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Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk

Titel: Rolf Torring 085 - Der Meeres-Spuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Sampan nicht zur Verfügung stellen könnte.  
      Hearst erklärte sich bereit, das Fahrzeug gegen Bargeld zu kaufen. Der alte Inder blieb bei seiner Weigerung. Dann sagte er plötzlich einen Satz, der uns alle aufhorchen ließ:  
      „Sahibs, ich darf es nicht. Die Sonnengöttin würde mich bestrafen."  
      Wir blickten erst den Alten, dann Rolf erstaunt an. Welches Geheimnis spann hier seine Fäden aus uralten Zeiten bis in die Gegenwart?  
      Rolf fragte lächelnd, ob die Sonnengöttin noch existiere oder ob sie in ihrem Tempel umgekommen sei. Da wich der Alte erschrocken vor Rolf zurück, als sähe er einen Geist, wandte sich kurz um und eilte in seine Hütte.  
      „Lassen Sie nur!" wehrte Rolf ab, als der Sergeant hinter dem Inder herstürzen wollte. „Wir bekommen auch anderswo einen Sampan. Da dürfen wir nur nicht erzählen, daß wir in die berüchtigte Bucht fahren wollen."  
      „Herr Torring," sagte Hearst stockend, „was für eine Bewandtnis hat es denn mit der Sonnengöttin?"  
      „Sie wird Ihnen vielleicht Ihre Tochter wiederbringen," gab Rolf zur Antwort. Das klang sehr rätselhaft. Er schritt uns so schnell voraus, daß wir im Augenblick keine weiteren Fragen an ihn richten konnten.  
      Beim nächsten Fischer bekamen wir leihweise einen Sampan und ruderten mit ihm schnell in die Bucht hinaus. Wir fuhren in südwestlicher Richtung, denn wir mußten um die Landzunge herum gelangen, die vor der Bucht lag. Auf Rolfs Anweisung fuhren wir zunächst ein beträchtliches Stück ins Meer hinaus, weil der Fischer vor seiner Hütte uns nachblickte.  
      Dabei kamen wir einer der zahllosen Inseln nahe, die sich von hier aus nach Süden über diesen Teil des Golfs erstreckten. Rice hatte recht: die Vegetation war so üppig, daß es sinnlos schien, hier eindringen zu wollen. Nur durch mühevollste Arbeit mit dem Buschmesser hätte man sich einen Weg bahnen könnnen.  
      In weitem Bogen fuhren wir schließlich der Landzunge zu, die nach Süden hin die Bucht abschloß. Rolf schien schon einen bestimmten Plan zu haben, denn er steuerte den Sampan gerade auf die Spitze der Landzunge zu. Sobald wir Pongo sehen konnten, winkte er ihm zu, uns mit dem bei ihm wartenden Taucher zu folgen. Die beiden bestiegen sofort das Boot und folgten uns.  
      Rolf lenkte unseren Sampan zur südlichen Seite der Landzunge, die der Bucht abgekehrt lag, und rief uns leise zu, jetzt ganz langsam zu fahren und dicht am Ufer entlang.  
      Es dauerte nur kurze Zeit, bis uns Pongo mit seinem Boot eingeholt hatte.  
      Ich beobachtete, daß Rolf sich häufig umdrehte und die Inseln musterte, die hundert Meter entfernt westlich lagen. Es waren die Inseln, von denen Rice erzählt hatte, daß sich ihr Mangrovendickicht bis ins Meer hinein erstreckte.  
      Bald wandte Rolf seine Aufmerksamkeit dem nahen Rand der Landzunge zu. Rice hatte wieder recht: hier konnte kein Mensch eindringen.  
      Schroff fielen an den meisten Stellen die Felsen ins Meer. Wo sie etwas zurücktraten, starrte uns ein dorniges Dickicht entgegen. Ohne kräftigen Gebrauch des Buschmessers hätte man nicht einen einzigen Meter vorwärtskommen können.  
      Unsere Begleiter begannen die Köpfe zu schütteln. Sie hielten es sicher für zwecklos, hier entlangzufahren. Plötzlich rief Rolf:  
      »Halt! Hier könnte es sein. Ja, es ist auch nicht so weit entfernt!"  
      Er blickte auf eine Stelle der Landzunge, an der sich das Dickicht bis ins Meer hineinschob.  
      Wie wollte er zwischen den glatten, knorrigen Wurzeln der Mangroven, die bei Ebbe freilagen, das Land betreten? Das war mir ein Rätsel. Was er mit der Entfernung zur nächsten Insel, wie er durch Wort und Blick angedeutet hatte, meinte, war mir und sicher auch den anderen unklar.  
      Rolf beugte sich weit im Sampan vor und betrachtete die Mangrovenwurzeln genau. Dann deutete er auf einige Stellen und sagte zu Rice, dem Tigerjäger:  
      »Sie können doch Spuren lesen, Herr Rice? Was meinen Sie hierzu?"  
      Gespannt schauten wir alle auf die Wurzeln, auf die Rolf deutete. Tiefe Einschnitte ließen sich an den armstarken Wurzeln erkennen. Rice rief nach kurzem Besinnen:  
      „Das sieht so aus, als würde hier öfter ein Sampan zwischen den Wurzeln hindurch befördert."  
      „Die Stelle habe ich gesucht," sagte Rolf nicht ohne einen leisen Triumph in der Stimme. „Ich will Ihnen, meine Herren, meine Vermutungen teilweise offenbaren. Der Gorilla muß eine

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