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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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zur Verfügung steht, kann man damit rechnen, daß Johnny als Ersatzmann willkommen wäre.«
    Ich schüttelte so heftig den Kopf, daß der Hals protestierte.
    »Carl, Bruder, wie soll einer, der an Bord nicht rechts und links unterscheiden kann, gestandenen Seeleuten vorspielen, er wäre vom Fach? Backbord und Steuerbord und wie das alles heißt.«
    »So viel mußt du gar nicht wissen. Du bist eben der schweigsame, introvertierte Typ. Das Wichtigste bringen wir dir bei.«
    »Das Wichtigste! Hillers Schnellkurs, das Matrosen-ABC für Analphabeten. Ein Seemann muß sicher eine Menge mehr können, und dafür fehlen mir die Voraussetzungen. Knoten schlagen, Decksarbeiten verrichten und so weiter.«
    Hiller lächelte mild und überlegen.
    »Die Zeit der Segelschiffe ist vorbei, Rolle. Heutzutage haben Seeleute zumeist Kontrollfunktionen im Laderaum, oder sie beschäftigen sich mit Sicherheit, Wartung und Reparatur. Mark war übrigens Kapitänstewart, und du würdest sicher dieselbe Aufgabe erhalten. Mahlzeiten servieren kannst du doch, oder?«
    »Sie werden mich auf Herz und Nieren prüfen, bevor sie Kontakt zu mir aufnehmen. Wie soll ich durch dieses Nadelöhr kommen? Wir haben es vermutlich nicht mit Idioten zu tun.«
    »Natürlich werden sie dich genau unter die Lupe nehmen, aber da sie dich für Johnny Odler halten, ist das eher eine Formsache. Es sind sicher keine Idioten, aber auch keine Genies. In der Mörderbranche braucht man Leute, auf die man sich verlassen kann;
    Mark Odler war zuverlässig, warum nicht auch sein geldgieriger Bruder?«
    Er beugte sich vor und wurde eifriger:
    »Die Gelegenheit ist günstig und vielleicht einmalig! Endlich haben wir eine Chance, die Verbindung zu den Geldgebern, den unsichtbaren Figuren hinter den Taten, aufzudecken. Du wirst zum Fußvolk gehören und kannst Namen und Adressen aufschnappen, durch dich können wir Risse in der Mauer finden, du gibst uns die losen Enden in die Hand, die wir aufwickeln können.«
    »Wer hat dir denn eingeredet, ich sei für diese Rolle als Phantom geeignet?«
    Wieder lächelte Hiller; diesmal war es ein Dreiviertel-Simon-Lächeln. Wenn er glaubte, mich damit zu gewinnen, hatte er recht. Aber noch war ich weit davon entfernt, ja zu sagen; der Kopf und die Stimmbänder weigerten sich.
    »Auch dich haben wir uns genau angeschaut. Du bist gut ausgebildet …«
    »Das ist lange her.«
    »Du verfügst über langjährige Erfahrungen …«
    »Es waren jedes Jahr dieselben.«
    »Du hast ein starkes Rechtsgefühl …«
    »Gewiß, deshalb verdächtigt man mich eines Doppelmords.«
    »Du bist mutig …«
    »Junge, du ahnst ja nicht, daß ich beim leisesten Geräusch zusammenzucke.«
    »Du kannst allein arbeiten …«
    »Ich sehne mich bereits nach großer Gesellschaft.«
    »Du sollst ein sehr eigensinniger Typ sein …«
    »Das kommt, weil ich meistens nicht kapiere, was die anderen von mir wollen.« 
    »Außerdem kannst du aggressiv und rücksichtslos sein, was ich in diesem Zusammenhang als positiv ansehe …«
    »Nein, nein, das ist nur negativ zu sehen.«
    »Und schließlich, Rolle, treibt dich die Sucht nach Vergeltung.«
    »Glaubst du wirklich, daß ich so kindisch bin?«
    »Ja, du bist kindisch. Genau wie ich. Natürlich will man sich rächen. Habe ich nicht recht?«
    War das der Schlüssel, um an mich heranzukommen? Oder, um mich festzunageln? Ja, ich wollte Rache. Obwohl Simon versucht hatte, mich zu beruhigen, saß mir der Stachel noch im Fleisch oder im Gehirn oder im Herz oder wo auch immer, jedenfalls an der Stelle, von wo aus die Gefühle gesteuert werden. »Die« hatten mich eingesperrt, »die« hatten mich auch vom Dienst suspendiert – natürlich wollte ich »denen« zeigen, was sie in Wahrheit an mir hatten.
    »Mag sein«, gab ich zu. »Aber ich zweifle daran, ob das hier die richtige Methode ist.«
    »Ich bin davon überzeugt. Machst du mit?«
    Ja, warum nicht? Ganz im Ernst, warum nicht? Ich hätte wieder etwas zu tun, zu denken. Könnte schön sein, sich wieder anzustrengen, die Räder im Hirn schnurren zu lassen. Fort mit der Unlust, die mich lähmte und mir die Lebenskraft raubte! Fort mit dem würgenden Ekel, den mir all die kranken Gespräche, kranken Briefe und das kranke Lachen verursachten, und der in Raserei mündete! Ich würde die Fenster aufreißen und frische Luft einlassen! Großes Reinemachen war angesagt!
    »Okay, Carl. Ich bin dabei.«
    Er machte deswegen keine große Szene; ein Dreiviertel-Simon-Lächeln reichte mir.

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