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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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ein weiteres Wort das Zimmer.
    Als sie eine Weile im Bett gelegen und immer wieder über die Situation nachgedacht hatte, hörte sie, wie Claas die Treppe heraufkam, in die kleine Kammer ging und einen Augenblick später das Haus verließ. Neugierig schlich sie zum Fenster. Mit einer Lampe ging er geradewegs zum Stall.
    Was wollte er mitten in der Nacht, und noch dazu bei diesem Schneesturm, noch bei den Pferden?
    Es verging ein Moment, dann erlosch die Lampe, und im schwachen Licht des wolkenverhangenen Mondes sah sie schließlich, wie er in der Dunkelheit davonritt.
    ***
    Claas war bereits aus dem Haus, als Anna am nächsten Morgen zum Frühstück herunterkam. Erst in der Werkstatt sah sie ihn. Er sah müde und übernächtigt aus, als er ihr einen guten Morgen wünschte. Mit wenigen Worten erklärte er ihr, was sie an diesem Tag machen musste. Dann rief er Stephan heran, der ihr an seiner Stelle helfen sollte. Er selbst kümmerte sich um Kleinigkeiten, die liegen geblieben waren, und hielt sich von ihr fern. Später beobachtete Anna aus den Augenwinkeln, wie er mit verbissener Miene einen großen Steinblock schliff.
    Wie schön war der Moment gestern Abend gewesen und wie hart hatte sie ihn zerstört. Sie musste sich eingestehen, dass es ein Fehler gewesen war, ihn so abzuweisen. Jemand, der so zärtlich war, konnte sie nicht nur geheiratet haben, weil er einen Titel wollte. Sie hatte gespürt, dass er sie liebte.
    »Du siehst schon wieder nicht auf deine Arbeit. Wenn du so weitermachst, müssen wir ein neues Stück machen.« Schon zum vierten Mal musste Stephan sie tadeln. Claas sah auf, und für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke.
    »Anna!« Stephan sah verwirrt zwischen den beiden hin und her.
    »Verzeih mir.«
    »Vielleicht solltest du das mit Anna machen.« Stephan winkte Claas zu sich her, der augenblicklich sein Werkzeug weglegte und herüberkam. Stephan verzog sich, um Claas’ Arbeit fortzuführen.
    »Claas …«
    »Anna …«, begannen beide gleichzeitig und verstummten.
    »Du zuerst«, sagte sie.
    »Was hältst du von einem kurzen Spaziergang, ich habe dir einiges zu erzählen und überlege schon den ganzen Morgen, wie.«
    Neugierig willigte sie ein.
    Draußen wehte ihnen ein eisiger Wind um die Nase. Seit Wochen hatte der Winter ihre Region nun schon im Griff, und selbst die Weser floss immer träger und drohte zuzufrieren. Kleine Eisschollen trieben bereits in ihrem Strom. Wegeners Lagerhallen waren verwaist, denn um diese Jahreszeit kam nicht mehr so viel Ware mit den Schiffen die Weser hoch. Außer den Geräuschen, die Stephan drinnen beim Schleifen verursachte, war nur das Knistern des kleinen Feuers zu hören, an dem Franziskus sich in eine Ecke gekauert die Hände wärmte.
    Anna überlegte, wie sie sich am besten mit Claas versöhnen konnte. In der Nacht hatte sie sich fest vorgenommen, ihm ab jetzt ein gutes Eheweib zu sein. Als sie ein kleines Stück durch das vereiste Wäldchen gegangen waren und Claas noch immer schwieg, hielt sie es nicht mehr aus.
    »Du wolltest mir etwas sagen?«
    »Ja. Ich habe heute Nacht etwas nicht Unerhebliches herausgefunden.«
    »Das trifft sich gut, ich nämlich auch.« Sanft lächelte sie ihn an, Claas Miene jedoch war ernst. Sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug und ihre Hände zu schwitzten begannen.
    »Ich habe erfahren, dass ein Mann eine Bademagd dafür entlohnt, dass sie ihm Informationen über die Ratsherren zukommen lässt.«
    Anna war verwirrt. War er in der Nacht noch fortgeritten, um sich bei einer dieser Mägde zu vergnügen?
    »Was … was genau meinst du, und woher weißt du das, etwa von dieser Bademagd?«
    Mit Claas’ Nicken gefror ihr Herz zu einem Stein. »Welche Informationen waren es?«, fragte sie kühl. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, wie sehr sie seine Worte trafen.
    Ehe er antwortete, sah er sie einen Moment betroffen an.
    »Hemeling hat sich vor einigen Wochen damit gebrüstet, bald einen unzerstörbaren Roland zu präsentieren, und die Magd gab es an diesen Mann weiter. Gerade daran war dieser Freier wohl sehr interessiert, denn seine Entlohnung war höher als zuvor.«
    »Was?«
    »Genau so habe ich auch dagestanden.« Claas’ Miene war steinern.
    »Dann hat er selbst hinausposaunt, was keiner wissen sollte?«
    »So sieht es aus. Auch wenn die Magd mir versicherte, dass er zu der Zeit nicht ganz nüchtern gewesen sein soll.«
    »Wir werden Hemeling nie darauf ansprechen können.«
    »Ich weiß.«
    »Immer wieder

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