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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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genauso schlecht fuhr wie Simon. Es ruckte, das Getriebe knirschte, und der Motor heulte auf und winselte um Gnade, doch an diesem Abend hatte ich kein Erbarmen.
    »Wir holen Saxo zum Verhör«, teilte ich mit.
    Sune rührte sich nicht, sondern fuhr erfolgreich fort, eine mürrische Wachspuppe zu imitieren.
    »Wenn du mit dem Spitznamen nichts anfangen kannst, dann verrate ich dir, daß er eigentlich Göte Zackrisson heißt. Er wird auch Zackson genannt.«
    Er reagierte nicht. Am Lindhagensplan setzte ich meine Informationsarbeit fort.
    »Er wird keine Lust haben, doch wir werden ihn trotzdem vernehmen.«
    Die Mundwinkel wurden noch ein paar Millimeter weiter zu dem dürren Hals hinabgezogen. Von der Seite konnte ich einen Blick durch seine Brillengläser erhaschen; ich sah unscharf vergrößerte Straßenlaternen. Wir ordneten uns in den dichten Verkehr von Essingeleden ein. Auf dem höchsten Punkt der Brücke, dort, wo die Aussicht trotz der Dämmerung am schönsten war, explodierte ich:
    »Sag endlich etwas! Sitz nicht nur da wie ein Grabstein.«
    Möglicherweise holte er Atem, möglicherweise täuschte ich mich. Als wir uns Västberga näherten, setzte ich den Monolog fort.
    »Sune, hast du dich jemals wie eine Brauseflasche gefühlt?«
    Gewiß war die Frage seltsam, aber sie war zu verstehen, wenn man wollte. Er wollte nicht.
    »So lange eine solche Flasche still steht, merkt man die Kohlensäure nicht, doch wenn man sie schüttelt, entwickelt die Kohlensäure eine Sprengkraft, die den Verschluß mit einem Knall in die Luft schleudern kann. Der ganze Inhalt kann herausspritzen. Hast du das noch nie erlebt?«
    Er kreuzte die Arme anders herum. Das konnte eine Antwort bedeuten, wenn man der Armkreuzsprache mächtig war.
    »Ich bin gerade in so einer Situation. Dinge sind geschehen … Ohne es richtig zu merken, wird man geschüttelt, erschüttert sozusagen, und die Kohlensäure sammelt sich.«
    An der Kreuzung von Västertorp bog ich nach Langbro ab. Ich wußte ungefähr, wo die Straße lag und mußte nicht auf die Karte schauen. Von Sune wäre wohl keine Antwort zu erwarten gewesen, wenn ich ihn gefragt hätte. Er konzentrierte sich auf seine gekreuzten Arme. Langbro mit ihren niedrigen Häusern wurde einst als Idylle fernab der Großstadt angelegt; inzwischen reichen die Ausläufer Stockholms bis an die Siedlung heran. In Langbro spürt man noch den Atem der dreißiger Jahre; wer da wohnt, möchte nicht wegziehen und ist auch an Veränderungen nicht interessiert. Kurz und gut, kein feiner, doch ein gemütlicher Vorort.
    »Falls du mich hören kannst, teile ich dir jetzt mit, daß wir unser Ziel gleich erreicht haben«, sagte ich.
    Das Haus hatte zwei Etagen, oben waren Wohnungen, unten Geschäfte. Sicher hatte es hier früher mehrere Milchläden, einen Fisch- und Gemüsehändler und einen Fahrradverkäufer gegeben, der in seiner kleinen Werkstatt auch Sattel wechselte und Schläuche flickte. Vielleicht sogar eine kleine Konditorei, in der man vorn Kuchen kaufen und hinten Kaffee trinken und Zeitung lesen konnte. Aber die kleinen Geschäfte in den Vororten lohnen sich nicht mehr. Die Leute halten das Geld zusammen, die Jungen zieht es in die Supermärkte, und so verwandeln sich die Läden in Lagerräume oder es ziehen dubiose Firmen mit stets geschlossenen Jalousien ein.
    »Wir werden nicht mit den Waffen herumfuchteln, sondern ihn höflich und freundlich bitten mitzukommen. Leistet er Widerstand, ist es eine andere Sache.«
    Sune über so elementare Dinge zu belehren, war eindeutig eine Beleidigung, doch das kümmerte mich nicht. Er nahm meine Bemerkung sicher als einen weiteren Beweis, daß es sich nicht lohnte, mit mir auch nur ein Wort zu wechseln. Saxo war ein freier Mann, gegen den kein konkreter Verdacht vorlag, und so sollte er auch behandelt werden, doch wenn er anderer Meinung war, konnte die Diskussion hitzig werden.
    Saxo war ein Torpedo vom alten Schlag, eine Gewaltmaschine, darauf getrimmt, Menschen gegen Bezahlung zu mißhandeln. Schon als Teenager tauchte er in verschiedenen Karteien auf und hatte sein Sündenregister seither Jahr für Jahr vervollständigt. Der Gedanke, sein Leben zu ändern, war ihm nie gekommen. Er prügelte, weil er das am besten konnte, ein Gorilla mit Spatzenhirn, ein Mann ohne Gefühle. Er war nicht stolz auf seinen Beruf, aber er übte ihn aus; er hatte keinen Spaß daran, jemanden zu quälen, aber das gehörte zum Job; er wurde nicht von inneren Kräften zu seinen

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