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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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sondern führte Hiller in das Wohnzimmer und plazierte ihn in einen der Plüschsessel. Dann ging ich zur Stereoanlage, um im Hintergrund ein wenig Musik dudeln zu lassen.
    »Magst du südamerikanische Tänze?«
    »Mir ganz egal.«
    »Oder lieber einen Hambo mit Hirsch-Anders und seiner Holzschuhgang?«
    »Dann lieber südamerikanisch.«
    Ich wählte weiche, leichte Bossa-Nova-Klänge, die beruhigen sollten. Denn Ruhe braucht man, wenn man über Sprengungen und den Tod reden will. Ich hatte vorgeschlagen, das Gespräch in meiner Wohnung fortzusetzen, denn ich wollte mir meine Entscheidung in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Doch mein Nein stand nahezu fest.
    »Ich soll mich also in die Mord-GmbH einschleusen lassen?«
    »Ich bitte dich, Mord-GmbH …«
    »Das war genau deine Bezeichnung, und du sprachst von Massenmord und gewissenlosen Menschen. Was würden die mit einem machen, der sich in ihre Organisation eingeschlichen hat?«
    »Wie sollten sie das mitbekommen?«
    »Ein Undercover-Agent kann tausend Fehler machen. Er balanciert stets über einem Abgrund; der kleinste Fehltritt, und er stürzt ab. Wenn so einer erwischt wird, stellt man ihn nicht in die Ecke und sagt ›Pfui, schäm dich‹, sondern eliminiert ihn kalt, schnell und effektiv. Habe ich recht?«
    Hiller schwieg und zuckte die Schultern, aber seine Miene sprach Bände. Ein Schuß in den Kopf, so sah die Realität aus. Nein, das war nichts für mich. Ich hatte meine Portionen Gefahr im Leben gehabt und verdaut; mein Appetit war für alle Zeiten gestillt.
    »Ich bin glücklich, wenn ich im Schaukelstuhl sitzen kann; das Kind liest mir etwas vor, die Frau strickt einen Pullover, und im Kamin knistert das Feuer.«
    »Du scheinst mir kein Schaukelstuhltyp zu sein.«
    »Ich meine ja auch einen modernen Schaukelstuhl mit Gangschaltung und Federung.«
    Er spitzte die Lippen und pfiff den Bossa Nova mit. Ich mochte Hiller, hielt jedoch nichts von seiner Idee. So ist es ja oft; man muß lernen, Person und Botschaft auseinanderzuhalten, damit man nicht im falschen Lager landet.
    »Die Gewerkschaften der Seeleute in aller Welt würden dir dankbar sein.«
    »Na und? Sie kennen mich nicht, und ich kenne sie nicht. Wir haben nichts miteinander zu tun, und dabei wird es bleiben.«
    Er seufzte und holte erneut die Pfeife hervor. Bei uns in der Wohnung hing zwar kein Schild, aber Rauchen war trotzdem unerwünscht. Ich teilte es ihm mit.
    »Darf ich denn auf dem Balkon …?«
    »Meinetwegen, Calle. Oh, Verzeihung: Carl. Da draußen bin ich für deine Bronchien nicht verantwortlich.«
    Er öffnete die Glastür, zündete die Pfeife an und sog den Rauch gierig ein. Ich erinnerte mich, als junger Schnösel selbst geraucht zu haben, um Errol Flynn ähnlich zu sein. Das verriet ich aber keinem. Pfeifenraucher mit geradem Mundstück galten als männlich, entschlossen und kraftvoll, die anderen als ältlich und ein wenig beschränkt; mit ihnen assoziierte man Brillen und graue Bärte. Hiller war ein Glückskind; der Regen hatte gerade eine kleine Pause eingelegt, aber es war kühl. Vielleicht hielt er mich für einen fanatischen Gegner des Tabaks, aber ich haßte nun einmal den Gestank, der sich überall festsetzte und schwer auszulüften war.
    »Immer, wenn ich von einem ertrunkenen Seemann höre, sehe ich meinen Vater vor mir«, sagte Hiller leise. »Unglaublich viele sterben, weil die Schiffe schrottreif sind. Ich hasse die Marodeure, die dafür verantwortlich sind.«
    »Holzgasgeneratoren werden immer noch produziert, um gewappnet zu sein, falls uns der Ölhahn einmal abgedreht wird. Aber ich käme nie auf den Gedanken, in die Fabrik einzudringen und sie zu zerstören. Obwohl nach wie vor die Möglichkeit besteht, daß jemand durch Holzgas geschädigt wird wie damals mein Vater.«
    »Wir reden über verschiedene Sachen.«
    »Da bin ich anderer Meinung.«
    »Willst du gar nicht wissen, wie du uns eventuell helfen könntest?«
    »Nein.«
    »Ist das dein letztes Wort?«
    »Ja.«
    Es war ein Dialog wie bei einem Ehepaar in einem alten Film. Alles sah nach Scheidung und getrennten Betten aus, aber dann schluchzten die Geigen, und alles war nur ein Mißverständnis. Man fiel sich um den Hals, und das ganze Orchester stimmte ein. Hiller nickte, nahm einen letzten Zug und klopfte dann mit der Pfeife auf das Balkongeländer.
    »Schade. Du hättest der Richtige sein können. Nicht perfekt, nicht einmal annähernd, aber nach dem, was ich über dich gehört habe, durchaus

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