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Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott

Titel: Rolf Torring 087 - Der Krokodil-Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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meinte Tom leichthin. „Der Alte hat uns neugierige Besucher vom Leibe gehalten. Wenn er nicht mehr kommt, werden wir uns anders zu helfen wissen. Sie sind das beste Beispiel, daß Neugierigen der Besuch der Insel, die wir als unser Eigentum betrachten, nicht immer gut bekommt. Des Brahmanen Reden habe ich mir angehört. Er hat etwas Abwechselung in unser ödes Leben hier gebracht. Schade! Jetzt ist er also auch wütend. Da müssen wir ihn gefangen nehmen, damit er keine Dummheiten macht und uns verrät. Das wollten Sie mir mitteilen? Sehr anständig von Ihnen. Ich werde meinen Kameraden gegenüber meinen Standpunkt verteidigen, daß Sie nicht sterben sollen."  
      „Tom!" rief Rolf noch einmal, und das klang sehr eindringlich. „Sie werden Gowida nicht gefangen nehmen können. Ihre Kameraden Kell und Snowdon haben am eigenen Leibe verspürt, daß es unmöglich ist. Hören Sie auf mich! Ich spreche nur in Ihrem Interesse. Gowida wird Sie heute abend mit Hilfe seiner Getreuen, seiner Krokodile, von der Insel vertreiben. Ich bat ihn, Ihr und Ihrer Mitarbeiter Leben zu schonen. Er hat mir das Versprechen gegeben, sofern Sie keinen Widerstand leisten und sich nicht zur Wehr setzen. Er läßt Ihnen aber durch mich bestellen, daß Sie Ihre im Dickicht des Ufers versteckten Boote bereithalten sollten, da zur Flucht wenig Zeit wäre. Beherzigen Sie die Warnung! Tom, Sie wissen, daß ich nicht der Mann bin, Sie ohne Grund zu warnen. Sie werden nicht dazu kommen, sich zu verteidigen. Halten Sie also die Boote bereit!"  
      Der Anführer räusperte sich zunächst energisch. Rolfs ernste Worte schienen nicht ohne Eindruck geblieben zu sein. Dann aber lachte er auf und meinte, wenn auch weniger überlegen als bisher:  
      „Herr Torring, Sie sind vielleicht zu leichtgläubig und den Geheimnissen des Wunderlandes Indien, des Sonnenlandes, wie Sie sich ausdrückten, zu sehr verfallen. Sie leben seit langer Zeit in Indien. Da verliert man leicht die Maßstäbe. Ich will Ihnen zugestehen, daß Sie ernsthaft an übernatürliche Kräfte der braunen Burschen glauben, die wir nicht erklären könnten. Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert, im Jahrhundert der Technik, des Realen, der Nüchternheit, des Geschäfts. Für Wunder hat unser Leben, hat unsere Zeit keinen Raum mehr. Jawohl! Keinen! Ich kann verstehen, daß der alte Gowida wütend ist, weil wir uns über ihn lustig gemacht haben, statt seine Predigten ernst zu nehmen. Das ist menschlich verständlich. In seiner Wut, in seinem Zorn kann er uns gefährlich werden, wenn er die Insel verlässt. Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als auch ihn gefangen zusetzen. Die Gefangennahme werde ich persönlich leiten, denn Kell und Snowdon scheinen durch ihr Erlebnis mit Gowida etwas verstört zu sein."  
      „Du wärest auch verstört, Tom, wenn du von Gowida gelähmt worden wärest," meinte Snowdon. „Du kennst uns sehr genau und weißt, daß wir uns nicht leicht ins Bockshorn jagen lassen. Aber das war unheimlich! Wenn ich dir einen Rat geben soll, befolge die Warnung des Herrn Torring! Halte die Boote klar! Es kann schon sein, daß wir sie plötzlich und sehr dringend brauchen. Brauchen wir sie nicht, ist es umso besser! Aber Vorsicht kann nie schaden! Die Inder halten zusammen, wie die Kletten. Ich glaube zwar auch nicht, daß die Getreuen, von denen Herr Torring gesprochen hat, Gowidas Krokodile sind. Aber es kann sein, daß er in der Gegend hier viele Anhänger hat. Wenn er die zusammenruft, kann sich ein großer Haufen bilden, eine Übermacht, der wir nicht gewachsen sind. Wir können verloren sein, wenn wir nicht rechtzeitig eine Möglichkeit zur Flucht haben."  
      „Erst werde ich mal den Alten ausschalten," lächelte Tom. „Dann werdet ihr wieder anders reden. Davon bin ich fest überzeugt. Paßt hier solange auf, bis ich den Alten ..."  
      Der Anführer verstummte plötzlich. Er stand bewegungslos. Nicht einmal dazu hatte er noch Zeit gefunden, den Mund zu schließen. Auch Kell und Snowdon verharrten in der Stellung, die sie gerade eingenommen hatten. Hinter uns seitwärts lag ein Fenster. Als ich den Blick dahin wandte, sah ich das Gesicht des alten Gowida, dessen Augen auf die drei gerichtet waren.  
      Selbst mich blendete der Glanz, der in den Augen Gowidas lag. Deshalb wandte ich mich sofort wieder ab. Ein paar Sekunden verstrichen nur, dann kam wieder Leben in die Glieder der Männer vor uns.  
      „Donnerwetter! Was war denn das?" stotterte Tom.

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