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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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daß ich gegenüber jedem Besatzungsmitglied loyal war. Insgesamt gesehen gehörte meine Loyalität Hiller, doch darüber hinaus allen betrogenen und ausgenutzten Seeleuten, also auch der Mannschaft der »Carla«. Aber ich durfte ihr gegenüber nicht loyal sein; ich mußte sie betrügen, wie ich die Machec-Bande betrog. Ich war ein Dreifachagent, ich bestand aus verschiedenen Persönlichkeiten und mußte blitzschnell die Gestalt wechseln, je nachdem, wer gerade betrogen werden sollte. Nur Roland Hassel durfte nirgendwo auftreten. Ich hatte das Gefühl, Zigarettenasche im Gehirn zu haben.
    Von der Küste Portugals ging unsere Fahrt durch die Biskaya zur Westspitze Frankreichs. Nun sah ich kein Land mehr, rundherum gab es nur Atlantik, gefährliches, stürmisches, drohendes Meer. Ich fühlte mich kleiner als ein Staubkorn im Universum. Marcos informierte mich, daß die Mannschaft beschlossen hatte, die »Carla« nach der Ankunft in London bei der britischen Seefahrtsinspektion anzuzeigen:
    »Das Schiff muß aus dem Verkehr gezogen werden. Es leckt, alles ist verrottet. Die Instrumente funktionieren nicht, die Rettungsboote sind unbrauchbar. Machst du mit?«
    »Selbstverständlich. Dieses Wrack ist nicht mehr seetauglich!«
    Ich berichtete Machec von diesem Plan, und er war zufrieden:
    »Ausgezeichnet! Ich nehme an, das war deine Idee. Geradezu brillant! Jetzt grübeln sie über ihre Anzeige und vergessen Aufruhr und Meuterei. Odler, mit uns wirst du reicher als Rockefeller!«
    An einem frühen Morgen, so zeitig, daß der erste Lichtschein über dem Wasser gerade erst zu erahnen war, wurde ich von einem leichten Rütteln an der Schulter geweckt. Ich fuhr auf und sah Ortegas Gesicht im Schein einer Taschenlampe.
    »Los, zieh dich an!« flüsterte er. »Hier ist der Schalldämpfer für die Pistole.«
    »Werden wir …«
    »Beeil dich. In zwanzig Minuten wird der verdammte Kahn gesprengt!«

11.
    Die meisten Sachen hatte ich schon an; Ortega meinte, eine Jacke würde reichen. Als ich den Schalldämpfer aufschraubte, zitterten meine Finger vor Aufregung. Die Gedanken schossen mir durch den Kopf, ohne ein Ziel zu finden. Schossen … durch den Kopf … Seltsam, was mir so einfiel. Und wieso sprengen? Wie? Womit?
    »Los, raus aufs Deck, nach steuerbord. Wenn du ein Aas siehst, zögere nicht.«
    »Was soll …«
    »Quatsch nicht! Ich habe noch ein paar andere zu wecken.«
    Ortega eilte hinaus und ich sah, daß er dicke Gummischuhe trug, die seine Schritte lautlos machten. Zögere nicht … womit? Mein Körper war schwer und unwillig; die Pistole wog sicher hundert Kilo. Ich war deprimiert, wollte aussteigen, Schluß machen. Als Polizist hatte ich mich darauf eingelassen, für Interpol zu arbeiten und in fremde Identitäten zu schlüpfen. Ich hatte gelogen und betrogen, doch jetzt war mir, Rolle, dem kleinen naiven schwedischen Laienspieler, das Textbuch aus der Hand gefallen, und ich wußte nicht mehr, ob ich mich in einem Drama, einer Tragödie oder einer Farce befand.
    Ich hielt den Lauf der Waffe gesenkt, als ich meine Kabine verließ. Außer denen, die auf der Brücke oder im Maschinenraum Dienst taten, schlief die Mannschaft um diese Zeit, doch ich vernahm leise, verdächtige Geräusche. Ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Die Steuerbordseite war schließlich lang. Was würde mich dort erwarten? Plötzlich wurde die Tür zur Kornbüse geöffnet, zu der verräucherten Schiffsküche, die mir in der einen Woche so vertraut und zur Zuflucht geworden war. Sunny trat heraus, in der Hand eine Bratpfanne, von der noch das Fett tropfte. Hinter ihm tauchte Chico auf. Er hielt ein langes Küchenmesser in der Hand und verzog das Gesicht, als er mich erblickte.
    »Johnny Swede«, sagte Sunny erstaunt. »Was ist los?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte ich.
    »Er weiß«, knurrte Chico drohend. »Er weiß ganz genau.«
    »Johnny, was weißt du?«
    »Nichts.«
    Ich mußte die Buchstaben regelrecht herauswürgen. Zum Teil sprach ich die Wahrheit; ich wollte nichts wissen. Chico hob das Messer:
    »Jetzt schneide ich dem Kerl die Leber raus!«
    Er ging auf mich los, doch Sunny stand ihm im Weg, und er schubste ihn zur Seite, um vorbeizukommen. Sunny holte aus und schlug ihm die schwere Pfanne über den Schädel. Chico stürzte und blieb in dem engen Korridor liegen, das Messer wie einen Talisman gegen die Brust gepreßt. Sunny kniete sich neben ihn und sagte liebevoll:
    »Verzeih mir, Chico, aber wir dürfen Johnny Swede nichts

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