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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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setzte sich.
    Schwer seufzend stand ein beleibter Steinmetz auf. »Dann lasst uns jetzt zur Abstimmung kommen.«
    ***
    »Ihr glaubt nicht, was eben auf der Versammlung passiert ist.«
    Mit diesen Worten trat Claas in die Küche, in der Anna, ihre Mutter, Thea und Stephan am Tisch saßen. Alle Augen waren gespannt auf ihn gerichtet.
    »Was denn?« Anna erhob sich und brachte ihm einen Becher dünnen Wein. Noch musste sie hin und wieder schauen, wo die Sachen jetzt untergebracht waren, doch inzwischen hatten sie das meiste ihrer Habe verstaut.
    »Danke.« Claas nahm einen kräftigen Schluck, um seine trockene Kehle zu befeuchten. »Fries ist zum neuen Zunftmeister gewählt worden.«
    Ungläubig riss Anna die Augen auf. »Fries? Aber ich dachte, es war klar, dass es Friedrichs wird.«
    »Ja«, lachte Claas. »Das haben wohl alle gedacht, oder zumindest die meisten.«
    »Was ist denn geschehen?« Anna setzte sich, und Claas berichtete, was sich auf der Versammlung zugetragen hatte.
    Als er geendet hatte, kaute sie auf ihrer Unterlippe und überlegte, was das zu bedeuten hatte. »Meinst du, es ist eine seiner Teufeleien, oder hat er es ehrlich gemeint?«
    »Ich denke, er hat jedes Wort so gemeint, wie er es sagte.«
    »Welche Teufelei? Was ist denn am alten Fries auszusetzen?« Magda Olde sah Claas neugierig an.
    »Eigentlich nichts. Manche halten ihn nicht für zuverlässig, das ist auch schon alles, was ich weiß.«
    »Jacob hat immer viel von ihm gehalten.«
    Anna hörte nicht mehr zu, ihre Gedanken kreisten um Friedrichs. Mit der Ablehnung tat er weder ihrem Vater noch ihnen einen Gefallen, allerdings schadete er ihnen auch nicht. Was bezweckte er damit? War es so, wie er sagte, und er trat aus Achtung vor ihrem Vater diesen Posten nicht an? Fast klang es so.

14
    Mit klammen Fingern nahm Anna das eiskalte Holz vom Stapel, das sauber hinter dem Haus aufgeschichtet war.
    Zwei Tage nach ihrem Umzug hatte der Frost Bremen erneut fest im Griff. Von den Dächern hingen Eiszapfen, die Straßen waren von einer dicken Eisschicht überzogen und entsprechend unwegsam.
    Vor den Toren der Stadt war Graf von Hoya inzwischen mit seinen Truppen angelangt und hatte einen Belagerungsring aufgebaut. Er verhielt sich zwar ruhig, doch ließ er so manchen Händler nicht mehr ins Stadtinnere durch, sodass viele Lebensmittel langsam knapp wurden. Er drohte Bremen weiterhin mit Krieg, sollten die Ratsherren seine Bauern nicht herausgeben.
    Gegenwärtig war Anna froh, im Schutz der dicken Mauern zu wohnen, denn die Mannen des Grafen sollten wohl die Gegend außerhalb der Stadt unsicher machen. Man hörte von Brandschatzern und Vergewaltigern. Wegener hatten sie seit ihrem Umzug nicht mehr gesehen, und Anna hoffte, dass es ihm gut ging. Ebenso, dass ihr Heim noch stand.
    Wie versprochen hatte Hemeling seine Leibwachen Klaus und Bertram geschickt. Sie trugen jetzt nicht mehr die Kleidung der Wachen, sondern die Tracht der Handwerker und halfen mit, wo jemand gebraucht wurde. Claas lobte ihr Geschick im Steinmetzhandwerk. Die beiden waren im Laufe der vielen Jahre, die sie Hemeling dienten, weit herumgekommen und erzählten an den Abenden unermüdlich ihre Geschichten.
    Annas Mutter und Thea waren begeistert von den Vorzügen des Hauses wie dem gemauerten Ofen oder dem Abort. Es gab sogar einen kleinen Raum, in dem ein steinerner Trog stand, welchen die Männer regelmäßig mit Wasser füllten. Damit blieb ihnen der Gang zum öffentlichen Brunnen erspart, und gleich nebenan gab es einen Badezuber an einer Feuerstelle. Es war tatsächlich himmlisch. Auch die kleine Gräfin hatte sich gut eingelebt und verbrachte ihre streunerfreien Momente neben dem immer warmen Ofen oder in Annas Bett. Der einzige Nachteil war, dass Anna mit Claas eine Schlafkammer teilen musste. Da ihre Mutter nicht wollte, dass jemand von ihren Annullierungsabsichten erfuhr und alle anderen Räume belegt waren, blieb ihnen nichts weiter übrig, als das Beste daraus zu machen. Sie hatten die Betten weit auseinandergestellt und einen Schrank dazwischengeschoben.
    Vor der ersten Nacht hatte es Anna gegraust, doch das war unnötig gewesen. Da Claas seinen Arm mittlerweile wieder ganz normal gebrauchen konnte, arbeitete er bis spät in den Abend wie ein Verbissener, ehe er erschöpft in den Schlaf fiel. Wenn Anna in die Kammer kam, schlief er längst, und die Katze lag zusammengerollt auf ihrem Bett und erwartete sie maunzend. Am nächsten Morgen war Claas bereits aus dem Zimmer,

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