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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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der Außentür entdeckte ich ein helleres Viereck; hier war zuvor ein Schild befestigt gewesen. Ich rief Simon an, und in seiner Stimme schwang Achtung mit.
    »Das Gerücht vom Übermenschen Hassel ist bereits bis zu mir gedrungen. Ohne Waffe, mit bloßen Händen hat er den Doppelmörder Bernt Ahlbäck überwältigt. Du wirst zur Legende.«
    »Spaß beiseite, ich habe die Räumlichkeiten hier nach Hinweisen auf die Odeoniten untersucht, aber es ist nichts zu finden.«
    »Sollte es eine Verbindung geben?«
    »Ja, ich werde dir später berichten.«
    »Wenn du immer noch nicht begriffen hast, daß man einen wie Ahlbäck niemals allein verhaften darf, ist dir nicht zu helfen. Hast du den Big-boy-Komplex? Hat dein Vater dich unterdrückt?«
    »Glaubst du, ich bin bekloppt? Wenn ich gewußt hätte, daß ich auf Ahlbäck stoße, hätte ich mich in einer Bleikammer verkrochen. Ich verfolgte eine ganz andere Person. Plötzlich stand er vor mir und griff nach der Waffe. Ich kriege jetzt noch das große Zittern, wenn ich daran denke.«
    »Vergessen wir das, so etwas schadet der Legendenbildung. Nein, du warst mutig wie Rambo. Laß mich dein Agent sein und Provisionen kassieren, wenn du Autogrammkarten verkaufst. Wo bist du?«
    »Alte … Brauerei …«
    »Warte, bis die Techniker da sind. Um drei sollen wir beide zu Carl in die Sysslomansgatan kommen. Paßt dir das? Oder hast du vor, noch einen Desperado eigenhändig zu schnappen?«
    »Ich komme.«
    Nach einer halben Stunde kamen die menschlichen Staubsauger, aber ich bezweifelte, daß sie in den leeren Zimmern mehr finden würden als ich. Ich drehte drei Runden, entdeckte jedoch außer einem Papierkorb mit Juicy-Fruit-Kaugummipapier und einer ausgerissenen Seite mit Dagens Nyheters Kleinanzeigen nichts Neues. Das Blatt war drei Monate alt und enthielt Kauf- und Verkaufsanzeigen für Kleinunternehmer.
    An die Verhaftung Ahlbäcks erinnerte mich nur der Schmerz in der rechten Hand. Als Greifer muß man stets auf einen Nahkampf gefaßt sein. Wenn man damit nicht klarkommt, sollte man sich innerhalb der Polizei einen anderen Job suchen. Manche wollen reden, andere prügeln oder spucken, manche bevorzugen Messer oder Schußwaffen, einige haben sogar eine Vorliebe für Handgranaten. Man muß sich bereithalten und eventuelle Angriffe voraussehen. Die meisten reden nur oder drohen verbal, doch man weiß nie, an wen man gerät.
    Fünf vor drei stand ich vor der Wohnungstür in der Sysslomansgatan. Hiller öffnete, und sein Gesicht war bei der Begrüßung wie eine Uhr ohne Zeiger. Nein, Simon war noch nicht da. Ja, selbstverständlich hatte er das Abhörgerät gefunden. Ich sollte entschuldigen, er sei gerade am Telefon, ob ich draußen warten könnte?
    Melancholisch ließ ich mich im Flur nieder, und es gab nicht einmal eine Zeitung, um die unangenehmen Gedanken zu zerstreuen. Zwanzig Minuten später kam er und hob die Augenbrauen.
    »Hat es an der Tür geklingelt?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Du kannst öffnen, wenn er kommt. Ich habe noch zu tun.«
    Er wandte sich ab, blieb aber stehen, als ich sagte:
    »Carl …«
    »Ja?«
    »Du hast mich ausgenutzt, aber ich habe das überbewertet. Können wir noch mal von vorn anfangen?«
    Er steckte die Hände in die Taschen und schaute mich eine Weile ausdruckslos an. Ich begriff, was er dachte: Ist das wieder einer von Hassels berüchtigten Scherzen?
    »Wer sagt das?«
    »Rolle. Und es wird morgen kein Roland daraus.«
    Langsam hob er die rechte Hand und streckte sie aus. Der Handschlag ist das wichtigste und symbolträchtigste Ritual der westlichen Welt, und wir besiegelten damit einen vieltausendjährigen Pakt. Verträge kann man diskutieren und interpretieren und brechen, doch wer ein durch Handschlag gegebenes Wort bricht, begeht einen unsühnbaren Frevel. Hiller verwandelte sich vor meinen Augen und wurde wieder der Mann, den ich achten und gut leiden konnte. Gleichzeitig erschien Simon und forderte lauthals einen starken Nachmittagskaffee mit Zubehör. Da Carl Simon kannte, wartete in der Küche bereits ein gedeckter Tisch auf uns.
    Für fünf Minuten waren wir drei Männer in mittleren Jahren, die sich gebildet über Apollinaires Einfluß auf Brillat-Savarins Dichtung unterhielten, oder jedenfalls etwas in der Richtung, bis ich von Ahlbäck und den Hintergründen meines Einsatzes in der Brauerei berichten durfte. Simon pfiff überrascht:
    »Wenn sie sich aufdonnert, sieht sie lecker aus wie ein Sahnetörtchen.«
    »Ich glaube

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