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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Sozialismus als ihren Hauptfeind an. Es gibt einige bedeutende rassistische Bewegungen, die nationalsozialistisch beeinflußt sind, ohne daß sie als faschistisch definiert werden. Die National Front in England gehört zum Beispiel dazu, und die etwas stubenreinere Front National in Frankreich.«
    Sandra tauchte wieder auf, mit einem Tablett und Gläsern und einer Karaffe. Sie goß uns eine goldfarbene Flüssigkeit ein, und wir tranken. Der Saft war frisch und gut, und ich wollte schon zum besten geben, daß mich der Geschmack an Rehsteaks erinnerte, aber das erschien mir dann doch unpassend.
    »Die rechtsextremistischen und rassistischen Bewegungen wollen Massenbewegungen und keine Totalideologien sein. Das ist der entscheidende Unterschied zu den nazistischen Organisationen. Die Nazis verstehen sich als eine Elitepartei, in die man nur nach einer strengen Prüfung aufgenommen wird. Hier wird eine Totalideologie zur Lebensweise. Wenn man einmal dabei ist, hat alles andere Nebensache zu sein. Man weiht sein Leben der Bewegung. Mitglied werden zu dürfen ist eine Ehre und ein Beweis dafür, daß man zur auserwählten Eliteschicht gehört.«
    »Man sollte wohl nicht gerade Rosenbaum heißen, wenn man Mitglied werden will«, vermutete Simon.
    »Dann hätte man natürlich keine Chance. Der Kampf ist das Wesentliche, der Kampf gegen die unterlegenen Rassen, gegen Juden und Zigeuner und Farbige, und der Kampf gegen Kommunisten und Sozialisten und die parlamentarische Demokratie und gegen Intellektuelle und Feministen, und so weiter. Wenn man Mitglied ist, darf man nach unten rücksichtslos treten, den Oberen aber hat man bedingungslos zu gehorchen. Wenn die Parteiführung sagt, daß man handeln soll, dann hat man das unmittelbar zu tun, ohne nachzudenken. Die Partei hat immer recht.«
    Sandra fuhr fort, Rechnungen in Kuverts zu stopfen, aber sie nickte von Zeit zu Zeit zustimmend.
    »In Schweden existieren meines Wissens aber nur kleine Splittergruppen«, wandte Simon ein. »Sobald eine neue Partei gebildet wird, zerfällt sie doch in zwei, drei andere. Die können sich nicht einmal untereinander vertragen.«
    »Die Zersplitterungen sind reine Tarnung und geschehen aus taktischen Gründen. Hinter den Gruppen stehen dieselben Personen. Man geht in verschiedenen Gesellschaftsschichten auf Dummenfang und setzt vor allem auf ein Auftreten, das jungen Leuten imponiert und sie zu Sympathisanten werden läßt. Aus diesen gewinnt man dann neue Mitglieder. ›Die Einwanderer nehmen uns die Jobs weg. Sie schmuggeln Rauschgift ein. Sie leben von Sozialhilfe.‹ Vielen arbeitslosen Jugendlichen scheint das einleuchtend. Oder man engagiert sich gegen quälerische Tierversuche. Wer kann etwas dagegen haben? Und wenn man erst einmal in einer Sache Zustimmung hat, bringt man die Leute vielfach dazu, auch die andere zu akzeptieren. Es geht also um Verführung.«
    »Welche Position nehmen die Skinheads ein?«
    »Das kommt auf ihre Führer an. Die Skinheads neigen ja von Anfang an zur Gewalt, und wenn ihre Führer mit einer Nazigruppe sympathisieren, dann schließen sie sich oftmals an, und nach einer Weile werden sie zu Mitgliedern gewählt.«
    »Gefährliche Menschen«, murmelte Sandra.
    Kalster schüttelte den Kopf und selbst in dieser Bewegung lag gezügelte Energie. Er schien ein Mann zu sein, der rund um die Uhr arbeiten konnte und dabei von Stunde zu Stunde munterer wurde.
    »Das stimmt nicht, Sandra. Es ist die Partei, die sie gefährlich macht. Vergiß nicht, daß junge Menschen von Natur aus dazu neigen zu opponieren, aber wo können sie sich denn austoben und beweisen in unserer glatten Gesellschaft? Sie tragen die Rebellion im Herzen, aber wogegen können sie denn rebellieren? Sie brauchen Spannung, aber unsere Gesellschaft bietet ihnen keine. Ihre Jugend treibt sie dazu, Ideale zu akzeptieren, die ihnen eigentlich fremd sind. Wenn sie den entscheidenden Schritt einmal gegangen sind, ist es zu spät. Man steigt nicht ungestraft aus. Man hat zu gehorchen, und man lernt, Gefallen daran zu finden. Und man genießt das Machtgefühl, andere mißhandeln zu können. Wir alle tragen niedere Instinkte in uns, aber wir vermögen es, sie in Schach zu halten. Die Nazis dagegen wecken und pflegen sie.«
    Vielleicht hielt er uns den Vortrag, weil er sich gern reden hörte, aber ich hatte das Gefühl, daß er uns wirklich etwas zu sagen hatte; das war seine Mission. Ich merkte, daß Simon von der Maxime, sich nur auf das zu konzentrieren, was

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