Sprung, wenn es ernst wurde. So war es gewesen, als Hassel noch nicht angeknackst und Palm noch nicht Kommissar war.
    Vor dem Eingang stand einer der unseren und hielt Wache. Er verriet uns den Code, und wir gingen hinein. Karsten hatte in einem Untermietszimmer eine Treppe hoch gewohnt, und wir schätzten, daß es eines der kleinsten in ganz Stockholm war. Es war so groß wie eine gewöhnliche Flurgarderobe, in der noch eine kleine Flurgarderobe und eine Kochecke Platz finden mußten. In der Toilette konnte man nicht aufrecht stehen, und die Handdusche ging praktischerweise direkt vom Waschbeckenhahn ab, so daß der winzige Verschlag im Bedarfsfalle komplett zur Duschkabine wurde.
    Fast alle Einrichtungsgegenstände waren zerschlagen, die Schubläden herausgerissen und ausgekippt, die Matratze aufgeschlitzt. Auf einem Minischreibtisch stand ein Computer mit zerschlagenem Monitor und zertrümmertem Drucker.
    »So haben Nords Tatortspezialisten die Wohnung vorgefunden«, sagte Simon. »Was meinst du dazu?«
    »Haben sie etwas von Wert gefunden?«
    »Nein. Nur ganz nichtssagende Papiere. Die Wohnung gehört einem älteren Junggesellen, dem es nicht gut geht und der gerade im Krankenhaus liegt. Er mochte Karsten und ließ ihn hier wohnen. Karsten mußte lediglich die Miete bezahlen.«
    Hier war nicht viel zu holen, in einem solchen Schuhkarton hätten die meisten an Klaustrophobie gelitten. Nachdenklich starrte ich auf den Computer und spielte ein wenig auf der Tastatur.
    »Ist das ein PC?«
    Simon zuckte seine massiven Schultern und schaute angeekelt auf das Gerät.
    »Wir haben einen Computer zu Hause, die Ältesten haben ihn angeschleppt. Aber ich habe keine Lust, mich damit zu beschäftigen. Wenn sie über ihn reden, kommt mir das nicht nur spanisch vor, sondern auch noch wie ein ländlicher Dialekt. Aber die Tatortspezialisten sagen, daß es sich um eine Textverarbeitung Marke Scribona Plus und einen Drucker Marke Quome handelt. Mehr darfst du mich nicht fragen.«
    Ich verstand auch nicht gerade viel von EDV-Anlagen, hatte aber in den zurückliegenden Jahren einiges aufgeschnappt.
    »Wie speichert man den Text?«
    Simon schien unangenehm berührt, daß ich so unverschämte Fragen stellte, versuchte dann aber, sich an den Tatortbericht zu erinnern.
    »Warte mal. Ja, die Dinger heißen Disketten und haben Platz für zirka 45000 Zeichen. Glaube ich. Vielleicht waren es auch 450000. Oder 7.«
    »Hat man denn hier keine Disketten gefunden?«
    »Nein. Warte mal …«
    Er versuchte, meinen Gedanken aufzunehmen, und ich fuhr fort: »Wenn Karsten nun einer großen Sache auf der Spur war, schrieb er den Text natürlich auf eine oder mehrere Disketten. So macht man es heutzutage. Hier ist alles zerschlagen worden, und es gibt keine einzige Diskette. Das bedeutet doch, wir wissen jetzt, wonach die Mörder wahrscheinlich gesucht haben. Und sie glauben, daß Karsten die Diskette verborgen und mir bei seinem Besuch das Versteck verraten hat.«
    Simon nickte langsam, und jetzt war er der Kommissar, bei dem alle Denkräder im Köpfchen auf Hochtouren schnurrten. Aber ich war noch nicht fertig.
    »Karsten schrieb Artikelserien und plante Bücher. Dieses brisante Material sollte ja verkauft werden. Könnte er nicht eine Diskette oder vielleicht einen Brief über den Inhalt der Diskette an eine Zeitungsredaktion oder einen Buchverlag geschickt haben?«
    Simon boxte mir anerkennend gegen die Brust.
    »Natürlich. Das klingt einleuchtend. Ich rufe heute abend

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