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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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Alkohol.« Anna presste die Worte heraus. »Das Teufelszeug scheint eure Zungen zu lösen wie der Herbstwind die Blätter von den Bäumen. Wer weiß, was du ihr alles im Rausch verraten hast.«
    Claas’ Augen wurden schmal. »Wie dem auch sei, ich dachte, dich interessiert diese Neuigkeit.«
    »Kann diese Magd sagen, wer dieser Fremde ist, der sie entlohnt?«
    »Nein, angeblich nicht. Aber ich bin nicht sicher, ob es stimmt. Er hält sein Gesicht wohl immer tief verborgen.«
    »Ich danke dir«, sagte sie förmlich, doch innerlich tobte sie. »Hattest es ja sehr eilig gehabt wegzukommen …« Sie machte eine Pause, suchte nach Worten. »Ich hoffe, du hast dich gründlich von meiner Umarmung reinwaschen lassen.«
    »Anna, es ist nicht –«
    »Es ist mir egal«, unterbrach sie ihn. »Ich habe nachgedacht, als du fort warst. Es wäre das Beste, wenn wir unsere Ehe für ungültig erklären lassen. Immerhin haben wir sie noch nicht vollzogen. Und ich kann nicht mit einem Mann zusammen sein, der …« Die Worte waren heraus und Anna konnte sie nicht rückgängig machen, doch das wollte sie auch gar nicht, zu tief saß der Schmerz.
    Claas machte einen Schritt rückwärts, als hätte sie ihn geschlagen. »Ich musste mich nicht von dir reinwaschen lassen. Doch wenn es dir so zuwider ist, mein Eheweib zu sein, bitte, versuch dein Glück beim Bischof.«
    »Das werde ich.«
    »Wie du meinst. Doch nicht ich, sondern du warst es, die gestern –«
    Erneut unterbrach sie ihn: »Ich werde sehen, was wir tun können, und gebe dir Bescheid.«
    Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen. Er sollte ihre Tränen nicht sehen, die sie nicht länger zurückhalten konnte.

10
    Es war kurz nach der Mittagsstunde, und auf dem Markt gingen die Menschen ihrer Wege. Annas Ziel war an diesem Tag der St.-Petri-Dom.
    Obwohl sie so leise wie möglich durch das Kirchenschiff ging, hallten ihre Schritte von den Wänden wider, und sie kam sich wie ein Störenfried vor. Der Grund für ihren Besuch im Dom lag ihr schwer auf der Seele.
    Als sie Priester Arens darum gebeten hatte, ihre Ehe für ungültig zu erklären, war er empört gewesen und hatte versucht, sie mit Bibelzitaten von diesem Vorhaben abzubringen. Anna blieb standhaft und erklärte, dass sie und Claas viel zu überstürzt gehandelt hätten und eine Ehe zwischen ihnen ohne Zukunft und ohne Liebe wäre. Da er mit guten Worten nicht weiterkam, erklärte er, sie würde vom rechten Pfad abkommen. Aber auch das stimmte sie nicht um, und so riet er ihr, zum Erzbischof zu gehen, denn nur dieser könne eine Ehe aufheben. Obwohl seine Worte ihr keinen Mut machten, stand ihr Entschluss fest. Zumindest wollte sie es versuchen.
    Im Inneren des gewaltigen Doms war eine junge Frau damit beschäftigt, eine Kerze vor der Figur der Heiligen Jungfrau zu entzünden und sich dann ins Gebet zu vertiefen. Ihre Augen waren fest geschlossen und die Züge angespannt. Sie mochte nicht mehr als sechzehn Jahre zählen, doch sie war dürr, das Gesicht von Hunger und Entbehrung eingefallen. Anna überlegte, wofür sie so inständig beten mochte. Nicht allen ging es so gut wie Annas Familie, das wurde ihr in diesem Augenblick erneut bewusst, und auch wenn ihre Lage im Moment nicht die Beste war, so hatten sie bisher nie Hunger leiden müssen. Von dem Vorschuss des Ratsherrn war immer noch genügend übrig.
    Vor einer großen Holztür blieb sie stehen und klopfte zaghaft.
    Es dauerte einen Moment, dann öffnete ein junger Novize und trat ihr müde entgegen. »Ja?«
    Anna zog ihre Haube glatt. »Guten Tag, ich möchte um eine Audienz bei seiner Exzellenz, dem Erzbischof, bitten.«
    Überheblich sah der Knabe von vielleicht zwölf Jahren sie an. »Bei seiner Exzellenz, dem Erzbischof, selbst?«
    Sie nickte. »Bei eben diesem.«
    »Wie ist denn dein Name?«
    »Anna Olde.« Sie räusperte sich. »Nein, ich meine Zellheyer.«
    Seine Augenbrauen fuhren nach oben. »In welcher Angelegenheit willst du seine Exzellenz sprechen?«
    »Das möchte ich ihm selbst sagen.«
    »So.« Er zog seine Mundwinkel nach unten. »Komm herein und warte hier, ich werde mich erkundigen, ob er dich empfangen wird. Aber mach dir keine große Hoffnung.«
    Er ließ sie in eine kleine Kammer, die dem Brautzimmer ähnelte, und verschwand. Durch das runde Fenster fiel das Sonnenlicht herein und erhellte den Raum, jedoch ohne Wärme zu spenden. Sie bedauerte, dass der Kamin nicht an war, damit sie ihre klammen Hände und Füße etwas

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