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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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verstand, die komplizierter war als das Sumerische. Ein dritter Gedanke tauchte wie eine Boje auf und machte ihr klar, daß zwischen ihren Intentionen und dem von einer weinschweren Zunge übermittelten Resultat ein tiefer Abgrund klaffte. Sie ließ noch einmal ihren Finger durch die Luft tanzen und stieß mühsam hervor:
    »Zzttll am Tetelfon.«
    Manchmal, so selten wie in Schonen in einer Mittsommernacht Schnee fällt, geschieht es, daß eine Fahndung unverhofft beschleunigt wird. Am Telefon lag ein Zettel, und darauf standen Adresse und Nummer eines Sverre Aberg, der in Träkvista wohnte. Die Schrift war kindlich und ungelenk und stammte offenbar von dem großen bösen Kind Saxo. Wahrscheinlich hatte er die Notizen bei einem Telefonat mit Sverre gemacht. Der konnte ein Hehler oder Auftraggeber sein. Ich stöpselte den Kopfhörer wieder ein, und sofort verfiel ihr Körper wieder in die spasmischen Zuckungen.
    »… der Frühling … gugguggugg … unser Wiedersehen … gugguggugg …«
    Öhman machte wohl Überstunden, denn er war noch in seinem Büro. Er rief den Namen in all seinen Registern und Dateien auf, doch Sverre Aberg war eine unbekannte Größe. Die Frau, deren Namen ich nicht kannte, schlief mitten in einem »gugguggugg« ein und begann sofort zu schnarchen, daß die Wände wackelten. Ich steckte den Zettel mit der Adresse in die Jackentasche und verließ die Wohnung. Sune warf die Kippe auf den Fußboden und trat sie aus. Für immer hinterließ er sein Brandzeichen auf dem Linoleum.
    »Die Adresse ist in Träkvista, auf Ekerö. Wir fahren gleich hin.« Schweigend stieg er mit mir die Treppe hinab. Draußen auf der Straße zündete er sich eine neue Zigarette an und schaute zum Himmel, um festzustellen, ob es regnen würde. Ich setzte mich ins Auto, doch statt mir zu folgen, lief er in entgegengesetzter Richtung die Straße hinunter. Ich war gezwungen, den Rückwärtsgang einzulegen. Als ich ihn erreicht hatte, kurbelte ich die Scheibe herunter.
    »Was zum Teufel ist mit dir los?«
    Er reagierte nicht, sondern schaute nur weiter geradeaus. Ich sprang aus dem Wagen und verstellte ihm den Weg.
    »Was soll das?«
    Er kreuzte die Arme, musterte mich haßerfüllt und zischte mit saurer Miene:
    »Du hast mir gar nichts zu befehlen.«
    »Wir haben einen Job zu erledigen.«
    »Du vielleicht, ich nicht.«
    Er blies mir den Rauch mitten ins Gesicht, trat dann einen Schritt zur Seite und lief schnell weiter. Sogar die Falten seiner Jacke drückten aus, wie sehr er mich verabscheute. Ich hatte Schmerzen im Leib und einen sauer-bitteren Geschmack im Mund; vielleicht bekam ich ein Magengeschwür.
    Dieser Auftrag erforderte zwei Polizisten, doch wenn der verdammte Sune die Mitarbeit verweigerte, mußte ich allein klarkommen. Einem miesen Typen hatte ich an diesem Tag bereits die Fresse poliert; ich war bereit, es mit einer ganzen Armee aufzunehmen. Und außerdem wartete zu Hause niemand auf mich. Virena saß mit mütterlichen Müttern in einer fremden Küche, während Elin mit anderen Kindern nebenan Topf schlagen spielte, ein Hütchen auf dem Kopf und eine Pappnase im Gesicht.
    Die Fahrt nach Ekerö dauerte mindestens eine halbe Stunde, und ich ließ meine Wut an dem Wagen aus. Sonst war ich ein guter Fahrer, aber diesmal wunderte ich mich über den Amateur, der hinter dem Lenkrad saß. Mein Blut kühlte nicht ab, sondern siedete immer heftiger. Alles ging zur Hölle, alles!
    Ich fuhr über die Drottningholmsbron und am Schloß vorbei und hoffte, daß sich Carl Gustaf, Silvia und die Kinder gut amüsierten. Vielleicht spielten sie ja Monopoly, und Victoria, unsere süße Kronprinzessin, gewann ein Hotel am Norrmalmstorg. An der nächsten Parkmöglichkeit hielt ich an und studierte den Stadtplan. Träkvista liegt im Süden von Ekerö; der Weg dahin führt über Land. Schwach erinnerte ich mich, daß ich dort einmal mit Mama und Papa zu Besuch gewesen war. Eine schöne Schaukelei, an Asphalt war damals noch nicht zu denken.
    Inzwischen war die Gegend großzügig parzelliert und mit schmucken Villen bebaut worden. Wer hier wohnte, mußte sich wie im Himmel fühlen. Die Adresse, zu der ich wollte, befand sich laut Karte ganz am Rande, wo die Häuser seltener wurden. Tatsächlich lag die von einer dichten, gepflegten Hecke umgebene Villa zwischen zwei unbebauten Flächen. Beide Flügel des schmiedeeisernen Tores standen offen. Ich bemerkte zwei Autos auf dem Grundstück; eines stand genau vor dem Eingang. Ohne die

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