Rolf Torring 030 - Im wirren Land
so anständig, daß ich Sie warnen möchte. Herr Cordova, der eine Art Adjutantenposten beim General Zacatecas bekleidet, scheint eine furchtbare Wut auf Sie zu haben, denn er stieß die schlimmsten Drohungen gegen Sie aus, als er das Hotel verließ."
„Ich danke Ihnen, mein Herr," sagte Rolf liebenswürdig, „aber das konnte ich mir schon denken, denn er hat bei uns eine hübsche Abfuhr erlitten. Das wird er uns selbstverständlich nicht so leicht vergessen."
"Es ist nicht nur das, meine Herren," fuhr der Geschäftsführer fort, „sondern er plant anscheinend auch einen nächtlichen Überfall auf Sie. Ich hörte, wie er sich mit seinen Unterführern besprach. Sie blieben gerade vor meinem Pult stehen, hinter welchem ich mich zufällig gerade gebückt hatte, so daß sie mich nicht sehen konnten. Der Unterführer soll um Mitternacht mit zwanzig Soldaten ins Hotel eindringen und Sie rücksichtslos verhaften. Falls Sie Widerstand leisten sollten, kämen Handgranaten in Aktion. Meine Herren, ich hielt es für meine Pflicht, Sie zu warnen,"
Rolf lachte.
„Und Sie würden es sehr gern sehen, wenn wir das Hotel schleunigst verließen." sagte er, „denn es ist natürlich nicht angenehm, hier einen nächtlichen Kampf zu haben. Das werden wir auch gern tun, denn ich habe persönlich durchaus keine Lust zu einer derartigen Unterbrechung unseres Schlafes. Wir werden also nach dem Abendessen wenn es dunkel ist, das Haus verlassen. Ich weiß schon, wo ich mich hinzuwenden habe."
„Es wird für Sie aber sehr schwer sein, das Hotel unbemerkt zu verlassen," erklärte der Geschäftsführer, der bei Rolfs Entschluß sichtlich auflebte, „denn Cordova hat Posten ringsum gestellt."
„Dann werden wir über die Dächer gehen," entschied Rolf. "Sie müssen mir nur noch sagen, wo der Plaza mayor liegt."
„Aber der Plaza mayor liegt doch gerade hinter uns, mein Herr," rief der Geschäftsführer, „Sie können von den Fenstern der hinteren Zimmer den Palast der Zentralregierung sehen, in dem jetzt der General sein Geschäftsquartier aufgeschlagen hat."
Ah, das ist ja sehr gut," lachte Rolf, „das hat mir nur noch gefehlt Damit ist die einzige Schwierigkeit aus dem Wege geräumt, die ich noch befürchtete. Noch eine Bitte habe ich, mein Herr, können Sie uns zwei lange gute Lassos besorgen?"
„Aber selbstverständlich, meine Herren," versprach der Geschäftsführer eifrig, „ich werde in kurzer Zeit mit den gewünschten Lassos hier sein."
„Aber, bitte," rief Rolf, „es darf niemand sehen oder wissen, daß die Lassos für uns bestimmt sind. Sonst hätte ich unter Umständen doch wieder neue Schwierigkeiten."
„O, meine Herren, das weiß ich doch," sagte der Geschäftsführer fast vorwurfsvoll, „ich bin doch in dieser Beziehung völlig verschwiegen und vorsichtig."
Der gute Geschäftsführer war es aber wohl nicht mit Rücksicht auf uns, sondern nur in dem Wunsch, uns möglichst bald und unauffällig aus dem Hotel herauszuhaben. Rolf lachte auch, als er das Zimmer verlassen hatte, und meinte:
„Ich glaube, dem guten Mann fällt ein großer Stein vom Herzen, wenn wir wirklich hier heraus sind. Na, verdenken kann ich es ihm ja nicht, aber ich freue mich schon jetzt auf das Schnippchen, das wir diesem hinterlistigen Cordova schlagen werden. Du hast den feigen Mann schon richtig eingeschätzt, er will uns nun durch seinen Unterführer unschädlich machen lassen."
„Sein Gesicht möchte ich sehen, wenn ihm gemeldet wird, daß wir verschwunden sind," sagte ich, „allerdings wird er dem armen Geschäftsführer dann die Hölle heiß machen."
„Nein, der Geschäftsführer weiß doch von nichts. Er hat doch ringsum Posten gestellt, so daß wir gar nicht unbemerkt das Hotel verlassen konnten. Soll er sich ruhig den Kopf zerbrechen, wo wir geblieben sind."
„Du willst also über einige Dächer hinweg und dann am Lasso auf den Boden hinab?" fragte ich.
„Ja, so ähnlich habe ich es mir gedacht. Ich muß allerdings erst einmal sehen, wie die Situation oben ist. Wir wollen den Geschäftsführer, wenn er mit den Lassos zurückkommt, bitten, uns aufs Dach zu führen, ehe es dunkel wird. Ich muß mir unseren Fluchtweg auswählen."
„Und wo soll Pongo bleiben?" forschte ich.
„Das müssen wir erst sehen," entschied Rolf, „vorläufig bleiben wir bis morgen zusammen."
Wir brauchten nur zehn Minuten zu warten, dann kam der Geschäftsführer mit einem Paket zurück, in dem sich die beiden Lassos befanden.
„Allerbeste
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