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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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weiter.«
    »Wie du willst. Josef Hodinsky ist 51 Jahre alt und wurde in Teheran geboren. Sein Vater gehörte zu der gefürchteten Geheimpolizei Savak, die dem Schah diente. Also ging es ihnen verhältnismäßig gut, und Josef konnte eine privilegierte Schule besuchen. Doch dann ging etwas schief. Josefs Vater wurde selbst vor Gericht gestellt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Dort starb er nach kurzer Zeit. Josef floh in die Türkei, Während seine Mutter und ein paar Schwestern in Teheran blieben. Ihr Schicksal ist unbekannt.«
    Unbekannt, aber vermutlich eher tragisch als glücklich. Die Ungnade eines Fürsten bedeutet, daß man wie ein Aussätziger behandelt wird.
    »Josef wurde bei einem Einbruch geschnappt und hatte die Wahl, entweder ins Gefängnis zu gehen oder zur See zu fahren. Er wählte die See. Damals war er siebzehn.«
    So war es auch in Schweden gewesen, vor gar nicht so langer Zeit. Schiffe wurden als Besserungsanstalten angesehen, wo man aufsässigen jungen Burschen Zucht und Ordnung einbleute.
    »Sein Wissen konnte ihm keiner nehmen, und nach einigen Hundejahren begann er eine theoretische Ausbildung an der türkischen Seefahrtsschule, die einen guten Namen hatte. Hier kamen ihm seine praktischen Erfahrungen zugute. Josef legte die Prüfungen ab, doch er war eine ruhelose Seele, die Abwechslung brauchte. Einige Jahre diente er auf einem japanischen Walfänger, heiratete eine Japanerin und hatte einige Kinder mit ihr. Das Haus, in dem sie wohnten, fing eines Nachts Feuer, und die ganze Familie kam darin um. Er hat keine neue gegründet. In den letzten Jahren arbeitete er als Erster Steuermann auf Schiffen, die flüssiges Ammoniak und ähnliche Frachten beförderten.«
    »Weiter nichts?«
    »Nein. Dann haben wir Daniel Ortega.«
    Ihre Vornamen hörte ich zum ersten Mal, doch dadurch kamen sie mir nicht näher.
    »Ortega ist Portugiese. Als er sieben war, wanderte die Familie nach Brasilien aus. Sein Vater war ein gescheiterter Geschäftsmann; einer von der Sorte, die sich schnell kaputtsäuft. Die Mutter, eine energische Frau, führte einen kleinen Laden, so daß sie nicht hungern mußten. Später heiratete sie einen Brasilianer, mit dem sie zwei Kinder hatte. Daniel fühlte sich vernachlässigt und riß mit elf von zu Hause aus. Niemand fragte nach ihm, doch nach ein paar Jahren auf der Straße kümmerte sich eine katholische Organisation um ihn und schickte ihn auf eine ihrer Schulen. Er lernte gut und sollte Priester werden, doch seine Interessen lagen eher auf weltlichem Gebiet. Nach einem Skandal mit einer verheirateten Frau warf man ihn hinaus, doch er war inzwischen groß genug, um zur See zu fahren. Daniel Ortega ist heute 54 Jahre alt. Einige Jahre arbeitete er in Westindien als Gast auf Charterbooten für Touristen. Das klingt paradiesisch, aber in diesen Gewässern schläft man mit der Pistole unterm Kopfkissen.«
    Davon konnte ich ein Lied singen; es war tatsächlich kein schönes Leben.
    »Er hatte Ambitionen; sein Charakter wird als kompliziert beschrieben. Ortega hielt es nirgendwo richtig aus; möglicherweise hat die Zeit bei den Katholiken ihre Spuren hinterlassen. Er eignete sich im Selbststudium das nötige Wissen an und machte in Griechenland sein Examen als Steuermann. Dann fuhr er auf verschiedenen griechischen Schiffen als Dritter Steuermann. Bemerkenswert ist, daß er in Haifa drei Jahre als Priester für Seeleute wirkte, bis die Kirche merkte, daß seine Papiere gefälscht waren. Man vermied einen Skandal und ließ ihn gehen. Es gab sogar Stimmen, die forderten, er solle bleiben. Er muß ein guter Seelsorger gewesen sein. Danach arbeitete er wieder als Steuermann auf verschiedenen ausgeflaggten Schiffen, die undefinierbaren Reedereien gehörten. Er war nie verheiratet, hatte jedoch viele Affären mit Frauen.«
    Wer hat das nicht, wollte ich beinahe herausplatzen, aber warum an Zeiten erinnern, die vorbei waren und nicht ungeschehen gemacht werden konnten, wie sehr ich es auch wünschte. Unglückliche Zeiten, in denen ich mich treiben ließ und versuchte, die Unruhe in der Seele durch Alkohol zu betäuben.
    »Paul Strahl hatte eine ganz andere Kindheit. Er wurde vor 48 Jahren in Kapstadt geboren. Die Eltern waren deutsche Artisten, die in aller Welt zu Hause waren. Der Vater hatte eine Pferdedressur aufgebaut; die Mutter war Reiterin. Sie waren Teilhaber eines kleinen Zirkus, der während einer Tournee in Südafrika in Konkurs ging. Die Rechtslage war unklar, und die

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