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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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    »Wieder ein Fehlschlag«, resümierte Myrna den Besuch bei Vontenius.
    »Nein«, erwiderte ich. »Ein Volltreffer.«
    »Wie kommst du darauf? Er hat doch keinen der Kerle auf den Fotos wiedererkannt.«
    »Doch, einen.«
    Daß ich im selben Moment entschieden hatte, das Abhörgerät zu installieren, konnte ich ihr natürlich nicht erzählen.
    »Das habe ich nicht gemerkt. Was hat er gesagt? Du hörst auf einem Ohr schlecht und hast trotzdem mehr mitbekommen als ich.«
    »Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum manche Menschen bessere Pokerspieler sind als andere? Warum sie immer gewinnen, während andere verlieren? Welche Mechanismen über Erfolg und Verlust am Spieltisch entscheiden?«
    Sie trank einen Schluck von dem dampfenden Kaffee und leckte sich zufrieden die Lippen. Endlich ein richtiger Kaffee, wollte sie damit ausdrücken, und nicht diese Brühe aus dem Automaten, die den Namen nicht verdient.
    »Okay, großer weißer Vater, ich lausche den Worten der Weisheit, die klarmachen, daß ich nur ein bescheidener kleiner Kriminalinspektor bin, während du dich zu einem großen Kriminalinspektor aufgeschwungen hast.«
    »Ich setze voraus, daß du pokern kannst.«
    Myrna grinste und bekam einen verträumten Blick.
    »Oh ja, Hasse und ich spielten gern Strippoker, als wir noch jung und frisch verliebt waren.«
    »Wer hat gewonnen?«
    »Schwer zu sagen; wir wollten ja beide möglichst schnell verlieren.«
    Dazu sparte ich mir jeden Kommentar. Wir waren ja alle einmal jung und haben das Spiel gespielt.
    »Nehmen wir an, ein guter Pokerspieler gerät in eine unbekannte Runde. In der ersten Stunde gewinnt er nichts, sondern verfolgt nur das Spiel und studiert seine Gegner. Er kann sogar gewisse Summen verlieren, das macht ihm nichts aus. Dann beginnt er zu gewinnen, und wenn der Abend vorüber ist, hat er die anderen ausgenommen. Wie kommt das?«
    »Tja, Hasse sagt, wer am besten blufft gewinnt.«
    »Aber woher weiß er, wann er bluffen muß? Wenn er blufft und die anderen haben wirklich Spitzenblätter auf der Hand, macht er sich nur lächerlich.«
    »Lillan und ich spielen lieber Mensch-ärgere-dich-nicht; ich habe keine Ahnung.«
    »Alle haben perfekte Pokerfaces. Aber es gibt einen Verräter, mit dem keiner rechnet, und das sind die Pupillen. Deren Größe kann man nicht kontrollieren. Der erfahrene Pokerspieler schaut seinen Gegnern nicht ins Gesicht, sondern in die Augen. Bekommt ein Spieler sehr gute Karten, kann er nicht verhindern, daß sich die Pupillen weiten, bis sie viermal so groß sind wie zuvor.«
    »Gut zu wissen.«
    Die Erinnerung an eine peinliche Situation aus meiner Jugend stieg in mir auf; ich hatte mit vier Damen gegen vier Könige verloren und mußte ohne eine einzige Krone in der Tasche nach Hause gehen und den anderen sogar noch Schuldscheine über beträchtliche Summen ausstellen. Erst später begriff ich, daß das ganze Spiel manipuliert gewesen war. Das Gute an der Geschichte war, daß ich ein für allemal von der Spielsucht geheilt wurde.
    »Die Pupillen verraten sowohl positive als auch negative Reaktionen. Wenn ein Mensch etwas wahrnimmt, was ihm mißfällt, dann ziehen sich seine Pupillen auf die halbe Größe zusammen. Genauso reagiert das Auge auf Unerwartetes. Wenn ein Mann einen Stapel Fotos durchsieht und plötzlich auf ein bekanntes Gesicht stößt, weiten sich seine Pupillen unmittelbar.«
    Jetzt riß Myrna selbst die Augen auf.
    »Du meinst, er hat einen der Männer wiedererkannt?«
    »Ja, absolut.«
    »Welchen?«
    »Das weiß ich leider nicht«, log ich. »Aber wir sollten es melden. Wie kommt es, daß der Geschäftsführer eines Finanzunternehmens nicht die Wahrheit sagt, wenn er einen Mann erkennt, der der Industriespionage verdächtig ist?«
    Sie gähnte kurz; die Frage interessierte sie nur mäßig, weil sie nicht wußte, worum es wirklich ging. Für sie war es nur ein Routinefall.
    »Übernimm du das. Gehen wir jetzt? Ich muß die Einkäufe loswerden, bevor ich eine Sache in Fredhäll erledige.«
    Mit wem sollte ich reden? Simon? Hier handelte es sich auf alle Falle um einen Lauschangriff, den er offiziell nicht sanktionieren durfte. Er hatte irgendwo im Hause zu tun, deshalb legte ich ihm einen Kurzbericht über die Fotos und Vontenius’ Reaktion auf eines davon auf den Tisch. Über die Existenz des Abhörgeräts wollte ich lieber nichts Schriftliches hinterlassen. So

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