Rolf Torring 019 - Der Feind des Maharadscha
sagte Roll ernst "Vielleicht weiß es nicht einmal der Fürst, sonst hätte er uns sicher darauf aufmerksam gemacht. In den Mauern müssen sich Gänge befinden, und hier über dem Lager ist eine Klappe, durch die man einen Schlafenden sehr bequem töten kann. Ich habe nur eine braune Hand gesehen, die an der Schlinge zog. Als ich hinzusprang, verschwand die Hand, und die Klappe wurde blitzschnell geschlossen. Wir wollen einmal sehen, ob wir sie von hier öffnen können"
„Um Gottes Willen, was macht Pongo", rief ich da erschreckt, „sollte der Meuchelmörder erst ihn getötet haben, ehe er hier nach oben kam?"
Ich hatte noch nicht ganz ausgesprochen da stürzte Rolf schon aus der Tür. Als ich jetzt allein im Zimmer war, zog ich es doch vor, mich vom Lager zu erheben und zum Tisch zu schwanken, an dem ich mich auf einen Hocker setzte, denn es war mir zu unangenehm, den Tod unmittelbar über meinem Haupt zu wissen Argwöhnisch musterte ich die geschnitzte Holzbekleidung am Kopfende meines Lagers, denn wie leicht konnte der versteckte Mörder auch eine Kugel aus der Klappe schicken, — und dagegen half dann nicht viel!
Erleichtert atmete ich auf, als jetzt Rolf mit Pongo ins Zimmer trat.
„Pongo hat nichts bemerkt", erklärte er, „er hat ganz ruhig geschlafen Im unteren Zimmer fehlt die Holzverkleidung am Kopfende des Lagers, diese teuflische Einrichtung scheint sich nur in diesem Zimmer zu befinden. Wir wollen jetzt sehen ob wir die Klappe öffnen können"
Mit Hilfe eines Messers fand Rolf bald die winzigen Ritzen, die nur bei schärfster Aufmerksamkeit zu entdecken waren. Und als jetzt Pongo mit seinem Haimesser kräftig nachhalf, sprang plötzlich die ungefähr einen halben Quadratmeter große Klappe auf. Ein dunkler Schacht war dahinter sichtbar, in den Rolf hineinleuchtete.
„Es führt eine Treppe nach unten", berichtete er, „und da kein Seitengang zu entdecken ist, befindet sich diese Vorrichtung also nur in diesem Zimmer. Wir müssen nachher draußen nachsehen, ob sich in der Wand eine versteckte Tür befindet. Da die Treppe ganz gerade hinunterführt — eigentlich ist es mehr eine Leiter — weiß ich ungefähr schon den Ort, wo wir sie suchen müssen"
„Wollen wir diesen Vorfall dem Fürsten melden?" fragte ich.
„Ich möchte es eigentlich nicht machen", sagte Rolf, „denn es regt ihn nur unnötig auf und hilft uns doch nichts. Jetzt setze ich meine persönliche Ehre daran, diesen heimtückischen Mordbuben zu fangen"
„Aber hier schlafe ich auf keinen Fall mehr", meinte ich.
„Natürlich nicht", sagte Roll, „komm, Pongo, wir tragen das Lager in mein Zimmer."
„Und wenn es der Fürst entdeckt?"
„Dann sagen wir ihm, daß wir aus alter Gewohnheit stets zusammen schlafen."
Ich folgte meinen Gefährten, die das schwere Lager ins Nebenzimmer schleppten
„Jetzt legst du dich wieder hin und schläfst," befahl Rolf, „du mußt dich erholen Du weißt, daß wir am Abend die Wasserfahrt vor uns haben"
Und nach kurzer Zeit war ich wieder fest eingeschlafen
4. Kapitel.
Eine überraschende Entlarvung.
„Auf, Hans, es ist Zeit."
Rolf rüttelte mich, und verwirrt sprang ich empor. Erst mußte ich mich richtig zurecht finden, so lange und fest hatte ich geschlafen. Dann aber erinnerten mich die leisen Schmerzen in meinem Hals an mein Abenteuer, an den furchtbaren Tod, dem ich so knapp entronnen war.
„Wie spät ist es denn?" fragte ich erstaunt.
„In einer halben Stunde beginnt die Fahrt", lachte Rolf, „mach schnell, damit du noch etwas essen kannst. Ich habe dich bei der allgemeinen Tafel vor einer halben Stunde entschuldigt, denn ich sagte mir, daß dir der Schlaf besser täte."
„Ja, und dafür danke ich dir", gab ich zu. „Aber wollen wir nicht die versteckte Tür suchen, ehe wir die Fahrt unternehmen?"
„Oh, ich war schon fleißig", lachte Roll. „Die Tür habe ich sofort gefunden, sie ist sehr geschickt unter Schlingpflanzen versteckt. Ich habe mir dann von unserem Diener Werkzeug bringen lassen, habe durch eine Schraube daß Schloß der Tür unbrauchbar gemacht und außerdem die Klappe im Nebenzimmer ebenfalls durch Schrauben so gesichert, daß sie nicht zu öffnen ist. Also können wir in dieser Beziehung ganz beruhigt sein."
„Bis zum nächsten Mordanschlag", lachte ich. „Gott sei Dank, jetzt verspüre ich kräftigen Hunger, das ist das beste Zeichen, daß ich die Sache schon überwunden habe."
„Essen steht schon im Nebenzimmer bereit", sagte Rolf, „und
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