Rolf Torring 042 - Unsere Kopfpreise
Mineralwasserflaschen in den Gang pressen. Durch sie wird der heiße Luftstrom, der jetzt hier hindurchgetrieben wird, bedeutend abgedämpft. Die anderen, noch frei bleibenden Öffnungen müssen wir dann mit den Säcken, die um die Gewehre geschnürt sind, verstopfen. Aber schnell."
Wir hoben die schwere Kiste, die auf einer anderen ebenso großen stand, herunter. Dabei entdeckten wir, daß die untere Kiste ebenfalls mit Mineralwasserflaschen gefüllt war.
„Sehr gut," rief Rolf, dann können wir die Säcke, die wir in die Öffnungen pressen müssen, ordentlich tränken. Damit können wir vielleicht verhindern, daß sie anbrennen."
Schnell schoben wir die erste Kiste in den Felsengang, der zu der brennenden Hütte führte. Der Luftstrom, der uns aus diesem Schacht entgegenkam, war glühend heiß, aber als wir die schwere Kiste ungefähr vier Meter hineingeschoben hatten, wurde es schon erträglicher.
„Nicht weiter," rief Rolf, „sonst brennt sie in der Glut der Hütte an. Schnell her mit den Säcken."
Die kleinen Öffnungen, die natürlich geblieben waren, wurden schnell mit den Säcken, die wir kräftig mit dem Mineralwasser getränkt hatten, verstopft. Jetzt waren wir wenigstens vor dem heißen Luftstrom und dem ätzenden Rauch der Hütte geschützt.
„Der Offizier konnte natürlich nicht wissen, daß wir hier drin sind," meinte Rolf, als wir uns wieder in die Felsenhöhle zurückgezogen hatten, „sonst hätte er wohl kaum das Kommando zum Verbrennen der alten Hütte gegeben. Nun sind wir allerdings gezwungen, längere Zeit hier zu bleiben, bis sich die Trümmer der Hütte abgekühlt haben. Das kann gut bis morgen dauern."
„Na, wir haben ja genügend Proviant hier," sagte ich. „da läßt es sich schon aushalten. Doch jetzt öffne die Schachtel, die wir bei dem Ermordeten gefunden haben, vielleicht kommen wir dadurch auf die Spur seiner Mörder."
„Richtig," rief Rolf, „das hätte ich beinahe vergessen." Er zog die flache Schachtel aus der Tasche und schnitt das dünne Blech vorsichtig mit seinem Messer auf. Der Inhalt bestand aus einem Briefbogen und zwei Blatt Papier, die anscheinend unbeschrieben waren.
„Gerade diese beiden Papiere werden das Wichtigste sein," meinte Rolf nachdenklich, „denn ohne zwingenden Grund wird sie der Ermordete kaum in diese Schachtel eingelötet haben. Ich muß sie also besonders gut aufbewahren. Hier, Hans, nimm sie solange, ich will erst den Brief hier vorlesen."
Er faltete den Bogen auseinander und las vor: Mozambique.
Ich weiß nicht recht, ob ich Wilkens trauen darf. Deshalb werde ich die beiden Karten meines Vaters zusammen mit diesem Brief in eine Schachtel löten und in der Stiefelsohle verbergen. Sollte ich mein Ende auf diesem abenteuerlichen Ritt finden, dann kann vielleicht später ein ehrlicher Mensch, der diese Schachtel öffnet, meiner Tochter Carmen zu ihrem Vermögen verhelfen. Wenn es nicht nur ein Traum ist, um den ich mein Leben hingegeben habe. Doch ich will hoffen, daß mein Vater keine Fieberphantasien gehabt hat, sondern die Wahrheit sprach. Dann sind die Elfenbeinschätze, die er vergraben mußte, mein Eigentum. Und ich hinterlasse sie meiner Tochter Carmen, falls ich auf dem gefährlichen Ritt umkommen sollte.
Wilkens behauptet zwar, daß er die Gegend genau kennt. Und er hat sich sehr viele Jahre im Lande aufgehalten, wie ich gehört habe. Ja, er sagte mir sogar, daß über den vergrabenen Elfenbeinschatz meines Vaters bereits Legenden beständen. Dann muß es ja wahr sein. Die beiden Karten, die ich beilege, hinterließ mir mein Vater. Wenn man sie vorsichtig über dem Feuer erwärmt, dann erscheinen die Karten, die er vom Versteck des Schatzes gemacht hat. Er sagte mir im Sterben, daß ich die Karten richtig aneinanderfügen müßte. Nun, das ist nicht schwer und die Stelle, an welcher der Schatz liegt, ist gut bezeichnet.
Vielleicht hätte ich ihn lieber ohne die Begleitung Wilkens' heben sollen, aber der Mann ist sehr wertvoll, da er die Dialekte der Eingeborenen spricht und das Land genau kennt. So will ich denn in vollster Hoffnung mit ihm hinausziehen. Möge meiner Carmen ein großes Glück daraus erblühen.
Paolo de Braganza.
Rolf faltete ernst den Brief wieder zusammen und sagte leise: „Und jetzt liegt der arme Vater, der seiner Tochter Glück bringen wollte, ermordet im Flußbett. Weiß Gott. Hans, wenn wir auch selbst Flüchtlinge sind, auf deren Köpfe Preise ausgesetzt sind, wir müssen doch versuchen, ob wir
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