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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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gelassen. Man half den beiden jungen Philippinern, die beharrlich zu Boden starrten, auf die Ruderbank. Sie hatten sich ihre Leben für Geld erkauft, und ich konnte sie deswegen nicht tadeln. Aus Armut waren sie zu Handlangern der Bande geworden. Auch sie hatten wohl ihre Träume von einem gesicherten Dasein mit Frau und Kindern.
    Machec flüsterte ihnen die letzten Instruktionen zu. Sie lauschten und nickten, schauten jedoch kein einziges Mal auf. Wieder starteten die Motoren, doch das Boot fuhr nur ein Stück weiter, um erneut zu stoppen. Strahl warf etwas ins Wasser, das wie ein kleiner Feuerlöscher aussah und an der Oberfläche schwamm.
    »Der Notsender der ›Carla‹«, sagte Machec, nicht als Erläuterung für mich, denn als echter Seemann hätte ich das sowieso gewußt, sondern als Beginn einer Erklärung, warum der Sender gerade hier ausgesetzt wurde. »Ungefähr hier sind bereits viele Schiffe untergegangen. Mit anderen Worten, unter uns befindet sich ein Schiffsfriedhof. Da ist unser alter Schrotthaufen gut aufgehoben.«
    Als wir weiterfuhren, schaute ich, solange es ging, nach dem kleinen Boot mit den beiden Philippinern. Zuerst sahen sie rührend aus, zwei einsame Wesen in einer Nußschale, nur vom Meer umgeben, mit zerbrechlichen Rudern gegen die Wellen kämpfend. Doch dann wurde mir wieder bewußt, daß sie an der Tat beteiligt waren, und die Szene verlor an Pathos. Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen, nur ihre schwarzen Haarschöpfe, denn sie hielten die Köpfe weiterhin gesenkt. Woran dachten sie? Daß sie ihre Seelen dem Teufel verschrieben hatten?
    Die anderen machten es sich bequem, indem sie Decken ausbreiteten und Kissen zurechtlegten. Machec schrieb eifrig Notizen auf einen Block, der in einer Lederhülle steckte. Die Besatzung des Bootes bestand aus fünf relativ jungen Männern unbestimmbarer Herkunft; sie trugen Jeans und T-Shirts.
    »Ich bin müde«, murmelte ich.
    Machec schaute auf und lächelte mich aufmunternd und väterlich an; sein Schüler hatte sich gut gehalten und würde auf dem Zeugnis eine Fins bekommen.
    »Dann schlaf jetzt. Wir haben noch eine lange Reise vor uns.«
    Träge wie eine pensionierte Schildkröte, der vom Arzt Rheumatismus bescheinigt wurde, versuchte ich, mir ein Ruhelager zu bereiten, doch ich hätte auch auf einem Nagelbrett schlafen können. Ich war Gast bei einer Wirklichkeit, die ich nicht anerkennen wollte. In meinem blöden schwedischen idyllischen Bullenschädel trieben die Traumschleier wie Nebelbänke dahin; sechsundzwanzig Tote, Ermordete, Umgebrachte, Erschossene, Gesprengte, Ertränkte, nein, das konnte keine Realität sein, und ich war auch nicht dabeigewesen; ich war unschuldig, ich war ein netter Kriminalinspektor, der allen nur Gutes tat, und jetzt wollte ich schlafen, in die Ohnmacht versinken, die Luken dicht machen.
    Als ich abrupt erwachte und hochschreckte, lag das Boot an einem steinernen Kai, von dem vier Pontonstege abgingen. Viele Fahrzeuge, von der Vergnügungsjacht bis zum Fischkutter, hatten daran festgemacht. Es war Nachmittag – oder Vormittag? Der Himmel war jedenfalls klar, nur vereinzelte Wolken trieben im Blau. Menschen promenierten am Wasser entlang; sie waren gut gekleidet, also schienen wir nicht in Rußland zu sein. Von der Mörderbande war nur noch Machec an Bord; dazu kamen drei von der Besatzung. Machec hatte ein Tablett mit Butter, Brot, gekochtem Schinken und Eiern sowie einer Thermoskanne vor sich. Ein benutzter Teller und eine halbleere Tasse Kaffee zeugten davon, daß Mördern der Appetit nicht vergeht.
    »Morning. Wie fühlt man sich, wenn man einen ganzen Tag geschlafen hat?«
    Es war also Vormittag. Die Antwort lautete eigentlich »Wie ein Sack verfaulter Kartoffeln«, doch der gierige Odler mußte klingen wie das arme Schneiderlein, das sich soeben mit der hübschen Tochter des Meisters verlobt hat. Ich weiß nicht, wie ich das Grinsen zustande brachte, und obwohl mir zum Kotzen zumute war, schmetterte ich frisch und frei:
    »Phantastisch! Wann gibt’s die Kohle?«
    Er verstand meine Frage. So wie er beschaffen, so wie angeblich auch ich beschaffen war, wären alle anderen Fragen unnatürlich gewesen.
    »Genau darüber wollte ich mit dir reden, und deshalb bin ich an Bord geblieben. Wie willst du die Moneten haben?«
    »Cash, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Zuviel Bargeld kann gefährlich werden.«
    »Einen Teil investiere ich in eine Wohnung. Bei unserem Steuersystem kontrolliert das keiner.«
    Er

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