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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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lassen.«
    »Myrna und ich müssen heute noch einmal hin. Erzähl ihr wieder eine Geschichte, sie ist ja so gutgläubig.«
    Einige Meter schwieg er, und ich sah seiner Miene an, daß er meinen Kommentar mißbilligte.
    »Rolle, wir tun, was wir tun müssen. Myrna ist bei uns das Salz in der Suppe, ich meine Gruppe, und wir wollen sie aus solchen Projekten möglichst raushalten. Die Umstände haben dazu geführt, daß wir an der Sache beteiligt sind, und für Interpol hat sich durch dich die einmalige Chance eröffnet …«
    »Oh bitte, sag es noch einmal, sag, daß ich einmalig bin!«
    »Verdammt, hör jetzt auf! Auf See geht es jährlich um hunderte, ja Tausende Menschenleben, da verbitte ich mir die Ironie! Sind dir arme Seeleute nur ein kaltes Grinsen wert?«
    »Hör doch selber auf! Ich habe eine Menge armer Seeleute aus nächster Nähe sterben sehen und brauche keine Moralpredigten, weder von dir noch von Carl!«
    Noch zehn Meter auf dem Bürgersteig der Pilgatan, und wir erreichten das ehemalige Garnisonskrankenhaus, in dem jetzt die Bezirksverwaltung saß. An den Speerspitzen des Zaunes konnte man die einstige militärische Nutzung erkennen. Nach all den Entlassungen war es erstaunlich, daß noch genügend Personal zum Verwalten übrig war. Simon blieb stehen und streckte mir die Hand entgegen.
    »Schütteln!«
    Ich griff zu, und dann pumpten wir eine Weile auf und nieder und grinsten uns dabei an.
    »Keine ironischen Bemerkungen mehr«, gelobte ich. »Sie waren allerdings meine schützende Rüstung. Ich fühle mich so verdammt unsicher.«
    »Keiner kommt allein klar. Man braucht die Hilfe von Freunden, sonst geht man kaputt.«
    Daß er »von Freunden« und nicht nur »Hilfe« sagte, zeigte, wie gut er mich verstand. Hilfe konnte ich mir auch von gutbezahlten Psychologen und punktesammelnden Therapeuten holen, die mir mit berufsmäßigem Mitgefühl und bekümmerter Sympathie in genau bemessener Zeit, nach Lehrbuch in der Seele herumstochern würden, bis der nächste Patient an der Reihe war. Kein professioneller Heiler der Welt kann es mit einem Freund aufnehmen, der einem zuhört und dabei nicht auf die Uhr schielt oder an ein Honorar denkt.
    »Wir müssen das Aufnahmegerät holen, falls die Putzfrau es nicht schon gefunden und bei ihrem Arbeitgeber abgeliefert hat. Erinnerst du dich jetzt an den Apparat?«
    »Nein, keinesfalls, aber du mußt heute mit Myrna unbedingt zu Vontenius und ihm weitere Fotos vorlegen. Was hältst du sonst von ihm?«
    »Ich weiß aufrichtig gesagt nicht so recht, was ich denken soll. Sein Büro ist wie ein superamerikanischer Traum. Fast eine Parodie. Er selbst paßt ins Bild, aber das kann auch Kalkül sein; vielleicht glaubt er, daß die Kunden es so haben wollen. Was machen wir mit den Odeoniten? Wo haben die ihren Sitz?«
    Simon grunzte etwas, das ich nicht verstand, und wir bogen in die Bergsgatan ein, in der das Polizeigebäude, unser zweites Zuhause lag. Superamerikanischer Traum … Wessen Traum entsprach dieser funktionalistisch gedachte und gebaute Riesenkomplex?
    »An verschiedenen Stellen. Die Sekretariatsadresse lautet Munkbron 9. Carl erarbeitet gerade eine vollständige Liste der Mitglieder, aber wir warten noch, bis wir das Aufnahmegerät, von dem ich nichts weiß, abgehört haben.«
    Myrna und ich wurden von Maggie wie alte Bekannte begrüßt. Während wir auf die Ankunft des Herrn Geschäftsführers warteten, setzte sich Maggie zu uns und erzählte Myrna, ohne sich um meine lauschenden maskulinen Ohren zu kümmern, daß die Kerle ein schlimmes Pack seien und man sie an den Daumen an der nächsten Kiefer aufhängen sollte.
    »Ganz meine Meinung«, bestätigte Myrna, und auch ihr machte es nichts aus, mich in die kollektive Verurteilung einzubeziehen.
    »Wie zum Teufel konnte so etwas erschaffen werden? Verdammt, Gift in Lebensmitteln und DDT in der Natur sind doch auch verboten. Aber Kerle gibt es überall, und nichts wird dagegen unternommen.«
    »Die Welt ist ungerecht. Denkst du an ein bestimmtes Exemplar?«
    »Gibt es ein Exemplar, an das ich nicht denken sollte?«
    Vontenius kam in seinem teuren Anzug, mit seinem Lächeln und seiner einladenden Geste in Richtung Büro, doch die Augen waren genauso kalt wie am Tag zuvor. Maggie war nicht zu bedauern. Wunderschöne Frauen trauern Männern, von denen sie verlassen wurden, nicht nach. Sie geraten nur vorübergehend in Wut, betrogen worden zu sein, und trösten sich schnell mit einem anderen aus der Schar der

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