Rolf Torring 023 - Die Bande Sao-Shungs
umspann eine starke Stahlfessel.
Die Luft in dem dunklen Raum war schwer, fast feucht, und merkwürdiger Weise schien sich mein Gefängnis zu bewegen. In regelmäßigen Abständen hob und senkte sich der Boden.
„Rolf," rief ich leise, und sofort antwortete er zu meiner Freude.
„Bist du auch schon wach, lieber Hans? Das war wirklich ein ganz gefährliches Gas, scheint aber Gott sei Dank keine üblen Nachwirkungen zu haben Pongo ist auch erwacht, wir haben schon versucht, unsere Stahlfesseln zu lösen, aber sie sind zu stark; da nützt selbst Pongos Kraft nichts."
„Schlechte Männer," murrte der Riese in einer Ecke "Pongo nicht freikommen"
„Nur nicht die Hoffnung sinken lassen," rief Rolf, „bis jetzt sind wir noch immer freigekommen."
„Wo mögen wir uns befinden, Rolf?" fragte ich jetzt, „unser Gefängnis schaukelt so eigenartig. Ob wir per Eisenbahn ins Innere Chinas gebracht werden?"
„Nein, wir werden im Gegenteil sicher aus dem Land herausgebracht. Wir befinden uns meiner Meinung nach auf einem Schiff, das jetzt hinunter ins Meer fährt. Du weißt doch, daß Shanghai ungefähr zwanzig Kilometer von der Küste entfernt liegt. Wenn wir erst das offene Meer gewinnen, wird unser Gefängnis wohl noch mehr schaukeln."
„Aha," mutmaßte ich, „vielleicht sollen wir in die Südsee gebracht werden, um dort unsere Strafe zu erleiden Dann haben wir ja noch lange Zeit und können uns vielleicht doch noch befreien."
„Das hoffe ich auch," gab mein Freund zu, „bis Singapore sind es ungefähr viertausend Kilometer, und unser Fahrzeug scheint eine alte chinesische Holzdschunke zu sein. Da haben wir reichlich Zeit.
„Wenn nicht dieser Sao-Shung zu rachsüchtig ist und uns bald einem angenehmen Tod überliefern will," meinte ich bedenklich, „er hat doch nun gesehen, daß wir nicht so leicht zu halten sind, da wird er uns sicher nicht wieder Gelegenheit geben, uns zu befreien."
„Diesmal ist er allerdings vorsichtiger," meinte Rolf, „denn Pongo und ich haben schon festgestellt, daß die Banditen uns völlig ausgeplündert haben Aha, jetzt scheinen wir schon ins Meer zu kommen, das sind die typischen, kurzen Küstenwellen"
Unser Gefängnis begann, stärker zu schaukeln, in kurzen, harten Stößen. Also hatten wir den Wusang hinter uns und fuhren nun ins Chinesische Meer. So kamen wir früher hinein, als wir gedacht hatten, denn eigentlich sollte erst am nächsten Tag der amerikanische Frachter auslaufen, auf dem wir Passage bis zum Yukon-River gehabt hätten.
„Wieso meinst du, daß wir uns in einer Holzdschunke befinden?" erkundigte ich mich jetzt
„Dann mußt du hierherkommen." forderte Rolf mich auf. Vorsichtig tappte ich zu der Stelle hin, von der seine Stimme erklungen war.
„Drehe dich herum," wies er mich an, als wir zusammenstießen. Du kannst dann fühlen, daß diese Wand unseres Gefängnisses aus sehr starken Holzplanken besteht. Und wenn du das Ohr dagegen legst, hörst du deutlich das Anklatschen von Wasser."
Ich überzeugte mich, daß er recht hatte, meinte aber sofort bedenklich:
„Oh weh, wenn wir mit solchem alten Kasten in einen der hier so oft auftretenden Taifune kommen, dann kann es uns übel ergehen"
„Dann haben wir aber auf jeden Fall einen leichteren Tod als den, den wir durch Sao-Shung erleiden werden. Ich möchte wirklich wissen, was er sich ausgedacht hat."
„Na, noch scheint es ja nicht so weit zu sein," gab ich zurück, „so nahe an der Küste muß er uns schon in Ruhe lassen. Gerade vor Shanghai ist doch der Schiffsverkehr sehr stark."
„Massers still," grollte Pongo, „Mann kommen." Angestrengt lauschten wir, und wirklich wurden plötzlich kreischende Riegel zurückgezogen. Heller Lichtschein fiel in den Raum, und sofort sah ich, daß Rolf recht hatte. Wir befanden uns wirklich in einem Verschlag, der nur im Lagerraum des Holzschiffes hegen konnte. So typisch waren Balken und Planken angeordnet. "
Langsam kam Sao-Shung herein, in der linken Hand eine brennende Laterne, in der rechten eine Pistole.
„Ich dachte mir, daß die Herren schon erwacht sind." sagte er ruhig, „unser Gas tötet nicht. Jetzt können Sie nicht mehr entfliehen, dafür ist gesorgt. Und wenn wir weit genug ins Meer hinausgefahren sind, werden Sie Ihre Strafe erleiden müssen. In ungefähr drei Stunden wird es so weit sein. Ich würde Ihnen Essen und Trinken bringen lassen, aber das ist für diese kurze Zeit nicht mehr nötig."
„Schade," sagte Rolf ruhig, „sonst erhält
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