Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs
kurze Zeit oben und berichtete dann:
„Man kann von dort oben das ganze Feld wunderbar überblicken. Wir wären von dem Mann also auf jeden Fall entdeckt worden, wenn wir die Mauer zu früh überklettert hätten. Jetzt aber ist es höchste Zeit, denn ich glaube, die beiden Rufe haben unsere Flucht gemeldet."
Schnell kletterten wir an der rauhen Mauer empor. Als wir auf der anderen Seite hinunter sprangen, liefen wir sofort der Stadt entgegen. Wenn wir erst zwischen den Häusern waren, konnten wir uns als gerettet betrachten. Jetzt war immer noch die Besitzung der Bande zu nahe.
„Ich wundere mich, daß sie nicht lauter waren, als sie unsere Flucht entdeckten," meinte ich im Laufen, „vieleicht sollen die beiden Rufe nur ein Zeichen für den Wächter bedeuten?"
„Ja, das kann sein," gab Rolf zurück, „das wäre für uns sehr angenehm. Na. vor allen Dingen heißt es jetzt möglichst rasch die Stadt zu erreichen. Aber wir dürfen, wenn wir uns den Häusern nähern, nicht zu schnell rennen, sonst fallen wir nur unliebsam auf."
„Ja, es könnte sein, daß in den ersten Häusern sich Mitglieder der Bande befinden, die ihrerseits ebenfalls auf das Feld aufpassen."
„Hans, das ist ein guter Gedanke, wenn es auch für uns sehr unangenehm werden kann. Vielleicht sind diese Leute schon telephonisch von unserer Flucht benachrichtigt und können uns in aller Gemütsruhe abfangen, wenn wir ihnen so direkt in die Finger laufen."
„Nun, abfangen sollen sie uns nicht so leicht." sagte ich erbost und klopfte auf meine Pistolen, „mit mir wenigstens sollen sie einem schweren Stand bekommen"
Von meiner Seite aus war es wirklich ehrlich gemeint, ich hätte mich bis zum Äußersten verteidigt. Ich kannte ja noch nicht die Heimtücke der Bande und ihre Hilfsmittel.
4. Kapitel Einem gräßlichen Tod geweiht.
Wir hatten ungefähr die Hälfte des Feldes überquert; jetzt mußten wir unseren Lauf verlangsamen, denn nun konnten wir von den Häusern her schon leicht gesehen werden.
Ich drehte mich oft um und musterte die Mauer des Banditennestes, aber ich konnte nichts Auffälliges entdecken. Dadurch waren wir ziemlich sicher geworden und schritten jetzt langsam, wie drei harmlose Wanderer, der Stadt zu.
Als Rolf sich aber wieder umdrehte, rief er heftig: „Sie wollen uns mit Gewalt umbringen. Auf der Mauer ist ein kleines Geschütz hochgebracht. Paßt auf, sie werden sich nicht genieren, uns mit Schrapnells zu belegen"
Schon bei seinen ersten Worten hatten wir uns natürlich schnell umgedreht. Wirklich, da war an der Ecke deutlich ein kleines Geschütz zu erkennen, über das sich gerade ein Chinese beugte. Das blitzende Rohr war direkt auf uns gerichtet.
„Schnell auseinander!" rief Rolf, und sofort sprangen wir von einander fort. Da sauste schon etwas heran, ohne daß wir einen Knall gehört hatten. Offenbar wurde das Geschütz durch Pressluft oder starke Federn betrieben. Es war aber kein Schrapnell, wie Rolf befürchtet hatte, sondern einige Schritte vor uns klatschte ein ziemlich großer Gegenstand ins Erdreich.
Wir dachten, daß im nächsten Augenblick eine Explosion erfolgen würde, aber mit so rohen, lärmenden Mitteln arbeiteten unsere Gegner nicht.
Es gab keine Explosion, wohl aber hörten wir ein scharfes Zischen, und Rolf brüllte im gleichen Augenblick:
„Zurück, das ist sicher Gas."
Schnell wandten wir uns und sprangen in weiten Sätzen von der gefährlichen Stelle fort, aber da sauste wieder ein Gegenstand aus dem seltsamen Geschütz auf der Mauer und schlug jetzt vor uns ein. Wieder erklang das fatale Zischen, und im nächsten Augenblick hatte uns das Gas erreicht.
Nur einen scharfen Geruch verspürte ich, hielt sofort den Atem an, und versuchte nach der Seite zu fliehen. Aber dieses Gas schien wirklich ein Teufelszeug zu sein. Trotz der geringen Menge, die ich eingeatmet hatte, befiel mich schon ein starker Schwindel, dem eine furchtbare Übelkeit folgte.
Ich mußte stehen bleiben; das Feld vor mir begann um mich herum zu kreisen, verschwommen sah ich noch daß unser Pongo taumelnd niederstürzte, während Rolf noch aufrecht, aber ebenso reglos wie ich dastand. Dann packte es mich mit aller Gewalt, schien mich herum zu wirbeln, bis ich endlich in eine endlose Tiefe fiel.
Gott sei Dank verspürte ich gar keine Übelkeit, als ich wieder erwachte. Rings um mich war es stockfinster, aber ich merkte bald, daß meine Füße nicht gefesselt waren, ich trug auch keinen Knebel, aber meine Handgelenke
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