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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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eilten ihm entgegen, obwohl ich ihn noch garnicht sehen konnte.
    Plötzlich stockten die Schritte.
    Jetzt lauscht er, schoß es mir durch den Sinn. Unwillkürlich hielt ich den Atem an.
    Nach wenigen Augenblicken hörte ich die Schritte wieder. Nun waren sie ganz nahe!
    Meine Augen bohrten sich in die Finsternis, und da sah ich, ein eisiger Schrecken durchfuhr mich: ein Askari, das Gewehr umgehängt, ging an uns vorüber!
    Meine Ahnung bewahrheitete sich also! Dann würden wir auf unserer Flucht auch wohl nicht mehr viel weiterkommen, denn wo ein Soldat war, waren sicher mehrere, die die Gegend schon umstellt hatten. Und sie hatten ja Zeit genug gehabt, uns zuvorzukommen.
    Weiter lauschte ich auf jeden Schritt. Bevor er nicht eine Strecke fort war, konnten wir natürlich nicht daran denken, unsere Flucht fortzusetzen.
    Da ließ mich ein sonderbares Geräusch aufhorchen!
    Es war, als wenn Füße den Boden scharrten, als wenn Menschen miteinander kämpften, und plötzlich wußte ich, was sich in kurzer Entfernung für ein Drama abspielte: unser Pongo hatte den Askari überfallen.
    Im ersten Schrecken war ich empört über diese unbedachte Tat. Warum ließ er ihn nicht passieren? Der Askari hatte uns doch nicht gesehen und hätte seinen Weg ruhig fortgesetzt, und wir konnten froh sein, wenn wir nicht behelligt wurden!
    Ich verstand unseren Pongo wirklich nicht. Oder hatte er eine Unvorsichtigkeit begangen? Hatte der Askari ihn erspäht, und mußte Pongo ihn deshalb unschädlich machen? Es war auf jeden Fall eine dumme Sache.
    Ich hatte noch nicht mit Rolf gesprochen, denn es war ja nicht ausgeschlossen, daß ein versteckter Gegner uns hören konnte. Das Geräusch des kurzen Kampfes war schon wieder verstummt, und tiefe Stille umgab uns. Da kam unser Pongo wieder zurück, nicht einmal seine Schritte dämpfend. Das Gewehr des Askaris hielt er in der Hand. Einen Vorteil hatten wir also dadurch, wir waren jetzt im Besitz einer Schußwaffe!
    „Massers mitkommen," sagte er leise. „Pongo zeigen, Massers lachen!"
    Ich wußte wirklich nicht, weshalb uns in unserer verzwickten Lage danach zu Mute sein sollte. Aber er mußte immerhin eine Neuigkeit für uns haben.
    Etwas weiter, ein Stück vom Bahndamm entfernt, lag der Askari reglos am Boden.
    „Hast du ihn erschlagen?" fragte Rolf ärgerlich. Es war also auch meiner Meinung, daß Pongo eine unverzeihliche Dummheit begangen hatte.
    „Nicht tot," beruhigte er uns, „nur fest schlafen." Wir wußten, er meinte also tiefe Bewußtlosigkeit.
    „Weshalb hast du das getan?" fragte Rolf weiter. „Hättest du ihn nicht lieber gehen lassen sollen?"
    Wir konnten das Gesicht unseres Riesen nicht erkennen, aber seine Stimme hatte einen eigenartigen Klang, wie immer, wenn er gut gelaunt war.
    „Massers Askari genau ansehen," erwiderte er. „Dann lachen!"
    Wir bückten uns zu dem am Boden Liegenden nieder und sahen ihm aus nächster Nähe ins Gesicht, und dann waren wir doch maßlos überrascht.
    Der Mann in der Tracht eines Askaris war niemand anderes als unser guter Mohammed Tip!
    Ja, daß war wirklich spaßig! Der Araber als Askari verkleidet. Da konnte man wirklich lachen! Und dann war er uns auch noch zu allem Unglück in die Arme gelaufen! Wie mußte er erstaunt gewesen sein, als er plötzlich, nichts Böses ahnend, von unserm Pongo überfallen worden war.
    Vielleicht hatte er ihn aber nicht einmal erkannt, Pongo hatte ihn sicher von hinten angegriffen!
    Unser guter Mohammed hatte einen Brotbeutel umgehängt, an dem auch eine Feldflasche hing. Und zu einem Bündel gewickelt, hatte er seine Zivilsachen mit einem Riemen verschnürt.
    „Na, der soll sich jetzt nur nicht von den Engländern erwischen lassen," sagte Rolf. „Die hängen ihn einfach auf. Er hat doch sicher einen Askari umgebracht und ihm die Sachen abgenommen. Wie kommt er sonst dazu? Was machen wir aber nun mit ihm? Lassen wir ihn hier liegen, daß die Engländer ihn möglicherweise finden, dann verrät er uns das zweite Mal! Und wir können ihn doch nicht einfach totschlagen? Wenn er auch von uns einen gehörigen Denkzettel verdient hätte — unser Pongo hat ihm den ja schon erteilt, — aber so hart wollen wir denn doch nicht mit ihm umgehen."
    „Wenn wir ihn gebunden irgendwo hinlegen?" schlug ich vor.
    „Das ist dasselbe," widersprach Rolf. „Dann fressen ihn die wilden Tiere."
    „Massers Araber mitnehmen," riet Pongo.
    „Das fehlte auch noch gerade, daß wir uns mit ihm auf der Flucht herumschleppen!

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