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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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Handlungen getrieben, sondern befolgte Anweisungen anderer. Er war ein Werkzeug, ein brutales Instrument für jeden, der es nutzen wollte.
    Wir wußten, wer er war, und seine Handschrift als Verbrecher war leicht wiederzuerkennen. Die Gewalttypen der neuen Zeit stehen in keinem Register, und wenn sie entdeckt werden, sind ihre Namen unbekannt – junge Burschen oder Männer in mittleren Jahren, die schwere Verbrechen als Geschäftsidee betrachten. Überfälle auf Banken, Geldtransporte und Einzelpersonen, auf alles, was schnell das große Geld bringen könnte. Gut ausgebildete Leute, die das Leben der Reichen leben wollen und keine Hemmungen haben, ihren Wunsch zu verwirklichen. Sie genießen den Wohlstand in Form von Luxusautos, Luxusrestaurants, Luxusreisen, Luxuswohnungen, Luxusdamen und verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, denen sie auf ihrem Weg schaden. Sie sind stark, entschlossen und tatkräftig und verfügen über hocheffektive Waffen, die sie skrupellos benutzen, wenn es ihnen notwendig erscheint. Sie arbeiten in straff organisierten Gangs, in denen jeder einzelne für seinen Anteil an der Aktion militärisch gedrillt wird. Diese Terrorbanden vermehren sich rasant, denn ihre Lebensweise lockt Proselyten.
    Wenn eine Gang gesprengt wird, schweigen die Mitglieder
    • wie ein Grab. Alles muß bewiesen werden, denn sie leugnen alle Fakten oder verweigern jegliche Aussage. Erwähnt man vor ihnen das Wort Moral, erntet man möglicherweise ein schwaches Lächeln. Rücksichtslos zu schießen gehört zu einer normalen Aktion; wenn dabei jemand ums Leben kommt, zuckt man die Schultern. Sie sind vollendete Egoisten und folgen ausschließlich ihren eigenen Gesetzen. Solche Banden gibt es bei uns; weitere werden folgen. Die Behörden begreifen nicht warum, aber sie werden sicher bald eine Untersuchungskommission bilden.
    »Hier ist es. Gleich darfst du deine Lungen wieder quälen.«
    Als er aus dem Wagen stieg, griffen seine Hände instinktiv nach Mundstück, Sargnagel und Feuerzeug. Während ich die Tür abschloß, sog er Nikotin und Teer bereits in tiefen Zügen ein. Sune hatte keinerlei Hemmungen, in fremden Wohnungen zu rauchen; er sah in jedem Verdächtigen ein kriminelles Element, das keinen sozialen Respekt verdient hatte.
    Die Haustür schien wie jede gute Haustür verschlossen, doch als ich mich an ihr zu schaffen machte, schwang sie von selbst auf. Offenbar war das Schloß defekt. Einer kleinen Tafel zufolge gab es nur zwei Mieter, Kumminen und Hansson.
    »Care of Hansson«, teilte ich meinem schweigenden Kollegen mit.
    Damit er nicht glaubte, daß es sich dabei um einen Decknamen für Kumminen handelte, fügte ich hinzu:
    »›Care of‹ ist englisch und bedeutet ›wohnhaft bei‹.«
    Er biß das Mundstück glatt durch. Wenn kein Baumstamm in der Nähe war, gegen den ich treten konnte, auf Sune war immer Verlaß. Irgendwie mußte ich meine wie Kohlensäure sprudelnden Agressionen abreagieren. Das Treppenhaus vermittelte Nostalgie. Offenbar war das Haus in den vierziger Jahren renoviert und mit Fernheizung sowie Bädern versehen worden. Der zweite Umbau erfolgte sicher irgendwann in den 60ern, man senkte die Zimmerdecken und baute neue Küchen ein. Doch die gewundenen Kalksteintreppen mit den Orthozeren, diesen faszinierenden Erinnerungen an die Urzeit, waren stets erhalten geblieben. Sollte ich Sune fragen, ob er lockere Orthozeren in der Birne hatte? Nein, ich hatte keine Lust mehr, ihn zu ärgern, jetzt ging es um Saxo, und alle Sinne und Muskeln konzentrierten sich auf ihn. Bei Saxo konnte man nie wissen. Ich knöpfte die Jacke auf, damit ich besser an meine Waffe kam, und Sune verfuhr genauso.
    Die tabakbraune Tür hatte Jahrzehnte überstanden und zeigte nur leichte Risse. Es gab keinen Briefeinwurf, dafür hing ein grüner Metallkasten neben dem Rahmen. Ich konnte erkennen, daß nur ein paar Reklamesendungen darin lagen. Ich schaute zu Sune, und er nickte mir zu. Ich drückte auf den Klingelknopf. Jetzt arbeiteten wir im Team; persönliche Kontoversen spielten keine Rolle mehr.
    Ein rostiges Rasseln ertönte, das aus einer Blechbüchse zu kommen schien. Keine Reaktion. Ich versuchte es noch einmal und legte dann das Ohr an die Tür, um zu lauschen. Was waren das für seltsame Geräusche? Stammten sie von einem Menschen oder einem gefangenen Tier? Laute Schreie mischten sich mit Lauten, die wie »gugguggugg« klangen. Auch Sune hörte sich das an und zuckte die Schultern. Vorsichtig drehte ich

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