Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
anscheinend dem Zentrum der bevorstehenden Katastrophe," meinte Rolf, „dann werden wir ja bald darüber hinaus sein Umdrehen hätte wohl wenig Zweck."
„Um Gottes willen," rief ich, „nur das nicht. Dann fahren wir ja ständig in der Irre. Nein, jetzt ruhig geradeaus fahren."
„Herr Warren hat Recht" unterstützte Sundgreen mich, „Immer geradeaus, jetzt ist ja schon alles gleich."
Wir ruderten und ruderten. Trotz des quälenden Durstes, des nagenden Hungers, der leisen Erschöpfung, die wir schon alle spürten, ruderten wir aus Leibeskräften denn wir wollten ja unser Leben erhalten, unser Leben,- das doch bereits dem Tode geweiht war.
Doch so sind die Menschen, sie hoffen noch im letzten Augenblick und ziehen einen langsamen, schrecklichen Tod vor, wenn sie dabei noch immer eine geringe Hoffnung haben, doch leben zu bleiben.
Von Zeit au Zeit prüfte der Kapitän die Temperatur des Wassers, und jedesmal erklärte er, daß es immer noch heiß wäre. Endlich aber, wir waren vielleicht dreiviertel Stunden im schärfsten Tempo unterwegs, fand er das Wasser kälter.
Sofort probierten wir es auch, und fanden es bestätigt. Jetzt ruderten wir langsam weiter, immer kälter und kälter wurde das Wasser, bis es endlich seine eisige, erstarrende Temperatur wieder hatte.
„Eigentlich müßte sich ja hier kein Nebel befinden" meinte Rolf.
„Oh, doch," widersprach der Kapitän, „der Nebel breitet sich ganz kolossal aus, wenn auch der eigentliche Herd gar nicht so groß ist. So, ich glaube jetzt sind wir in Sicherheit und können mit dem Rudern aufhören. Wenn ich nur wüßte, wo wir uns jetzt befinden?"
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen," meinte Rolf nach kurzem Besinnen, „wir können es auch nicht wissen, wenn während der Nachtstunden die Wellen das Boot langsam in eine andere Richtung gedreht haben, so daß wir jetzt entweder weiter in den Ozean hineingefahren sind, oder aber wir nähern uns wieder der Küste, die wir allerdings erst in zwei Tagen erreichen können."
„Nun fragt es sich," wandte ich jetzt ein, „ob wir hier liegen bleiben und auf das Verschwinden des Nebels warten. Wenn eine bevorstehende Naturkatastrophe die Ursache des heißen Wassers ist, dann kann es ja noch sehr lange dauern, ehe ein Seebeben oder ähnliches eintritt."
„Du willst damit sagen daß es besser ist, wenn wir weiterrudern," meinte Rolf, „und ich muß sagen, daß ich es auch für richtig halte. Mögen wir uns nun dem offenen Meer nähern oder der Küste, auf jeden Fall müssen wir endlich aus diesem furchtbaren Nebel heraus."
„Gut, meine Herren" stimmte der Kapitän zu, „es hat aber gar keinen Zweck, daß wir alle zusammen rudern. Wir wollen uns immer je zwei Mann ablösen, dann verteilen und sparen wir unsere Kräfte bedeutend besser. Wir können ja dieselbe Einteilung nehmen wie bei der Wache."
„Gut," stimmte Rolf sofort zu, „dann schlafen Sie mit Pongo jetzt. Ich werde mit Hans solange weiterrudern, bis wir müde sind, dann kommen Sie an die Reihe. Es hat natürlich keinen Zweck, daß wir zu schnell rudern, dann ermüdet unser schon geschwächter Körper zu schnell und zu intensiv. Immer langsam und ruhig, das Boot kommt doch vorwärts, wenn auch nicht so sehr schnell."
Pongo und Sundgreen hatten sich schon auf den Bodenbrettern ausgestreckt. Der Kapitän antwortete gar nicht mehr, er war wohl schon eingeschlafen. Auch wir schwiegen jetzt, denn das Reden strengte an, vor allen Dingen kroch aber der widerliche Nebel in den Mund und vermehrte das Durstgefühl bedeutend.
So ruderten wir ganz mechanisch weiter, schon halb im Schlaf und stets mit Durst und Hunger kämpfend.
Meine Phantasie malte mir Tafeln mit schönsten Speisen und Getränken aus, Bilder, bei denen ich wahre Tantalusqualen erlitt. Und was hätte ich jetzt schon für einen Schluck einfachen Wassers und ein Stück trockenen Brotes gegeben.
Immer mehr verwirrten sich meine Gedanken ich wußte schon gar nicht mehr, wo ich war, als mich ein Stoß aufschreckte.
„Jetzt wollen wir schlafen," meinte Rolf mit rauher, müder Stimme, „du bist schon beim Rudern eingenickt."
Kaum konnten wir unsere Gefährten wachbekommen, legten uns schnell bin und waren sofort eingeschlafen.
Drittes Kapitel Neue Qualen.
Etwas sehr plötzlich wurden wir emporgeschreckt. Das geschah durch sehr lebhafte Bewegungen unseres Bootes, und als wir uns schnell aufrichteten, bemerkten wir, daß wir uns im schönsten Sturm befanden, der die Wellen meterhoch
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