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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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und Geschirr ab und ordnete es in ein Trockengestell ein. Daß die Wohnung über keine Spülmaschine verfügte, machte sie menschlicher.
    »Nach meiner Auffassung gehört es zum Job zu beobachten, wie Menschen in bestimmten Situationen reagieren. Auf wen kann man sich verlassen, wer bricht zusammen? Na, wie ist es mit dir, brichst du zusammen?«
    »Warum sollte ich? Ich stecke vieles weg, die Frage kann wohl nur von akademischem Interesse sein.«
    Er stieß einen unbestimmten Kehllaut aus und stellte Butter und Käse in den Kühlschrank zurück. Margarine kam für den Feinschmecker Hiller natürlich nicht in Frage; goldene Butter und cholesterinreicher Käse mußten es sein. Zugegebenermaßen, anders schmeckt es auch nicht.
    »Du machst oft kleine Scherze«, setzte er das Verhör fort. »Ist das ein Abwehrmechanismus?«
    »Frag nicht so dumm!« rief ich wütend.
    Natürlich war mein Jargon eine Verteidigung gegen die Angriffe des Daseins auf meinen Seelenfrieden; so halten es alle Polizisten, die an der Verbrechensfront stehen. Man muß seine Persönlichkeit ein- und ausschalten können wie den Kippschalter einer Lampe – außerhalb des Jobs Gefühle und Mitleid, im Job Korrektheit und das Vermögen, emotionslos zuzuhören. Natürlich gehörte auch das Talent dazu, nach Feierabend alles zu vergessen.
    So ist es bei allen Betroffenen. Wenn die Leute wüßten, welche Witze im Leichenschauhaus oder in der Gerichtsmedizin gerissen werden, würden sie in den Ärzten und Angestellten Monster vermuten. Doch der Jargon ist notwendig, um den seelischen Druck abzubauen und normal arbeiten zu können. Zu Hause sind solche Menschen genauso sensibel wie andere und werden wütend, wenn jemand einen Scherz macht, der ihren ethischen Auffassungen widerspricht. Wenn man von den Gesprächen des Personals eines Krankenhauses ausginge, dürfte sich niemand freiwillig in die Betten legen. Doch die flotten Sprüche kursieren nur zwischen Ärzten und Schwestern, und die wissen, wie sie gemeint sind.
    Einmal hatte ich in einer Werkstatt zu tun, in der Särge gefertigt wurden. Da ich beruflich kam, hielten sie mich für einen Gleichgesinnten, und so hörte ich die haarsträubendsten Geschichten. Warum auch nicht; sollten die Leute bei dem Gedanken, selbst einmal in so einer Kiste zu enden, trübsinnig werden?
    Außerdem war die ganze Reise mit der »Carla« irgendwie unwirklich. Hatte sie tatsächlich stattgefunden oder nur in meiner Phantasie? War ich überhaupt dabeigewesen? Oder hatte ich alles nur geträumt? Die ganze Zeit über war ich damit beschäftigt gewesen, in jeder Sekunde Johnny Odler zu sein. Jetzt hatte ich mich wieder in Hassel verwandelt und stand vor demselben Problem wie einer, der im Intensivverfahren eine Sprache erlernt hat. Unmittelbar nach dem Kurs kann er sich mit den Einheimischen unterhalten, doch wenn er es nach einem Monat wieder versucht, wird er scheitern.
    »Okay, ich stelle keine dummen Fragen mehr. Machen wir es uns doch im Wohnzimmer bequem.«
    Die Wohnung war größer, als ich zuerst geglaubt hatte. Wir betraten einen Raum, der ausschließlich angenehmen und entspannten Gesprächen vorbehalten und mit einer bequemen Sitzgruppe ausgestattet war. Es war ein Eckhaus; man konnte bis auf die große Rasenfläche von Ralambshov hinuntersehen, die nun in der Herbstkühle verwaist war. Im Sommer war sie ein Paradies für Sonnenanbeter, Muskelprotze, Verehrer süßer Mädchen und hübscher Jungen sowie stinknormale Familien.
    »Da kommt gerade ein Fax«, bemerkte ich.
    »Achte nicht darauf. Die Telefone sind abgestellt. Du willst mehr wissen, nehme ich an?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, sprachst du im Zusammenhang mit den von mir notierten Firmennamen von Dynamit. Also, laß es krachen!«
    »Dreißig Unternehmen konnten wir ausschließen. Natürlich können wir uns irren, aber es gibt absolut keinen Hinweis, daß sie etwas mit der Sache zu tun haben könnten. Zwei unterhalten Kontakte nach Schweden. Lecta Broker Ltd. hat eine Tochterfirma in Schweden, die Lecta Finans AB. Es könnte auch andersherum sein, daß das Mutterunternehmen in Schweden sitzt.«
    »Eine Finanzgesellschaft!« brummte ich geringschätzig. »Wieder so ein Projekt, mit dem man Millionen verdient, indem man anderen Millionen aus der Tasche zieht?«
    »Diesmal liegt die Sache ein wenig anders. Man arbeitet aktiv daran, Verbindungen zwischen Verkäufern und Käufern und Finanzierungsmodelle anzubieten. Dafür kassiert man Provisionen. Nehmen

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