Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs
ganz starr, rissen dann aber ihren Mund zum Schrei auf; bevor sie aber dazu kamen, schnellte Pongo auf sie zu, seine mächtigen Fäuste stießen vor, und dm nächsten Augenblick hatte er beide Chinesen an der Kehle gepackt.
Als er sie wieder los ließ, fielen sie reglos auf den weichen Boden; sie waren bestimmt für längere Zeit außer Gefecht gesetzt.
„Wir müssen also noch vorsichtiger sein," meinte Rolf, als wir weiter gingen; „es werden sicher noch mehr Leute im Park beschäftigt sein. Vielleicht sind an der Mauer auch Wächter aufgestellt.“
„Das wird ganz bestimmt der Fall sein," sagte ich sofort, „denn die Bande wird schon aufpassen, ob nicht vielleicht Polizei kommt. Wollen wir, wenn wir auf die Mauer stoßen, erst an ihr entlang gehen?"
„Ja, das müssen wir unbedingt tun. Vielleicht können wir einen Wächter erwischen und sind dann vor Entdeckung geschützt. Ah, da taucht ja schon die Mauer auf."
Zwischen einigen mächtigen Bäumen schimmerten die grauen Steine. Auch in dieser Mauer waren viele Risse and Vertiefungen, und Rolf kletterte sofort hoch, um festzustellen, wo wir uns befanden.
„Wir sind ungefähr einen Kilometer von Shanghai entfernt," berichtete er, als er wieder herabsprang, „leider dehnt sich nur freies Feld zwischen der Besitzung und den ersten Häusern aus, da werden wir wohl einen schweren Stand haben."
„Wollen wir nicht einfach hier bis zur Nacht warten?" schlug ich vor. "Das wird die Bande doch sicher nicht vermuten, sondern uns bestimmt auf dem Fluß suchen. Wenn es dunkel ist, können wir in aller Ruhe das Feld überqueren."
„Das wären ungefähr noch zwei Stunden," meinte Rolf bedenklich, „und so gut der Vorschlag an und für sich ist, möchte ich mich doch nicht lange in der Höhle des Löwen aufhalten. Sie könnten vielleicht Hunde haben, die uns sofort aufstöbern."
„Ah, daran habe ich allerdings nicht gedacht," gab ich zu, „dann ist es schon besser, wir verlassen den Park sofort."
„Du vergißt, daß auf dieser Mauerseite wahrscheinlich ein Wächter vorhanden ist," wandte Rolf ein. "wir wollen ruhig hier innen an der Mauer bis zum Ende entlang laufen. Wenn wir einen Wächter entdecken, wird er unschädlich gemacht, dann übersteigen wir die Mauer und laufen auf Shanghai zu."
Wir lauschten oft nach hinten, in Richtung des wundervollen Gebäudes, aber unsere Flucht schien noch nicht entdeckt worden zu sein, denn alles blieb völlig ruhig. Sollten wir wirklich Glück haben und aus der Hand dieses rachsüchtigen Sao-Shung entkommen?
Pongo blieb plötzlich stehen und hob die Hand; er mußte irgendein Geräusch gehört haben, denn er flüsterte uns zu:
„Mann kommt"
Das konnte nur ein Wächter sein; schnell nahmen wir hinter dicken Bäumen Deckung und lauerten auf den Kommenden. Ohne uns zu verabreden, hatte Rolf durch einen Wink unserem Pongo die Erledigung des Postens überlassen. Wir konnten ja doch nicht so schnell und geräuschlos arbeiten.
Endlich, als ich ganz vorsichtig um den Baumstamm herumlugte, sah ich den Mann. Sorglos kam er näher, er konnte ja nicht ahnen, daß sich neue Gefangene im Haus befunden hatten. Seine Bewaffnung bestand aus zwei mächtigen Mehrladepistolen, die er im Gurt trug und — in einem Fernrohr. Er mußte wohl jede Person die sich der Besitzung näherte, schon aus größter Entfernung beobachten.
Sein Weg führte an dem Baum vorbei, hinter dem Pongo stand. Ich blickte hinüber und sah, daß unser schwarzer Gefährte sich bereits zum Sprung geduckt hatte. Dieser Posten konnte uns nicht entgehen!
Doch da klang hinten im Park ein heller Ruf auf. Der Posten blieb sofort stehen, vielleicht zehn Meter von Pongo entfernt, lauschte gespannt, und als ein zweiter Laut erklang, machte er kehrt und ging schnell zurück.
Rolf gab unserem Pongo einen Wink, und wie ein schwarzer Schatten schoß der Riese geräuschlos hinter dem Chinesen her. Auch wir liefen schnell auf den Fußspitzen hinterher, sahen, daß Pongo nach wenigen Sekunden den Wächter eingeholt hatte, der sich wohl im letzten Augenblick herumdrehte, aber schon in der Faust Pongos still hing, ehe er vielleicht wußte, was geschehen sei.
Pongo legte den Bewusstlosen hinter einen Busch, dann folgten wir dem schmalen Pfad, der dicht an der Mauer entlanglief. Als wir dann endlich an der Ecke dieser Längsmauer mit der Quermauer kamen, sahen wir, daß auf der Ecke ein regelrechter Wachtturm errichtet war. Schnell kletterte Rolf die schmale Bambusleiter hinauf, blieb
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