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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Bewunderer. Frauen dagegen, die sich unattraktiv fühlen, können sich das Leben nehmen, wenn der Mann auf eine andere Spielwiese wechselt. Und der verratene Mann? Der kauft sich eine Flasche Schnaps und schließt sich mit seinem Selbstmitleid ein.
    Es bedurfte keiner besonderen Erklärung außer der, daß ein paar Verdächtige hinzugekommen seien. Wie am Tag zuvor studierte Vontenius ein Gesicht nach dem anderen, während Myrna und ich auf unseren Stammplätzen saßen. Diesmal war ich nicht einmal nervös. Die Hand unter die Stuhlkante, eine leichte Drehung, und die Saugnäpfe lösten sich. In weniger als dreißig Sekunden war der Apparat in meiner Jackentasche verschwunden.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen auch heute nicht helfen kann.«
    »War ja nur ein Versuch«, meinte Myrna. »Ich hoffe, daß wir Sie in Zukunft nicht mehr belästigen müssen.«
    Eine Stunde später war ich in der Sysslomansgatan, traf aber Hiller nicht an. Ohne zu zögern warf ich das Abhörgerät in den Briefschlitz. Er würde schon wissen, von wem es kam und was er damit zu tun hatte; außerdem waren meine Fingerabdrücke auf dem Futteral aus Edelholz.
    Mehr konnte ich nicht tun, bevor der Dienstherr rief. Natürlich hatte ich gewöhnliche Fahndungsaufträge zu erledigen, nach Erfahrung und Instruktion und Zeit und Lust und Gewissen. Bei einem einsamen Lunch ging ich mein Material durch. Es war ein unendlicher Strom von Männern, Frauen und Kindern, deren Wege sich in einem Abschnitt der ihnen zugemessenen Lebenszeit mit meinen oder denen der Kollegen kreuzten. Kleinkram. Die meisten unglückliche Personen, die nichts anderes taten als alle Fehltritte von Anfang bis Ende zu bereuen. Einzelne Rohlinge, die man dennoch nur in der Gruppe greifen konnte. Lange Fahndungen, die vielleicht in einigen Monaten ein Ergebnis brachten – oder nie.
    Unlust beschlich mich, und ich wußte warum. Ich war direkt und peripher in so große und aufregende Zusammenhänge geraten, daß mir der übliche Trott wie ein Treten auf der Stelle erschien. Es war, wie wenn man von der Schulspeisung in ein Feinschmeckerrestaurant mit weißen Tischdecken gerät und sich plötzlich wieder in der lärmenden Schlange von Mitschülern wiederfindet, um sich seinen Teller Erbsensuppe abzuholen. Ich wollte beides, wieder ganz normal arbeiten, aber auch an den wichtigeren Ermittlungen teilnehmen.
    Die Odeoniten? Sollte man nicht zur Munkbron fahren und ein wenig herumschnüffeln? Das hatte mir niemand verboten, allerdings auch keiner gutgeheißen. Aber man wußte wohl, daß ein Verbot bei dem widerspenstigen Hassel genau das Gegenteil bewirkt hätte. Ich nahm die U-Bahn bis Gamla stan und schlenderte dann, die Hände in den Taschen, auf die Munkbron Nummer 9 zu.
    Das Haus liegt an einem dreieckigen Platz am Riddarholmskanalen. Auf der anderen Seite fesselt die Riddarholmskirche den Blick; das wunderschöne Petersen-Haus mit dem Restaurant »Aurora« schließt das Ensemble ab.
    Auch das Haus Nummer 9 paßte zu der feinen Gesellschaft; ein kleiner Palast im gotischen Stil, an dem man Details entdecken und bewundern konnte. Schwarze, dekorative Schmiedearbeiten zieren das mächtige Tor aus heller Eiche, und darüber konnte ich eine eingemeißelte dünne Schrift erkennen: Industrieaktiengesellschaft. War wohl dasselbe wie die Industriebank. Mit solchem Kapital im Rücken mußte man sich nicht wundern, daß die Immobilie bezahlt werden konnte, auch wenn sie von anderen Eigentümern gebaut und verwaltet worden war. Über der Inschrift befindet sich ein großes freies Feld mit zwei bildlichen Darstellungen. Die eine zeigt einen König in voller Pracht, die andere die drei Goldkronen des Reichswappens auf blauem Grund. Über den Fenstern sind zwei Medaillons angebracht, eines mit einem Ritter zu Pferde, der sein Schwert gezogen hat, das andere mit einer Frau, die wie Justizia eine Waage in der Hand hält, jedoch keine Augenbinde trägt.
    In einem schmalen Mittelfeld erhebt sich eine Kirche mit spitzem Turm, zur Linken eine Säule mit einem jungen Mann in römischer Toga und einem Werkzeug über der Schulter, zur Rechten eine ähnliche Säule mit einem gebieterischen Mann in mittleren Jahren, der die Hände in der Art eines Landesvaters locker gefaltet hat. Über dem Skulpturenteil mit Symbolen, deren Hintergrund ich nicht kannte und die ich also nicht richtig verstehen konnte, weil sie sich wahrscheinlich auf Trends der jahrhundertwende bezogen, erstreckt sich eine Reihe von acht

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