Rolf Torring 107 - Lola Montua
gefahndet worden war.
Als wir wieder auf der Jacht waren und Pongo mit dem Einkauf von Lebensmitteln betraut hatten, fragte ich Rolf, ob es nicht besser wäre, zuerst die Tempelruine im Garten Lizionas zu untersuchen, da ich hoffte, Kapitän Hoffmann dort zu finden.
Rolf hielt das für unwahrscheinlich, glaubte aber, daß Hoffmann nur als Geisel verschleppt worden sei, um gegebenenfalls auf uns einen Druck auszuüben. Mit John hatte Rolf noch eine längere Unterredung. Wir konnten uns auf ihn verlassen und wagten es, ihm die Jacht allein anzuvertrauen. Als Pongo die Rucksäcke gepackt hatte, warfen wir sie über und ließen uns zum Kai rudern, wo wir zu unserem Erstaunen keinen Bettler antrafen.
Auf Rolfs Veranlassung hatte Pongo einen Wagen bestellt, der am Ausgang der Stadt auf uns wartete. Kommandant Montua hatte uns den Wagenbesitzer, der sein Vehikel selber steuerte, empfohlen. Er stand bei der Fahrt in militärischem Dienst, wie Montua in einer kurzen Notiz dem Fahrer mitteilte, die Rolf dem Manne übergab.
Als wir alle im Wagen saßen und abfuhren, schaute Rolf sich wiederholt um und sagte:
„Mir fällt auf, Hans, daß wir von keiner Seite beobachtet oder verfolgt werden. Ich vermute, daß unsere Gegner eine Überraschung für uns bereithalten. Hoffentlich ist es keine Falle, die wir übersehen und in die wir hineinfallen!"
„Vielleicht haben sie gar nicht bemerkt, Rolf, daß wir zu der Exkursion aufgebrochen sind. Am Kai war ja auch kein Bettler. Wo mögen sie alle geblieben sein? Hat übrigens die Polizei ermitteln können, wem der Wagen gehörte, den wir mit nach Soerabaja brachten?"
„Einem Kaufmann in Soerabaja gehört er, dem er angeblich gestohlen worden war. Uns soll es recht sein. Die Gefahr ist ja glücklicherweise an uns vorübergegangen. "
„Fahren wir jetzt direkt zu der Lichtung, Rolf?"
„Nein, Hans! Ich habe dem Fahrer Bescheid gesagt, daß er einen kleinen Umweg fährt, denn wir müssen damit rechnen, auf der Lichtung die Bettlergilde wieder anzutreffen. Ich möchte jede Spur hinter uns verwischen. Unser Fahrer wird ja den Mund halten, da er augenblicklich im Dienste des Militärs steht."
Wir hatten für die Expedition Trago mit guten Waffen ausgerüstet und Maha mitgenommen. Im stillen bewunderte ich den Mut Tragos, der die Gefahren, denen wir entgegengingen, genau kannte. Aber er wollte unbedingt den Tod seines Bruders rächen. Das konnte ich verstehen.
An einer Stelle unweit der Lichtung, die wir auf einem Umweg angesteuert hatten, ließ Rolf den Wagen halten. Wir stiegen aus und begannen die weiteren Nachforschungen.
3. Kapitel
Geheimnisvoller Urwald
Seit Stunden wanderten wir schon durch den immer dichter werdenden Urwald. Pongo hatte die kleine Lichtung, auf der uns am Morgen die Bettler erwartet hatten, genau abgesucht und auch die Umgebung der Lichtung. Dabei hatte er einen ehemaligen Wildpfad gefunden, der etwas überwuchert war, auf dem wir aber leichter vorwärtskamen, als wenn wir uns durch den Urwald mit dem Messer hätten hindurch schneiden müssen. Vielleicht hatte vor acht Jahren der Wildpfad, der damals bestimmt von Großwild benutzt worden war, auch bei der Verschleppung Frau Montuas eine Rolle gespielt.
Als die Sonne immer tiefer dem Horizont entgegen sank, schlug Rolf vor, eine geeignete Stelle für ein Nachtlager zu suchen. Da wir, um uns nicht zu sehr zu belasten, keine Zelte mitgenommen hatten, mußten wir allerdings in unseren leichten Decken auf dem Erdboden schlafen.
Pongo hatte bald einen guten Platz entdeckt, den er für die Nacht zurechtmachte. In der Nähe floß ein kleiner Bach. Genügend trockenes Holz war vorhanden, um ein Feuer anzumachen, über dem wir die Konserven, die wir als Proviant mitgenommen hatten, wärmen konnten. Gegen die Stechmücken waren wir durch Pongos Kraut gesichert. Wilde Tiere würde Maha rechtzeitig bemerken. So saßen wir bald sorglos zusammen und verzehrten mit Genuss unter lebhaften Gesprächen unser Abendbrot.
Die Wachen waren ausgelost. Da Trago nachts noch nie eine Wache im Urwald gehalten hatte, hatten wir ihn nicht eingeteilt. Er wollte alle sechs Stunden mit einem von uns wachen, um die Gefahren des Urwaldes an einem Lagerplatz kennen zu lernen und zu erfahren, wie man sich dabei zu benehmen hat.
Pongo hatte die erste Wache gezogen. Als die Nacht hereinbrach, legten wir uns nieder.
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