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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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…«
    Nach dem Lunch und weiteren Informationen von Simon begaben wir uns in die Klara södra kyrkogata 18, wo sich das Büro der Lecta Finans AB befand. Da die Adresse vom Polizeigebäude aus zu Fuß zu erreichen war, spazierten Myrna und ich Seite an Seite, wie ein Paar. Und in gewisser Weise waren wir ja eines. In unserem Beruf muß man sich auf den Kollegen verlassen können, man darf keine Geheimnisse voreinander haben und sollte sich so gut kennen, daß man die Reaktionen des anderen in jeder Situation voraussehen kann. Davon hängt der Erfolg und manchmal sogar das Überleben ab.
    »Laß uns ein bißchen schwätzen«, schlug ich vor. »Darin bist du doch gut.«
    »Sagt Hasse auch immer, vor allem, wenn Fußball in der Glotze läuft.«
    »Hat er einen festen Job bekommen?«
    Demonstrativ faltete sie die Hände und schaute gen Himmel.
    »Halleluja! Er hat regelmäßige Kiesfuhren und ist totmüde, wenn er nach Hause kommt, aber er mag es so, und ich mag es, wenn er es mag.«
    Die Zeit, in der Hasse arbeitslos gewesen war, hatte beiden, aber auch mir, zu schaffen gemacht. Hasse war wie ein eingesperrter Tiger herumgeschlichen, hatte sich minderwertig gefühlt und seine Laune an allen ausgelassen. Glück im Unglück war, daß Myrna zu ihm gehalten und seine Selbstzerstörung verhindert hatte. Jetzt betrachtete sie die unpersönlichen Fassaden des neuen Gebäudekomplexes am Klara kyrkogard.
    »War hier nicht das Haus von Aftonbladet?«
    »Stimmt. Ich war ein paarmal drin. Die Leute, die da arbeiteten, fanden es gemütlich.«
    »Mein Papa kannte einen in der Redaktion, und ich habe ihn oft begleitet. Jede Menge Gänge, tolle Räume und imposante Figuren. Überall roch es nach Druckerschwärze, wie es sich für ein richtiges Käseblatt gehört. Wer hat denn diesen häßlichen Klotz hergesetzt?«
    »Keine Ahnung. Die Apothekengesellschaft hat das meiste gemietet.«
    Wir betraten die Eingangshalle. Schon nach zwei Sekunden wollte ich wieder hinaus an die frische Luft. Es war die schrecklichste Umgebung, die ich je erlebt hatte. Es mangelte an Sauerstoff, so daß das Atmen schwerfiel. Außerdem wirkte der gigantische, kahle Platz wie eine geistige und physische Wüste. Die wenigen Grünpflanzen verschlimmerten das Bild nur, denn sie ließen den Kontrast zwischen dem Leben und diesem toten Mausoleum noch deutlicher werden. Die Halle war eine eiskalte Demonstration von Macht und letztlich Unterdrückung. Hier sollte sich das Individuum so klein fühlen, daß es die Mütze abnahm und den Rücken beugte. Das war kein Raum für Menschen, das war ein Alptraum aus hartem Material, eine Katastrophe, ein Tschernobyl. Hatte die Apothekengesellschaft das wirklich nötig?
    »Du kriegst die Tür nicht zu«, murmelte Myrna.
    »Typisches Werk eines Technokraten, der auf der Architekturhochschule den letzten Schliff bekommen hat. Ein Schaden fürs Leben.«
    Ganz links saß ein junger Wachmann einsam an einem Tisch. Glücklich sah er nicht aus. Wir gingen hin und erkundigten uns teilnahmsvoll:
    »Wann wirst du denn hier täglich verrückt?«
    »Werde ich das?« fragte er mit echter oder gespielter Verwunderung.
    »Hier stundenlang zu sitzen und bei Verstand zu bleiben, schafft wohl keiner.«
    Er zuckte leicht die Schultern.
    »Man muß dankbar sein, wenn man einen Job hat.«
    Ich schnipste mit den Fingern.
    »Jetzt verstehe ich, warum sich die Apothekengesellschaft hier eingemietet hat. Sie wollen den Verbrauch an Kopfschmerztabletten beim Personal erhöhen.«
    »Zu welcher Abteilung wollt ihr?«
    »Zu gar keiner, sondern zur Lecta Finans AB.«
    »Da müßt ihr einige Etagen hinauffahren. Die Fahrstühle sind dort hinten.«
    Es war sehr unwahrscheinlich, daß wir Vontenius nicht antreffen würden. Auf Hiller konnte man sich verlassen. Wenn er gesagt hätte, daß Vontenius einen braunen Anzug und den Scheitel links trüge, ich hätte ihm sofort geglaubt. Vom Fahrstuhl gelangten wir in ein Wartezimmer, das man gesehen haben mußte, um es zu glauben, und selbst dann fiel es schwer. Wahrscheinlich hatten sie einen Innenarchitekten aus Las Vegas engagiert und ihm freie Hand gelassen. Herausgekommen war eine Orgie der Geschmacklosigkeit, eine Mischung aus Ägypten, Babylon, dem Römischen Reich, Frankreich und Nevada. Myrna machte große Augen und flüsterte, daß Dallas dagegen ein Pförtnerhäuschen sei. Aber lieber das hier als die Eingangshalle!
    Ein wunderschönes Wesen an der Rezeption bat uns, Platz zu nehmen; Vontenius würde jeden

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