Rolf Torring 028 - Abenteuer auf dem Meere
scherzen und lachen.
Plötzlich wurde Sundgreen aber sehr ernst, strich sich wie verwirrt über die Augen, blickte ganz scharf nach vorn und sagte dann jetzt wieder lächelnd:
„Jetzt hatte ich wirklich, was man so eine Halluzination nennt. Der kanadische Kreuzer da vorn war nämlich mit einemmal verschwunden. Das könnte uns ja so passen, wenn es nur eine Fata Morgana wäre, und wir uns ganz unnütz von der Küste wieder entfernt hätten."
„Schön wäre es allerdings nicht", meinte Rolf, „aber auch dann würde ich keinesfalls den Mut sinken lassen."
„Na ich weiß nicht, ob ich mir dann nicht lieber eine Kugel in den Kopf wünschte", sagte der Kapitän, „das geht doch noch schneller, als so langsam hinzusterben"
„Stimmt unbedingt", pflichtete Rolf trocken bei, aber es ist ja, Gott sei Dank, nicht mehr nötig. Ah jetzt scheint der Westwind etwas aufzufrischen", setzte er hinzu, als eine kräftige Bö uns traf.
„Komisch", meinte Sundgreen kopfschüttelnd, „das ist ein Strichwind, der ausgerechnet nur unser Boot trifft. Die beiden anderen die jetzt ungefähr fünfzig Meter rechts vor uns liegen behalten ihre Geschwindigkeit bei, auch ist dort das Wasser nicht gekräuselt."
„Das sieht man doch auch auf Binnenseen", meinte Rolf, „wir müssen einfach kräftiger rudern."
Das taten wir natürlich, aber dieser einen Bö folgten in immer kürzeren Abständen mehrere, und jedesmal waren sie stärker.
„Donnerwetter", fluchte der Kapitän, „jetzt sind uns die anderen Boote schon wenigstens einhundertfünfzig Meter voraus. Ah, jetzt hat sich der Wind, Gott sei Dank, gelegt. Aber . . Herrgott, jetzt sehe ich wieder nichts", rief er plötzlich verzweifelt und rieb sich wieder die Augen.
Zweites Kapitel: Vereitelte Hoffnungen.
Verblüfft drehten wir uns jetzt auch um, aber der Kapitän hatte recht, der Dampfer war verschwunden Wie eine graue Wand lag es da vor uns, selbst die anderen Boote konnten wir nicht mehr sehen.
„Nebel", sagte Rolf ruhig, „das schadet nichts. Wir rudern immer in dieser Richtung weiter, dann werden wir schon auf den Kreuzer stoßen. Komisch, daß er uns keine Signale gibt."
Wir lauschten vergeblich einige Minuten um uns herum herrschte Totenstille. Aber wir wußten ja die Richtung, aus welcher der Retter gekommen war, der nach Sundgreens Angabe höchstens noch drei Kilometer entfernt sein konnte.
So ruderten wir wohlgemut weiter, inmitten einer Nebelwand.
Es war nur so merkwürdig, daß der Kreuzer gar keine Signale mehr gab, nach denen wir uns richten konnten. So war es doch möglich, daß wir vom richtigen Kurs abwichen, denn der Nebel wurde immer dichter, wir konnten höchstens acht bis zehn Meter weit sehen.
Außer der Gefahr, daß wir uns verirrten, bestand auch noch die viel größere, daß wir vom Kreuzer gerammt wurden. Selbst wenn er fast gar keine Fahrt hatte, wären wir im gleichen Augenblick doch zerquetscht gewesen. Und in dem furchtbaren Nebel hätten uns die Matrosen von der Reling aus gar nicht sehen können.
„Ob es nicht besser ist, wenn wir mit dem Rudern aufhören?" fragte ich, nachdem ich mir diese Punkte überlegte hatte. "Hoffentlich lichtet sich die Nebelbank bald, dann sind wir ja auf jeden Fall gerettet, mag der Kreuzer inzwischen noch so weit entfernt sein."
„Der Nebel wird sich nicht so bald lichten", sagte Sundgreen dumpf. "ich kenne diese Sorte. Unter Umständen dauert es einige Tage, ehe er sich so schnell verflüchtigt, wie er gekommen ist. Und jetzt, meine Herren, weiß ich auch, weshalb wir keine Signale vom Kreuzer hören. Wir sind in eine sogenannte "tote Zone" geraten. Da könnte das Kriegsschiff Kanonen abfeuern, wir würden es nicht hören, selbst wenn wir nur einen Kilometer entfernt wären."
„Richtig", fiel Rolf ein, „darüber habe ich auch bereits Berichte gelesen. Es sind schon viele Zusammenstöße dadurch erfolgt. An einen Fall kann ich mich auch erinnern. In dem sogar zwei Kapitäne nach einem schweren Zusammenstoß vom Seeamt freigesprochen wurden, weil sie sich beide in einer solchen toten Zone befanden und ihre gegenseitigen Signale nicht hörten."
„Ah, dasselbe kann man ja manchmal bei Flugzeugen beobachten", sagte ich jetzt, „man denkt oft der Pilot habe den Motor abgestellt, so plötzlich bricht das Brummen des Propellers ab, um dann nach kurzer Zeit wieder hörbar zu sein."
„Ganz recht", bestätigte der Kapitän, „auch dabei handelt es sich um eine tote Zone. Aber die Erklärungen nützen uns
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