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Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Rolf Torring 084 - Der Geisterzug

Titel: Rolf Torring 084 - Der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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etwa zwanzig Meter. Da muß ich allerdings schon einen großen Teil meines Notizblocks opfern. Rolle du bitte von der Rolle Garn, die du bei dir trägst, zwanzig Meter ab"  
      Erstaunt tat ich, was Rolf verlangte, obwohl ich im Augenblick nicht wußte, was er damit bezweckte. Er drehte die freien Blätter seines Notizblockes so zusammen, daß sie eine feste Röhre von zwanzig Zentimeter Länge bildeten. Um ihre Mitte schlang er ein Ende des Garnfadens, zerfranste beide Enden der Papierrolle mit dem Messer und zündete sie an.  
      Langsam ließ er die kleine Fackel in die Schlucht hinab. Da es völlig windstill war, brannten die beiden kleinen Fackeln weiter. Das brennende Papier senkte sich immer tiefer. Ich wurde leicht unruhig, denn mir kam in den Sinn, daß sich auf dem Grunde der Schlucht ja ein explosives Erdgas befinden könnte.  
      Wir konnten vom Rande der Schlucht zwar nicht auf zehn Zentimeter genau feststellen, wieviel Zwischenraum zwischen der kleinen Fackel und dem Boden der Schlucht noch war, ich schätzte aber auf anderthalb Meter. Da wurden beide Flammen plötzlich unruhig, flackerten empor, wurden schwächer und verlöschten kurz.  
      „.Ich ahnte es," sagte Rolf, „auf dem Grunde der Schlucht hat sich Kohlensäure gesammelt. Kannst du dich entsinnen: in der Mandschurei gab es einen Gebirgspaß, der die gleiche Eigentümlichkeit aufwies. Auch dort konnten nur Reiter hinüber, weil sich ihre und der Pferde Köpfe oberhalb der Gefahrenzone befanden. Hier liegt der gleiche Fall vor. Deshalb müssen die Leute Pferde benutzen. Sie selbst tragen wohl Gasmasken, um ganz sicher zu gehen. Der Tarnung nach außen hin haben sie sie wie Totenköpfe bemalt."  
      „Da können wir jetzt gar nicht in die Schlucht hinein!" erwiderte ich.  
      „Es hat jetzt keinen Zweck. Wir wollen ihr am Abend, wenn der Geisterzug das Gelände verlassen hat, einen Besuch abstatten. Da nehmen wir Gasmasken mit, die Kohlensäure abhalten."  
      „Und was meinst du, warum der Geisterzug dreimal am Tage heimlich zur Schlucht zurückkehrt und sie morgens, mittags und abends auf galoppierenden Pferden verläßt?" fragte ich. „Das muß doch auch einen ganz bestimmten Grund haben"  
      „Vielleicht tritt die Kohlensäure zu bestimmten Tagesstunden, also periodisch, stärker auf," entgegnete Rolf. „Vielleicht steigt das Gas dann höher, daß auch die Pferde ersticken würden. Aber das trifft den Grund nicht. Sie brauchten ja nicht immer zurückzukehren, wenn nicht noch ein anderes Geheimnis vorliegen würde."  
      „Sie müßten auch den Pferden Masken aufsetzen'," meinte ich. „So etwas gibt es doch schon. Dann hätten sie gar nicht nötig, wenn sie sich die Schlucht schon für irgendein dunkles Handwerk ausgesucht haben, so minutengenau zu entfliehen. Sie müssen sich doch sagen, daß sich die britischen Behörden durch den Mummenschanz, den sie hier treiben, nur kurze Zeit abhalten lassen, mit allen technischen Errungenschaften der Neuzeit der Sache auf den Grund zu gehen."  
      „Darüber brauchen wir uns jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen, Hans. Das werden wir auf jeden Fall erkennen, wenn uns das eigentliche Geheimnis der Männer klar wird, wenn wir herausgefunden haben, welchen Zweck sie damit verfolgen, immer wieder in die Schlucht zurückzukehren. Vielleicht haben sie hier ein Lager verbotener Waren angelegt. Vielleicht lagert Rauschgift in größeren Mengen hier, Opium vielleicht. Es gibt so viele Möglichkeiten! Wir gehen jetzt zurück. Der Resident muß uns unauffällig Masken besorgen. Am Abend kehren wir nach hier zurück. Wir haben noch genügend Zeit, um bis zum Dunkelwerden gründlich zu schlafen. Vielleicht kommen wir in der Nacht nicht dazu."  
      „Ich glaube, wir haben in kurzer Zeit, bei einem ersten Besuch, mehr erreicht als die Polizei in Wochen," sagte ich, innerlich irgendwie froh. Wir schritten wieder dem Vindhya-Park zu. „Auf das Vorkommen von Kohlensäure hier ist wohl noch niemand gekommen."  
      „Es wird auch noch niemand in der Mandschurei an der Stelle gewesen sein, wo sich ein ähnliches Naturschauspiel findet. Im Prinzip ist das übrigens nichts anderes als die bekannte Dunsthöhle in Bad Pyrmont, über die schon Goethe staunte. Er ließ sich ein paar Flaschen voll abfüllen und nahm sie mit an den Hof nach Weimar, wo er zum Staunen und zum Ergötzen der Hofgesellschaft die kleinen 'Kunststücke' vorführte, die der Führer an der Dunsthöhle damals zeigte und

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