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Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere

Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere

Titel: Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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demselben Fleck blieben. Es war eine Zeit äußerst qualvoller Spannung, die wir jetzt durchmachen mußten. Immer war die Frage noch offen, die eventuell über Leben oder einen qualvollen Tod entschied: — bemerkte uns der Dampfer oder nicht?
    Unsere Herzen schlugen freudiger, als wir sahen, daß er unverwandt direkt auf uns zuhielt. Jetzt konnten wir schon mit bloßem Auge erkennen, daß es sich um einen großen Passagierdampfer handelte, denn wir konnten bereits drei Schornsteine unterscheiden Dadurch waren die Chancen für unsere Rettung noch mehr gestiegen, denn, wie ich schon erwähnte, lieben gerade Reisende es, mit Ferngläsern das Meer abzusuchen.
    Plötzlich schrie aber Perkins wieder auf, diesmal aber erschreckt. Und auch wir zuckten zusammen, denn der Dampfer hatte plötzlich seinen Kurs geändert. Er schwenkte nach Westen und wurde rasch kleiner und kleiner.
    Sofort rief Rolf unserem Pongo, der nahe am Bug saß, zu:
    „Schnell das Ruder in die Höhe, heftig winken."
    Unser treuer Riese sprang nach vorn, riß das Ruder heraus, stellte sich auf das Bugbrett und schwenkte jetzt die eigenartige Notfahne heftig in der Luft umher.
    Wir starrten gespannt zum Dampfer hinüber, während in den beiden anderen Booten die Matrosen sofort unserem Beispiel folgten. Wieder verstrichen qualvolle Minuten, da schrie der junge Perkins wieder auf, diesmal aber vor Freude.
    Wir mußten vom Dampfer aus bemerkt worden sein, denn jetzt hatte er wieder eine Schwenkung gemacht und hielt direkt auf uns zu. Immer noch wurden die Notsignale geschwenkt, und jetzt hörten wir ganz deutlich ein dreimaliges Tuten des Dampfers, das durch den stärker gewordenen Westwind schwach zu uns getragen wurde.
    Nun hieß es für uns dem Retter entgegen zu fahren. Wir wendeten die Boote schnell und ruderten aus Leibeskräften wieder ins Meer hinaus.
    Da wir mit dem Rücken jetzt nach vom saßen, berichtete uns Sundgreen fast jede Minute, daß der Dampfer immer noch auf uns zuhielte, daß er immer größer werde, und daß wir in einer halben Stunde gerettet sein müßten.
    Natürlich spornten diese Meldungen unsere Kräfte immer mehr an, und es entstand fast ein Wettrennen zwischen den drei Booten, bis Kapitän Sundgreen uns bat, etwas langsamer zu rudern, da er seine Leute stets im Auge behalten wollte.
    Selbst in dieser Lage fühlte er sich noch voll verantwortlich für sie, ein Zug, der ihm unsere Sympathien in noch stärkerem Maße einbrachte. Immer wieder erstattete er Bericht über den nahenden Retter, der jetzt wieder ein dreifaches Signal gab.
    Jetzt konnten wir wirklich aufatmen, hatte doch das Geschick uns eine sehr schwere Prüfung erspart.
    Unwillkürlich fiel mir dabei der Fall des Schiffes 'Essex' ein, dessen Boote gerade mit der gefährlichen Jagd auf Pottwale beschäftigt waren, als ein riesiger Pottwal das Schiff selbst so rammte, daß es sofort sank. Jetzt waren die Boote auf sich selbst angewiesen, mitten im Ozean.
    Zwei von diesen Booten wurden aufgefunden, das eine nach dreiundneunzig, das andere nach siebenundneunzig Tagen, mit je zwei und drei Überlebenden die ich vom Fleisch ihrer Unglücksgefährten genährt hatten. Die übrigen Boote blieben verschollen. Das war im Jahre 1820.
    Ich hatte die authentische Schilderung dieses Falles einmal gelesen und dankte jetzt im stillen dem Geschick noch mehr, daß es trotz allen Unglücks doch so gnädig gegen uns war.
    „Ah, es ist anscheinend ein kanadisches Kriegsschiff", rief Kapitän Sundgreen jetzt, „ich habe mich auch schon gewundert, was ein Passagierdampfer hier oben sucht. Nun, dann sind wir noch sicherer gerettet. Und mir sind die Matrosen auch lieber als elegante Damen, zwischen denen wir uns wohl sehr komisch ausmachen würden.
    Ich mußte unwillkürlich lachen, denn tatsächlich machte der gute Kapitän mit seiner massigen, gedrungenen Figur, den kleinen, fast stets zusammengekniffenen Augen und der feuerroten Nase — er behauptete, sie wäre Ihm beim Robbenfang im Eismeer einmal erfroren — keinen sehr salonfähigen Eindruck. Und eine Modedame hätte sich kaum die Mühe gemacht, das gute Herz zu entdecken, das in ihm schlug.
    „Ja, ja", nickte er, ebenfalls lachend, „es ist komisch, aber ich habe tatsächlich kein Glück bei den Frauen. Weiß der Teufel, woran das liegt, an mir wirklich nicht."
    Wie schnell sich doch das menschliche Leben ändert. Vor kurzer Zeit waren wir fast am Verzagen so aussichtslos war unsere Lage, und jetzt konnten wir schon wieder

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