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Rolandsrache

Rolandsrache

Titel: Rolandsrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Riedt
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wenn sie aufstand. So setzte es sich in der folgenden Zeit fort, und schließlich machte es ihr nichts mehr aus, mit ihm in einem Raum zu schlafen. Im Gegenteil, sie vertrugen sich wie früher, nur dass die kleinen Neckereien fehlten, und sonntags spielten sie sogar hin und wieder eine Partie Schach miteinander.
    Anna verbrachte ihre Zeit nun mit Kochen, Putzen und Waschen, da sie einige Münder mehr zu versorgen hatten als früher. Selbst Nähen und Sticken begannen ihr ein wenig Freude zu machen. Doch sehnte sie sich danach, wieder Steine formen zu können. Sie sagte nichts und wartete, dass Claas sie rief, um das Wappen zu hauen.
    Anna brachte das Holz in den Innenhof zu den Handwerkern, die emsig an der Statue arbeiteten und ihr immer mehr Ausdruck verliehen. Das Feuer würde sicher noch eine Weile brennen, aber sie legte die Scheite nach, denn im Haus gab es nichts mehr zu tun.
    »Mutter hat gleich eine deftige Pastete fertig, also macht nicht mehr zu lange, sonst wird sie kalt.« Sie betrachtete wehmütig die Einzelteile der Figur.
    »Das muss man uns nicht zweimal sagen.« Die beiden Brüder und die Wachen gingen munter ins Haus, nur Claas meißelte weiter. Vermutlich hatte er sie nicht einmal gehört.
    Seufzend ging sie zu ihm hinüber und legte ihre Hand auf seine Schulter. Erschrocken drehte er sich herum und lächelte, als ihre Blicke sich trafen.
    »Anna, ich habe dich gar nicht kommen gehört.« Verwundert bemerkte er, dass sie allein im Hof waren. Durch seine staubige Haut sah sie die dunklen Ränder unter seinen Augen. Er arbeitete zu hart und schlief zu wenig.
    »Ich habe zum Essen gerufen.«
    »Oh, ist es schon so spät?«
    »Claas, du arbeitest zu viel. Wenn du krank wirst, hilfst du uns nicht«, tadelte sie ihn sanft.
    »Sorge dich nicht, mir geht es gut. Und sollte ich krank werden, weiß ich, dass du mich ersetzen könntest. Das Wichtigste ist, dass Hemeling uns die Arbeit nicht wegnimmt.«
    »Wie könnte er das noch? Es arbeiten fünf Männer daran. Als ihr den Auftrag bekommen habt, wart ihr nur zu zweit und hättet es geschafft.«
    »Sicher hast du recht, wie immer.«
    »Komm, Mutter wartet mit dem Essen.« Sie zog ihn mit sich über den Hof und blieb vor der Wohnküche, in der die anderen aßen, stehen. »Morgen ist Sonntag, da kannst du nicht arbeiten, selbst wenn du wolltest.« Sie lachte. »Würdest du mit mir in die Schlachte gehen, damit wir uns ein wenig über den Narbigen Georg umhören können?«
    Anna hatte seit dem Tag, als die Männer sie verfolgt hatten, kaum einen Fuß nach draußen gesetzt, außer um zur Messe zu gehen, und sie kam sich untätig vor.
    »Na gut, ehe du dich wieder allein auf die Suche begibst, gehen wir zusammen. Aber wir sollten vorsichtig sein, denn es ist nicht ganz ungefährlich.«
    Anna nickte erfreut über seine Zustimmung. Sie betraten die Küche, und im gleichen Moment klopfte es an der Eingangstür.
    »Geh nur essen, ich mache auf«, sagte Anna.
    Draußen stand Mechthild, in dicke, warme Kleidung eingepackt. »Brrr, kalt ist es! Ich wusste, dass uns ein harter Winter bevorsteht.«
    »Was machst du auch bei dem Wetter draußen, komm schnell ins Warme.«
    »Nun, von Kräutern allein kann auch ich nicht leben, und ob du es glaubst oder nicht: Ich war hochamtlich unterwegs, doch davon später.« Sie klopfte sich den Schnee von den Kleidern, schlüpfte hastig in den Raum und nahm Anna herzlich in den Arm. »Guten Tag, meine Liebe, wie geht es dir?«
    »Danke, gut.«
    »Es war gar nicht so leicht, euch in eurem Versteck zu finden.« Sie hob tadelnd ihren Zeigefinger.
    »Verzeih, ich hätte dich aufgesucht, aber bei dem Wetter mag man nicht vor die Tür, und vor die Stadttore traut sich kaum einer, mit Ausnahme von dir, wie ich sehe.«
    »Na ja, nicht schlimm …« Mechthild hängte ihren dicken Umhang über das Treppengeländer. »Wie du weißt, habe ich meine Quellen. Außerdem wohne ich jetzt auch in der Stadt. Ich bin bei meinem Bruder und seiner Familie untergekrochen. Er meinte, ich sei da draußen wohl Freiwild für die Mannen des Grafen.«
    »Recht hat er. Es ist zu gefährlich allein. Aber sag mal, wer hat dir denn verraten, wo wir wohnen?« Anna grinste.
    »Dietmar Friedrichs hat es mir geflüstert.«
    Erstaunt riss Anna die Augen auf. »Der? Woher weiß der das denn?«
    »Ich glaube, von einem Ratsherrn.«
    Mechthilds Worte ließen ein Unbehagen in Anna aufkeimen, und sie lenkte ab. »Ich bin keine gute Gastgeberin.« Sie seufzte schuldbewusst.

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