Rolf Torring 053 ~ Im furchtbaren Gran Chaco
daß Pongo, der wenige Schritte neben mir war, mit den Armen kräftig Wellen schlug. Ich machte es ihm nach, denn ich erkannte den Zweck. Mit diesen Wellen wurden die Ameisen, die an der Oberfläche des Weihers schwammen, an den Rand gespült.
„Kommt, wir schwimmen zum gegenüberliegenden Rand des Weihers," rief Rolf, „wir müssen die Nacht über im Wasser bleiben, denn die Ameisen werden erst bei Tagesanbruch ihre Schlupfwinkel wieder aufsuchen. Wir müssen aber festen Grund unter den Füssen haben."
Langsam schwammen wir hinüber. Es war ein erlösendes Gefühl, dem entsetzlichen Tod so knapp entronnen zu sein. Das kühle Naß linderte auch die Schmerzen der Bisse. Als wir Grund unter den Füßen fühlten, gingen wir soweit ans Ufer, daß wir bis zu den Schultern im Wasser standen.
Das Lagerfeuer, das Calcalet höhnend angesteckt hatte, brannte immer noch. Und in dem flackernden Schein konnte ich die Scharen der riesigen Ameisen, deren Weibchen über drei Zentimeter lang werden, erkennen. Nun konnte ich mir auch die Knochen der armen Füchse und Gürteltiere erklären. Sie waren von diesen kleinen, furchtbaren Räubern überrascht und getötet worden.
„Scheußlich," sagte Rolf leise neben mir, „dieser Calcalet ist ja einer der größten Schurken, die ich jemals gesehen habe. Einem solch furchtbaren Tod wollte er uns überliefern, bei vollen Sinnen von Ameisen verzehrt zu werden!"
„Ob er morgen mit Huaina zurückkommt, um sich von unserem Tod zu überzeugen?" fragte ich. „Dann wollen wir ihnen doch einen gebührenden Empfang bereiten."
„Er sagte ja, daß er morgen unsere übriggebliebenen Knochen bewundern wollte," meinte Rolf wir müssen natürlich auf jeden Fall versuchen, ihn und den Toba unschädlich zu machen, sonst sind wir dauernd in Gefahr, solange wir uns im Gran Chaco aufhalten. Dann müssen wir uns auch vom Schicksal der beiden deutschen Forscher überzeugen, von denen er sagte, daß sie verdurstet seien."
„Pongo morgen Spuren schlechter Männer folgen " sagte da der schwarze Riese ruhig. Aber im Klang seiner Stimme war ein Unterton. Pongo ließ es auf keinen Fall auf sich beruhen, daß sie ihn bei lebendigem Leibe von Ameisen hatten fressen lassen wollen.
5. Kapitel. Das Ende der Verbrecher.
Es war eine Nacht, wie ich sie nicht zum zweiten Mal durchmachen möchte. Das Wasser wirkte auf die Dauer sehr kalt, es schien aus großen Tiefen empor zu sprudeln. Und wir durften uns nicht hinauswagen, solange die Tierwelt sich von der Quelle fern hielt. Denn das war ein Zeichen, daß die gefährlichen Ameisen immer noch auf der Lichtung waren.
Wir hatten ja am eigenen Leibe verspürt, wir ihre Bisse schmerzten, und wir hatten es nur mit der Vorhut zu tun bekommen. Wenn sich erst die Scharen der gierigen Insekten auf uns gestürzt hätten, wurden wir vielleicht gar nicht mehr den Weiher erreicht haben.
Diese Ameisen richten bei größeren Tieren ihre Angriffe zuerst auf Augen, Nase und Rachen. Und die entsetzlichen Schmerzen ihrer Bisse werfen selbst eine große Raubkatze bald um. Schon die wenigen Bisse, die ich am Hals und an den Wangen erlitten hatte, brannten derartig, daß ich wieder in den Weiher zurückschritt, bis mir das Wasser bis zum Munde stand. Da hatte ich einige Linderung.
Solange sich also die Zugameisen noch in der Nähe befanden, hatten wir andere Gefahren nicht zu fürchten. Aber später konnte erstens der Jaguar zurückkommen der uns vielleicht auch im Wasser angreifen würde, dann war es aber auch möglich, daß Calcalet und Huaina früher zurückkamen. Wenn wir uns dann noch im Weiher befanden, waren sie uns gegenüber im Vorteil. Dann konnten wir den sicheren Schüssen des Jägers nicht entgehen.
Das Feuer war inzwischen erloschen, aber der Mond warf sein helles Licht über die Waldblöße. Und unsere Köpfe boten auf der glitzernden Wasserfläche ein vorzügliches Ziel. Deshalb lauschten wir gespannt in den Wald, ob wir die Annäherung unserer Feinde bemerken könnten. Auf Pongos scharfes Gehör konnten wir uns ja vor allen Dingen verlassen. Er würde sicher bemerken, wenn sich die beiden Verbrecher näherten.
Günstig war es, daß die Tierwelt seit dem Erscheinen der Ameisen völlig verstummt war. Mit untrügerischem Instinkt mußten selbst die Insekten die Annäherung der furchtbaren Räuber gewittert und sich schnell in Sicherheit gebracht haben.
Es ist eine
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