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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Artgenossinnen heranschlängelten.
    »Du bist Hassel, nicht wahr?«
    »Ich soll Hassel sein? Kann sein. Man behauptet es jedenfalls.«
    »In welche Richtung sind sie abgehauen?«
    Mit einem schönen langen Grashalm wies ich auf den Hügel.
    »Vor einer Ewigkeit fuhren sie dahin. Wahrscheinlich haben sie inzwischen das Nordkap erreicht.«
    »Hältst du es noch eine Weile aus? Wir rufen über Funk Hilfe für dich. Aber jetzt müssen wir erst mal die Verfolgung aufnehmen.«
    »Kein Problem. Erst knabbere ich einen Halm zum Mittag, und dann observiere ich ein neues Stück Himmel.«
    »Okay, wir hauen jetzt ab.«
    Ich hatte überhaupt nichts dagegen, und der Wagen brauste in Richtung Hügel davon. Sie hatten kaum eine Chance. Eine Ameise kroch über meine Hand, und ich beobachtete sie dabei. Wie kam sie bloß mit ihren vielen Beinchen klar? Ich kannte einen mir sehr nahestehenden Kriminalinspektor, der schon mit seinen zwei Beinen Schwierigkeiten hatte. Ich hatte Zeit, darüber nachzudenken. Stundenlang. Monatelang. Jahrelang. Bis ich selbst mich wieder mit der Erde vereinen würde.
    Aber das war zu schön, um wahr zu sein. Nichts war von Dauer. Ein neues Reptilienfahrzeug näherte sich und walzte meine Grashalme unbarmherzig nieder. Naturschänder! Mir schien, als hörte ich den wehmütigen Sterbegesang der Pflanzen.
    Nun war es vorbei mit der Ruhe. Sie trugen mich vorsichtig zum Wagen, und ich verabschiedete mich traurig von dem Fleckchen Erde, das ich liebgewonnen hatte. Ich versprach insgeheim wiederzukommen.
    »Wenn du etwas abbekommen hast, sollen wir dich ins Krankenhaus bringen. Wenn nicht, zu Kommissar Palm. Was meinst du selbst?«
    Tja, was meinte ich? Vielleicht sollte man mich teilen und die eine Hälfte ins Krankenhaus, die andere zu Simon schicken? Davon hielten sie nichts, diese phantasielosen Naturbanausen. Ich hatte zu wählen zwischen einem gemütlichen Bett und den milden Stimmen hübscher Krankenschwestern oder einem vergnatzten Kommissar und seinen ebenso übelgelaunten Kollegen.
    »Also zu Palm«, seufzte ich ergeben. »Aber ich will eine weiche Matratze in sein Zimmer gelegt bekommen.«
    Während der Fahrt nach Kungsholmen begannen sich meine Nervenstränge etwas zu entspannen, und der Schock ließ langsam nach. Aber ich fühlte mich nicht besser. Ich atmete tief. Mein Magen schien aus Stein und Zement und Blei zu bestehen. Ich hatte ganz schön zu schleppen, als ich die Stufen zu unserer Abteilung hinaufstieg.
    In Simons Zimmer saßen auch Nord und Löfgren und die anderen Verantwortlichen für die mißglückte Operation. Sie sahen verständlicherweise nicht gerade erfreut aus. Simon erhob sich, umarmte mich schnell und bot mir einen Stuhl an. Ich vermißte den Duft frischen Grases. Nun hatte ich auch noch Zink im Magen.
    »Bist du physisch in Ordnung?« erkundigte sich Simon.
    »Es ist noch alles dran, wenn du das meinst.«
    Löfgren musterte mich mit genau der verdrossenen Miene, die ich erwartet hatte. Ich machte mir nichts daraus. Ich hatte auf alle Fälle einen neuen Freund gewonnen, der mich durch und durch verstand. Auch wenn er nur ein Dackel war.
    »Weißt du eigentlich, wie schlimm die Sache gelaufen ist?« fragte Löfgren. Wenn er nicht jung und dynamisch sein mußte, wirkte er viele Jahre älter.
    »Wer weiß das besser als ich. Schließlich war ich an vorderster Front dabei.«
    »Genau. Du warst dabei. Was hast du in dem Wagen getan?«
    »Ich habe gesessen. Nur gesessen.«
    Er fletschte die Zähne, als habe er mich dabei ertappt, Kindern Geld aus der Sparbüchse zu stehlen.
    »Das ist ja reizend! Absolute Spitze! Du hast also nur so herumgesessen und zugesehen, wie rechts und links Leute massakriert wurden. Gratuliere!«
    Genau das brauchte ich jetzt. Der letzte Rest des Schocks wurde weggeblasen, und ich fühlte mich kalt und klar. Als ich aufstand, hatte mein Adrenalinspiegel, dieser zuverlässige Indikator, die Unterkante meiner Oberlippe erreicht.
    »Vor einer Stunde noch glaubte ich, sterben zu müssen«, grollte ich. »Ein Colt der schlimmsten Sorte war auf meinen Kopf gerichtet. Als der Typ abdrückte, glaubte ich, mein Schädel würde zerplatzen. Aber er wollte mich wohl nur erschrecken, bevor sie mich laufen ließen. Weißt du, was es heißt, Todesangst zu haben?«
    »Hör mal, das hat nichts damit zu tun, daß …«
    »Verdammt noch mal, es hat damit zu tun! Ich habe die Rolle gespielt, die ich spielen sollte. Das war mein Job. Daß alles schiefging, lag an deiner

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