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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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morgen noch dran sein.«
    Wie er wollte. Seite an Seite liefen wir den Hügel hinunter. In meinen Füßen zuckte es, doch ich konnte mich beherrschen, so daß die Bäume keine weiteren Tritte mehr erdulden mußten. Mein Blut siedete weiter; gleichzeitig wurde mir schlecht. Am liebsten hätte ich all das Faule, Falsche und Unreine in mir herausgekotzt.
    Wortlos klapste er mir noch einmal auf die Schulter und ging in sein Büro. Auch ich trottete an meinen freudlosen Schreibtisch. Zwei Mitteilungen erwarteten mich: Virena hatte angerufen, und ich konnte meine neue Pistole abholen. Nach einer Minute hatte ich mich so weit gesammelt, daß meine Stimme normal klang. Ich fühlte mich, als wäre ich mit einem Rucksack voller Steine kilometerweit gerannt.
    Elin war zu einer Kindergeburtstagsfeier eingeladen. Während die Kleinen feierten, wollten sich die Mütter in der Küche zusammensetzen, essen und plaudern, ob ich etwas dagegen hätte? Natürlich nicht, viel Spaß beim Topf schlagen, bring mir ein paar Bonbons mit.
    Dann quittierte ich für meine Sig Sauer und steckte sie wie gewohnt in den Hosenbund und nicht in das vorgeschriebene Schulterholster. Nun war ich wieder komplett. Im Büro wartete Öhman, und er lächelte so freundlich kameradschaftlich, kumpelhaft und kollegial wie immer. Trotzdem konnte er froh sein, daß ich ihn nicht biß. In mir war eine mentale chemische Reaktion im Gange, und ich stand kurz vor der Explosion.
    »Simon sagte, du wärst an der aktuellen Adresse Zackrissons interessiert. Ich habe sie in meinem internen Register gefunden.«
    »Hätte ich mir ja denken können!«
    »Er wohnt in Langbro, care of Hansson. Ich habe Straße und Hausnummer hier notiert.«
    Er gab mir einen Zettel. Seine Schrift war so schön; er war einst sicher Lehrers Liebling gewesen.
    »Simon läßt dir ausrichten, daß er morgen früh mit dir hinfährt.«
    »Hurra, ich schlage vor Freude gleich einen Purzelbaum.«
    Öhman ließ sich niemals provozieren und wunderte sich nie. Sicher schlief er nachts wie ein Murmeltier. Sein Blut geriet nie in Wallung. Er war mit seinem Los zufrieden. Was aber sollte einer tun, der vielleicht eine Niete gezogen hatte? Sich eine andere Lotterie suchen? Öhman verabschiedete sich freundlich und trollte sich zu seinen Listen, Tabellen und Karteien. Ich blieb sitzen und starrte auf die Adresse in Langbro.
    Morgen würden wir ihn vielleicht antreffen. Wenn wir vielleicht Glück hatten. Wenn er vielleicht zu Hause war und wartete. Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Vielleicht starb er in der Nacht und konnte uns nichts mehr sagen. Vielleicht traf er Jesus um Mitternacht und wollte uns im Morgengrauen erlösen. Vielleicht wurde er gleichzeitig von Stummheit und Schreibkrampf befallen, so daß er nicht mitteilen konnte, was er uns sowieso nicht verraten wollte.
    Ich ging auf den Flur hinaus. Myrnas Büro war leer, Pelles ebenso. Simon hatte das Haus ebenfalls verlassen; möglicherweise wegen eines Kindergeburtstags, für den Nadja nach russischer Sitte aufgetischt hatte. Aber ich sah Sune in seinem Raum sitzen und rauchen. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Stapel Akten. Er sah mich haßerfüllt an, als ich hineingestiefelt kam.
    »In fünfzehn Minuten wartest du vor dem Haupteingang. Ich hole meinen Wagen.«
    »Nein, ich habe keine …«
    »Halt’s Maul! Wir fahren nach Langbro und nehmen Zackrisson fest.«
    »Werden wir nicht!«
    Ich knallte beide Fäuste auf den Tisch, so daß die Akten in die Höhe sprangen.
    »Doch, wir werden, darauf kannst du Gift nehmen. Wenn du nicht dastehst, komme ich dich persönlich holen, knüll dich zusammen und schlepp dich hinaus!«

20.
    Als ich vorfuhr, wartete Sune bereits, so daß ich leider keinen Grund hatte, ihn mir vorzuknöpfen. Er hatte sich eine neue Zigarette angezündet und dachte gar nicht daran, sie auszudrücken, als er neben mir Platz nahm. Ich war absolut nicht in der Stimmung, mir das bieten zu lassen.
    »Schmeiß die Zigarette aus dem Fenster und wage es ja nicht noch einmal, in meinem Auto zu rauchen, sonst frißt du dein eigenes Mundstück!«
    Das waren harte Worte, aber zärtliche Gesänge hätten bei Sune auch nichts genutzt. Er kurbelte die Scheibe herunter, ließ die Zigarette hinausfallen, steckte das Mundstück ins Etui, kreuzte die Arme vor der Brust und starrte geradeaus durch die Frontscheibe. Die Mundwinkel schienen durch unsichtbare Schnüre nach unten gezogen zu werden. Als wir uns Norr Mälarstrand näherten, merkte ich, daß ich

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