Rolf Torring 030 - Im wirren Land
den Tisch.
„Aber bitte sehr," sagte er liebenswürdig, „das kann ich völlig verstehen. Es ist wohl schon vorgekommen, daß Leute vom General nicht zurückgekommen sind?"
„Hm, ja, allerdings," sagte der Geschäftsführer stotternd,, „der General ist sehr mißtrauisch und vermutet in jedem Fremden einen Spion."
„Nun, wir werden ihn schon vom Gegenteil überzeugen," sagte Rolf, „aber wo können wir ihn wohl am besten treffen?"
„Er hat seine Geschäftsräume im ehemaligen Palast der Zentralregierung aufgeschlagen," lautete der Bescheid, „der an dem großen Platz "Plaza mayor" liegt. Seine Privatgemächer hat er in den ehemaligen Palast der Familie Cortez in der Nähe dieses Platzes verlegt."
„Wo könnten wir ihn jetzt noch sprechen?" erkundigte sich Rolf.
„Jetzt ist der General bestimmt noch in seinen Geschäftsräumen," versicherte der Geschäftsführer, „nur wird es sehr schwer sein, heute mit ihm zu sprechen. Es sind vor kurzer Zeit wohl mit demselben Zuge, den die Herren benutzt haben, eine ganze Anzahl Offiziere gekommen, die ihre weiteren Befehle heute noch erwarten. Und da liebt der General nicht durch Fremde gestört zu werden. Ich möchte den Herren dringend raten, den General morgen in aller Frühe aufzusuchen. Da ist er frisch und viel freundlicher. Es ist ja auch schon spät am Nachmittag."
„Ja, Sie mögen recht haben," gab Rolf nach kurzem Überlegen zu, „wir wollen besser bis morgen warten. Bitte lassen Sie uns in vier Stunden das Abendessen aufs Zimmer bringen, ich habe jetzt noch einen schriftlichen Bericht abzufassen."
Mit wiederholten Verbeugungen verschwand der Geschäftsführer, und ich sagte zu Rolf:
„Siehst du, es ist hier doch nicht so schlimm, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich hätte eigentlich Lust, ein wenig spazieren zu gehen und mir die Stadt anzugucken."
„Das mach' nur," lachte Rolf, „ich glaube aber nicht daß du weit kommst. Wir werden uns morgen einen geschlossenen Wagen bestellen, der uns auf schnellstem Wege zum General bringen muß. Ich möchte nicht unnötig die Aufmerksamkeit des aufgeregten Pöbels auf uns lenken."
„Hm, was machen wir aber nur so lange?"
„Schlafen," lautete die Antwort, „wir haben es wirklich nach dieser aufregenden Fahrt unter dem Waggon mehr als verdient. Morgen müssen wir völlig frisch und munter sein, denn es wird wohl einen schweren Kampf mit dem General kosten, ehe er die Geiseln wirklich freigibt"
„Weniger einen Kampf, als Geld wird es kosten," meinte ich.
Ehe Rolf darauf etwas erwidern konnte, klopfte es barsch an die Tür. Auf das 'Herein' traten — zwei mexicanische Soldaten herein, denen der ängstlich blickende Geschäftsführer folgte.
In barschem Ton fragte der erste Soldat, was wir hier wollten, und wer wir seien.
Sofort sprang Rolf auf und schnauzte ihn in französischer Sprache tüchtig an. Er verbat sich ganz energisch diesen Ton und das Benehmen und fragte nun seinerseits, ob sie vom General Zacatecas geschickt seien.
Die beiden Soldaten machten ganz verblüffte Gesichter und fragten dann in ihrer Muttersprache den Geschäftsführer, was Rolf eigentlich gesagt hätte. Aber sein Auftreten schien doch gewirkt zu haben, denn sie nahmen sich jetzt sichtlich zusammen.
Nun mußte der Geschäftsführer den Dolmetscher spielen. Zum Glück verstanden wir soviel spanisch, daß wir ihn genau kontrollieren konnten. Und er übersetzte sehr wahrheitsgetreu Rolfs Antwort.
Jetzt baten sie sehr höflich, der Geschäftsführer möchte uns doch veranlassen, unsere Pässe zu zeigen und den Grund unseres Aufenthaltes mitzuteilen. Es wurde ihnen geantwortet, daß wir am nächsten Morgen zum General kämen, um persönlich mit ihm zu sprechen Gewöhnlichen Soldaten gegenüber hätten wir nicht nötig uns auszuweisen.
Diese Sprache verfehlte ihre Wirkung nicht, denn nach einigen verlegenen Einwendungen verließen die beiden Soldaten das Zimmer, vom Geschäftsführer begleitet, der jetzt ein triumphierendes Gesicht machte.
Ich lachte, als sich die Tür geschlossen hatte und sagte:
„Das hast du ganz großartig gemacht, lieber Rolf. Ich glaube, Jetzt haben wir vor weiteren derartigen Besuchen Ruhe. Meinst du nicht auch?"
„Wir wollen es hoffen," sagte mein Freund ernst, „ich hatte, offen gestanden, nicht gedacht, daß hier eine so musterhafte Kontrolle herrscht"
Kaum hatte er ausgesprochen, als abermals geklopft wurde. Und jetzt trat ein Offizier herein, dem außer den beiden Soldaten von vorhin noch
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